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Der Gegenschlag - Extreme Measures

Der Gegenschlag - Extreme Measures

Titel: Der Gegenschlag - Extreme Measures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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sich auf den Tisch. Rapp blickte auf und stellte fest, dass sich seit der fünfzehnminütigen Sitzungspause ihre ganze Haltung drastisch geändert hatte. Die ersten eineinhalb Stunden des Vormittags
waren der Aussage von Captain Leland vorbehalten gewesen, den man aus Afghanistan eingeflogen hatte. Lonsdale und ihre Kollegen hatten ihn so einfühlsam und rücksichtsvoll behandelt, wie es ein Staatsanwalt mit einem Vergewaltigungsopfer machen würde. Jetzt würden sie dem Vergewaltiger ans Leder gehen.
    »Mr. Rapp«, begann Lonsdale mit einem missbilligenden Stirnrunzeln, »ich hoffe, Sie haben bei Captain Lelands Aussage gut zugehört.«
    Es war angeordnet worden, dass Rapp der Aussage des Captains als Zuhörer beiwohnte. »Das habe ich, Madam Chairman.«
    »Seine Schilderung erschien mir sehr wahrheitsgetreu, wenngleich«, fügte sie hinzu und hielt ein Bündel Papiere hoch, »sie in krassem Widerspruch zu Ihrer schriftlichen Aussage steht.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass meine Aussage falsch ist?«, fragte Rapp.
    »Das will ich in der Tat. Sie sehen völlig gesund aus, Mr. Rapp, während Captain Leland offensichtlich körperlich angegriffen wurde.« Lonsdale zeigte auf Leland, der nun im spärlich besetzten Zuschauerraum saß, flankiert von seinen beiden kürzlich engagierten Anwälten.
    Rapp blickte über die Schulter zu Leland, der seine blaue Air-Force-Uniformjacke und eine dazu passende Schlinge trug. Den Kopf hatte er so geneigt, dass man sein blauschwarz verfärbtes Auge nicht übersehen konnte. Rapp wandte sich wieder Lonsdale zu. »Das heißt, Sie haben sich bereits Ihr Urteil gebildet, ohne meine mündliche Aussage zu hören?«
    »Sie werden Gelegenheit bekommen, die Sache aus Ihrer Sicht zu schildern, aber so viel ist klar - leicht werden Sie es nicht haben, Mr. Rapp.«

    »Nun, es ist beruhigend, zu wissen, dass eine so faire und unparteiische Vorsitzende diese Anhörung leitet«, bemerkte Rapp voller Sarkasmus. »Und da wundern Sie sich, warum so alarmierend viele die Aussage verweigern, wenn sie vor diesen Ausschuss kommen?«
    Lonsdale kniff die Augen zusammen, und sie wollte schon auf Rapps Vorwurf antworten, als weiter hinten im Raum Unruhe entstand. Rapp widerstand dem Drang zurückzublicken, denn das war das Signal für die erste handfeste Überraschung. Lonsdale und die anderen Senatoren wandten ihre Aufmerksamkeit dem Mittelgang des Ausschusssaales zu. Rapp hörte die tiefe Baritonstimme und verkniff sich ein Lächeln. Er wusste, was passieren würde, und verstand vielleicht besser als die meisten Anwesenden, dass es ein historischer Moment war. Es war wahrscheinlich das erste Mal, dass ein Mitglied der Regierung, also der Exekutive, auf diese Weise in das Geschäft des Parlaments, der Legislative, eingriff.
    »Madam Chairman«, dröhnte die Stimme lauter als alles, was man an diesem Vormittag bisher gehört hatte. »Ich entschuldige mich für mein Eindringen, aber ich habe hier etwas, das für Ihren Fall von großer Bedeutung ist.«
    Rapp gestattete es sich nun, sich zu England umzudrehen. Der Verteidigungsminister war Mitte fünfzig und hatte dichtes graues Haar. Er galt in Washington als einer der sympathischsten Angehörigen der Regierung. England schritt an Rapps Tisch vorbei, ohne ihn anzusehen, und blieb vor einem langen Holztisch stehen, der zwischen dem Zeugentisch und dem erhöhten Podium stand. Die Senatoren sahen einander an, zum Teil amüsiert, zum Teil besorgt.
    »Secretary England«, sprach Lonsdale sichtlich nervös in ihr Mikrofon, »das ist eine geschlossene Anhörung,
und nachdem Sie nicht auf der Zeugenliste stehen, werde ich …«
    England knallte ein zehn Zentimeter dickes Bündel Dokumente auf den Tisch. »Ich werde nur eine Minute von Ihrer Zeit in Anspruch nehmen«, verkündete er mit lauter Stimme, »und nachdem Sie, Madam Chairman, es für angebracht gehalten haben, sich mit dem Alltagsgeschäft des Verteidigungsministeriums zu beschäftigen, erachte ich es als meine Pflicht, es genauso zu machen.«
    »Es tut mir leid, aber …«
    »Ist schon in Ordnung«, fiel ihr England ins Wort. »Geschätzte Mitglieder des Ausschusses«, fuhr er fort und überblickte die Reihe der Senatoren, »ich habe hier eine unterschriebene Aussage von General Garrison, dem Kommandanten des Stützpunktes von Bagram in Afghanistan. Er ist somit Captain Lelands befehlshabender Offizier. General Garrison war bei dem Vorfall, den Sie hier behandeln, dabei.«
    »Secretary England«, begann

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