Der Gegenschlag - Extreme Measures
Beherrschung verlieren.«
So ungern Nash es sich auch eingestand, aber Hurley kam der Wahrheit näher, als ihm lieb war. »Und - was willst du mir damit sagen?«, fragte er gereizt.
»Was ich sagen will, du Armleuchter, ist, dass Rom in Flammen steht, während du dich mit deinem Liebesleben herumplagst. Das ist genau das Problem mit diesem ganzen Land. Den Leuten geht’s so gut, dass jeder sich mit irgendwelchen Luxusproblemen beschäftigt. Neunzig Prozent der Politiker in dieser Stadt denken entweder,
dass es keinen Krieg gegen den Terrorismus gibt, oder dass diese Fanatiker uns schon in Ruhe lassen werden, wenn wir nur nett genug zu ihnen sind. Das wird nur leider nicht passieren. Die Hunnen stehen vor den Toren Roms, und wir sitzen herum und diskutieren über die Rechte von Minderheiten, über Waffenbesitz und globale Erwärmung und solche Sachen. Irgendwann werden diese Idioten aufwachen, aber dann ist es vielleicht zu spät.« Hurley blickte sich kurz um, um sich zu vergewissern, dass niemand in der Nähe war, ehe er fortfuhr: »Du musst wieder mit deiner Frau schlafen, Junge, und dann musst du herausfinden, wer eure Operationen an diesen verdammten Journalisten von der Post verrät, und dem Kerl musst du eine Kugel in den Kopf jagen.«
»Also wirklich, Stan, das kannst du nicht ernst meinen.«
»Was genau?«
»Ich kümmere mich um mein Liebesleben, okay? Also, haken wir das Thema mal ab.«
Hurley strich sich mit der Hand über sein faltiges Gesicht. »Junge, wenn jemand in Langley irgendeine Scheiße an die Journalisten ausplaudert, dann ist er ein Verräter, und in unserem Geschäft wird so jemand durch die Hintertür hinausgeführt und verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Zumindest war es so, bis diese Waschlappen ans Ruder kamen und alle die Nerven verloren.«
»Du willst, dass ich einen Kollegen von der CIA umbringe?«, fragte Nash ungläubig.
»Du hast schon öfter jemanden umgebracht. Sag mir jetzt nicht, dass du die Nerven verlierst.«
»Ich hab noch nie einen Amerikaner getötet.«
»Der Kerl, der das getan hat, ist vor allem ein Verräter, der eine Geheimdienstoperation preisgibt, die mehr zum
Schutz dieses Landes beiträgt als alles, was wir in den letzten zwanzig Jahren hier getan haben. Und jetzt haben wir die Bestätigung, dass es irgendwo da draußen eine dritte Zelle gibt. Worauf zum Teufel wartest du noch? Willst du, dass sie eine Schule voller Kinder in ihre Gewalt bringen und in die Luft jagen? Willst du einen verdammten Atompilz über dem Kapitol sehen?«
»Nein.« Nash schüttelte den Kopf. Das waren die Alpträume, mit denen er seit Nine-Eleven lebte.
»Dann sieh zu, dass du wieder zu dir kommst, und findet diese Dreckskerle, bevor sie zuschlagen.«
28
LUFTSTÜTZPUNKT BAGRAM, AFGHANISTAN
Leland stellte sich in der Kantine an und schob sein Tablett im Gehen weiter. Nachdem er den rechten Arm nicht benutzen konnte, wählte er die Pasta statt des Fleischgerichts, das auch mit zwei gesunden Händen und einem scharfen Messer nicht leicht zu schneiden war. Er ging an der Salatbar vorbei und nahm sich dafür ein Stück Heidelbeerkuchen, ehe er sich dem schwierigsten Teil zuwandte und sich in dem großen Speisesaal umsah. Es ging wieder einmal darum, den richtigen Platz zu finden, am besten neben jemandem, den er mochte.
Der Saal war kaum zu einem Drittel voll. Leland blickte sich nach einem vertrauten Gesicht um, fand aber keines. Für gewöhnlich war er um diese Zeit im Dienst, doch Garrison hatte ihm diesen Abend freigegeben. Ihm war nicht nach Smalltalk zumute, und so setzte er sich an einen leeren Tisch, stellte das Tablett ab und ging hinüber zu den Getränken. Er nahm sich ein Glas und füllte es
mit Eiswürfeln und Cola light. Als er am Tisch saß, nahm er erst einmal einen Schluck. Er dachte an den Rat, den ihm der General gegeben hatte - dass er achtundvierzig Stunden abwarten solle, bevor er seinen offiziellen Bericht schrieb.
Leland war versucht, sich über Garrisons Rat hinwegzusetzen, doch er wusste nicht, wem er trauen konnte. Die ganze Sache war so grundfalsch, dass sein Kopf schmerzte, wenn er an all die Kompromisse dachte, die man von ihm verlangte. Und um das Ganze noch schlimmer zu machen, hatte ihn Garrison dann auch noch zu einem Gespräch unter vier Augen eingeladen. Ganz inoffiziell, zwischen zwei Absolventen der Air Force Academy. Garrisons Worte schmerzten ihn mehr als die Verletzungen, die ihm dieser Killer von der CIA zugefügt hatte. Sein Vorgesetzter
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