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Der Gegenschlag - Extreme Measures

Der Gegenschlag - Extreme Measures

Titel: Der Gegenschlag - Extreme Measures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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und rückte ihre silberne Jacke zurecht. Dann ging sie den Mittelgang entlang und strich sich ihr schulterlanges schwarzes Haar zuerst auf der linken, dann auf der rechten Seite hinter das Ohr. Sie verlangsamte
ihre Schritte, als sie am Tisch der Parteispitze vorbeikam.
    »Gute Arbeit, Gentlemen«, sagte sie mit einem falschen Lächeln. Sie blieb vor dem altgedienten Senator aus Illinois stehen und beugte sich vor. »Sehen Sie zu, dass Sie die Sache wieder geradebiegen, Dickie«, fügte sie hinzu. »Das ist ja peinlich für uns alle.«
    Lonsdale verließ den Saal und trat in die Garderobe ein. Zwei ihrer Mitarbeiter erwarteten sie, ein Mann und eine Frau - oder genauer gesagt, ein Junge und ein Mädchen. Das Mädchen trug einen elfenbeinfarbenen Kaschmirpullover und hielt eine burgunderrote Ledermappe an die Brust gedrückt. Es war der Senatorin plötzlich zuwider, so viel Jugend vor sich zu sehen, und nachdem ihre Laune durch die Abstimmungsniederlage ohnehin schon gelitten hatte, fragte sie leicht gereizt: »Was ist denn jetzt schon wieder?«
    Die Frau, die höchstens Anfang zwanzig war, neigte ihre Mappe nach vorn und sah ihre Notizen durch. »Sie haben einen Fototermin bei der Gewerkschaft der Installateure …«
    Lonsdale hörte zu, wie ihre Sekretärin ihr voller Eifer ihre restlichen Termine des Tages auflistete. Es war nur langweiliges Zeug, doch ihr blieb nichts anderes übrig, als jeden einzelnen Termin wahrzunehmen. Der Junge trat vor. Sein Name war Trent oder Trevor oder irgendwas in dieser Art.
    »Wade Kline erwartet Sie in Ihrem Büro.«
    »In welchem?«
    »Oben.«
    Als dienstälteste Senatorin ihrer Partei hatte Lonsdale ein Büro im Kapitol und ein größeres im Dirksen Senate Office Building.

    »Hat er gesagt, was er will?«
    »Nein.«
    Ohne eine Sekunde zu verschwenden, drehte sie sich um und ging hinaus. Sie machte einen Schritt zur Treppe, dann ging sie zum Aufzug hinüber. Ihr Herz pochte angesichts der Aussicht, ihren Lieblingsmitarbeiter des Justizministeriums zu sehen. Sie wollte nicht mit gerötetem Gesicht oder außer Atem zu ihm kommen. Paula oder Pastel oder Pearl oder wie immer sie hieß sprang zusammen mit Trent in den Aufzug. Sie wartete ab, welchen Knopf ihre Chefin drücken würde. Hinunter bedeutete, dass sie zu dem Termin mit den Installateuren ging, und hinauf, dass sie zu dem gut aussehenden Anwalt vom Justizministerium wollte. Lonsdale drückte den Knopf für den dritten Stock, und die Sekretärin begann sofort auf ihrem Blackberry eine E-Mail zu schreiben, um die anderen Mitarbeiter der Senatorin zu informieren, dass sie mit Verspätung zu dem Fototermin kommen würde.
    Lonsdales Büro im Kapitol bestand aus fünf Zimmern - einem Empfangsbüro mit zwei Empfangsdamen, einem Raum, in dem fünf Assistenten zusammengepfercht waren, einem geräumigen Büro für ihren Stabschef und einem riesigen Büro für sie selbst, mit einer Terrasse, von der man den Supreme Court, das Russell, das Dirksen und das Hart Senate Office Building überblickte. Lonsdale wusste, dass Kline in ihrem Büro warten würde. Sie ging an ihren Empfangsdamen vorbei, ignorierte ihre Bitten, kurz mit ihr zu sprechen, und schloss die Tür hinter sich.
    Kline machte sich nicht die Mühe aufzustehen. Er lümmelte auf der ledernen Couch, das Jackett geöffnet, so dass seine schmale Taille und seine schlanke Figur zu
sehen waren. Er sah die Senatorin aus Missouri an. »Du siehst fantastisch aus«, sagte er anerkennend. »Was ist das, Donna Karan?«
    »Erraten.« Lonsdale stellte die Zehenspitze des linken Fußes vor den anderen Fuß, beugte das Knie und breitete die Arme aus, so dass sie eine elegante Pose einnahm. Ihre silberne Jacke und der dazu passende Rock wurden ergänzt durch einen schwarzen Gürtel, eine schwarze Bluse und schwarze Pumps. Sie sah nicht wie achtundfünfzig aus.
    »Du hast abgenommen.«
    »Bitte.« Lonsdale drehte sich um und schritt zu ihrem Schreibtisch hinüber. Sie war hocherfreut, dass es ihm aufgefallen war.
    Das Büro sah aus wie ein europäischer Salon, mit seiner fast fünf Meter hohen Decke mit vergoldeten Stuckverzierungen, dem riesigen Steinkamin und den großen Ölgemälden von gut genährten Männern aus vergangenen Jahrhunderten. Lonsdale öffnete die linke obere Schublade ihres Schreibtisches und nahm eine Schachtel Marlboro Lights heraus. Sie hielt das Päckchen hoch, damit Kline es sehen konnte.
    »Gönnen wir uns eine Zigarette?«
    »Was glaubst du, warum ich hier bin?«,

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