Der Gegenschlag - Extreme Measures
das Gesetz verstoßen habe.«
Lonsdale war ein wenig überrascht, dass Rapp ihr so bereitwillig antwortete. »Gut, also, fangen wir mit dem ersten Vergehen an. Einen Offizier der United States Air Force zu schlagen … ist das ein Verbrechen?«
Rapp hatte bereits abgestritten, Captain Leland geschlagen zu haben, doch er beantwortete Lonsdales Frage trotzdem. »Ich stimme Ihnen zu, dass es ein Verbrechen ist, aber ich habe den Mann nicht geschlagen.«
»Wenn ich Sie vor den Rechtsausschuss des Senats lade, werden Sie dann auf diese Frage antworten, oder werden Sie Ihr Recht in Anspruch nehmen, die Aussage zu verweigern?«
»Ich werde Ihre Fragen wahrheitsgemäß beantworten, Madam Senator«, sagte Rapp, ohne zu zögern.
Leises Gemurmel erhob sich unter den Senatoren, die sichtlich überrascht waren. »Das heißt«, fuhr Lonsdale fort, »Sie werden die Aussage nicht verweigern.«
»Ich habe nicht den Wunsch, dieses Recht in Anspruch zu nehmen, Ma’am.«
»Lassen wir Ihre Wünsche aus dem Spiel«, erwiderte Lonsdale. Sie war es gewohnt, mit Anwälten zusammenzuarbeiten, und hatte das Gefühl, dass dieses Wort Rapp einen zu großen Spielraum verschaffen könnte. »Sie sagen also zu, dass Sie ganz offen vor meinem Ausschuss aussagen werden und auf das Recht, die Aussage zu verweigern, verzichten.«
»Ja, Ma’am.«
Rapps Offenheit kam für die Anwesenden völlig unerwartet. Die Senatoren sahen einander überrascht an. Am meisten staunte Senatorin Lonsdale selbst. Sie hatte sich immer wieder vorgestellt, wie sie Rapp vor ihren Ausschuss zitieren und dort bearbeiten musste, während er sich hartnäckig weigerte, irgendetwas zu sagen, was ihn selbst belasten könnte. Das hätte sie auch gar nicht so sehr gestört, denn schließlich war es oft genug vorgekommen, dass Leute von der CIA jede Aussage verweigerten, dabei aber einen ziemlich schuldigen Eindruck machten. Dieser plötzliche Wandel war jedoch noch besser.
Lonsdale wandte sich Irene Kennedy zu. »Und wie steht es mit Ihnen, Director Kennedy? Werden Sie vor meinem Ausschuss aussagen, oder werden Sie das Recht in Anspruch nehmen, die Aussage zu verweigern?«, fragte sie geringschätzig.
»Wie jeder amerikanische Staatsbürger behalte ich mir die Möglichkeit vor, dieses Recht in Anspruch zu nehmen.«
Lonsdale schüttelte übertrieben enttäuscht den Kopf und wandte sich wieder Rapp zu. »Also, Mr. Rapp, wenn ich Sie nach Ihrem Verhör von Abu Haggani befrage, einem Afghanen im Gewahrsam der US-Streitkräfte, werden Sie dann nicht die Aussage verweigern?«
»Ich werde Ihre Fragen beantworten, Ma’am.« Rapps Antwort kam so unerwartet, dass Lonsdale nicht recht wusste, was sie tun sollte. Ihr Stabschef spürte das, beugte sich vor und tippte ihr auf die Schulter. Lonsdale drehte sich zu Wassen um, der sich an ihr Ohr beugte.
»Es bringt nichts, wenn du hier damit anfängst, wo sie alles für geheim erklären können. Behalt deine Pfeile im Köcher, bis du sie vor deinem Ausschuss hast.«
Ein kluger Rat, wie immer, dachte Lonsdale. Sie nickte und wandte sich Bob Safford zu. »Keine weiteren Fragen, Mr. Chairman«, sagte sie.
45
ARLINGTON, VIRGINIA
Nash fuhr auf den Tennisball zu, der von der Decke der Garage herabhing, wie der Pilot einer F-18, der das regennasse Deck eines Flugzeugträgers anvisierte. Die Garage war für zwei Autos gebaut, aber nicht für zwei Autos, drei Fahrräder, zwei Kinderwagen, ein altes Dreirad, mehrere Tretroller, Skateboards und alle möglichen Schläger und Bälle, die man sich nur vorstellen konnte. Der Tennisball berührte die Windschutzscheibe, und Nash hielt an. Hier in meiner Garage bin ich sicher, dachte er. Vielleicht sollte ich die ganze Nacht hier bleiben. Aber so gern er sich für ein paar Tage verabschiedet hätte - er wollte doch die Kinder sehen.
Er stieg aus, ging um den Wagen herum und holte die Lebensmittel aus dem Kofferraum. Bei der Hintertür stellte er eine Tüte auf den Boden und probierte an der Klinke. Sie war unverschlossen. In ihm begann es zu kochen. Der ganzen verdammten Familie hatte er immer wieder gesagt, dass die Türen immer abgeschlossen sein mussten. Er öffnete die Tür und trug die Lebensmittel durch den Flur und weiter in die Küche, wo sein zehn Jahre alter Sohn einen halben Meter vor dem Fernseher saß und eine Schüssel Müsli aß. Nash stellte die Tüten auf den Boden, ging zurück in den Flur, schloss die Tür ab und öffnete seinen Waffensafe. Er nahm das schwarze Halfter mit
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