Der Gegenschlag - Extreme Measures
fragte Kline lächelnd. »Außer um dich zu sehen natürlich.«
Die beiden gingen auf die Terrasse hinaus, wie zwei Highschool-Schüler, die sich kurz hinausschlichen, um eine zu rauchen. Es war ein wunderschöner Nachmittag. Die Sonne schien, ein Hauch von Feuchtigkeit lag in der Luft, und die Blumen blühten. Lonsdale sah Kline in die Augen, als er ihr Feuer gab, und sie spürte, wie es sich in ihr regte. Sie blickte zur Seite und blies eine Rauchwolke aus. Es sind seine verdammten Augen, sagte
sie sich. Sie waren von einem seltenen blaugrauen Farbton, der einen richtig in sich einsog. Wenn man zu lange in diese Augen blickte, begann man an Sachen zu denken, an die man mitten am Nachmittag nicht denken sollte.
»Diese Sache, von der du wolltest, dass ich mich damit beschäftige …«, sagte Kline, nachdem er seine Zigarette angezündet hatte.
Der Zauber war verflogen, und Lonsdale war für einen Moment verwirrt. »Welche Sache?«, fragte sie und zwang sich, wieder nüchtern zu denken.
»Diese Spionagetypen drüben in Langley. Rapp und Nash.«
»Oh, die beiden«, stöhnte Lonsdale. »Bitte sag mir, dass du sie demnächst anklagen wirst.«
»Das würde ich gerne, aber bei dem Tempo, in dem die Dinge momentan laufen, sind wir beide im Ruhestand, bis ich auch nur dazu komme, sie zu verhören.«
»Weigern sie sich, dir zu antworten?«
»Das kann man so nicht sagen. Ich weiß nicht einmal, wo sie sind. Seit einem Monat versuche ich sie zu erreichen, ohne Ergebnis. Letzten Freitag habe ich es endlich geschafft, Director Kennedy zu einer Konferenz zu bekommen. Ein eiskaltes Miststück übrigens.«
»Ich kann auch nicht behaupten, dass sie mir sympathisch ist.«
»Nun, wir sind ziemlich aneinandergeraten. Ich habe ihr ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, dass ich Rapp und Nash vorladen lasse, wenn sie sie bis nächsten Freitag nicht zu mir schickt.«
»Und?«
Kline zog an seiner Zigarette und zuckte die Schultern. »Wie gesagt, die Frau ist ein eiskaltes Miststück. Wie sie
mich angestarrt hat.« Kline blickte in die Ferne zur Union Station. »Wenn ich ehrlich bin«, sagte er schließlich, »ist mir die Frau nicht recht geheuer.«
»Inwiefern?«
»Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie mir gern richtig wehtun würde.«
Lonsdale kicherte wie ein kleines Mädchen.
»Das ist gar nicht lustig«, sagte Kline stirnrunzelnd. »Sie ist ziemlich mächtig.«
Lonsdale hielt sich den Mund zu. Sie lachte, weil sie Kline gern selbst ein bisschen wehtun würde, wenn auch nicht auf die Art, wie Kennedy es vielleicht wollte. »Tut mir leid … ich wollte nicht unsensibel sein.« Sie streckte die Hand aus und berührte seinen festen Oberarm. »Du bist ja ein großer Junge. Ich denke, du kannst ganz gut auf dich selbst aufpassen.«
»Versteh mich nicht falsch. In meinem Job hatte ich schon mit genug üblen Burschen zu tun, aber diese Typen in Langley sind irgendwie anders. Das sind keine gewöhnlichen Kriminellen.«
»Das sehe ich anders. Genau das sind sie nämlich, und deshalb gehören sie auch hinter Gitter.«
»Barbara«, erwiderte Kline leicht frustriert, »davon bin ich genauso überzeugt wie du. Diese Leute müssen zur Verantwortung gezogen werden, aber es wäre trotzdem fahrlässig, zu ignorieren, dass sie gefährlich sind.«
»Da hast du sicher Recht, aber das ist noch lange kein Grund, ihnen alles durchgehen zu lassen. Dieser angebliche Krieg gegen den Terror läuft schon viel zu lang. Es wird Zeit, endlich etwas zu unternehmen. Hast du heute schon die Post gelesen?«
»Ja.«
»Du musst diesen Journalisten vor eine Anklagejury bringen, er muss dir sagen, wer seine Quellen sind, und dann musst du diese Leute vorladen.«
Einen Journalisten unter Eid aussagen zu lassen war eine heikle Sache. Das hatten schon viele Staatsanwälte versucht, und alles, was dabei herauskam, war, dass der Journalist zum Märtyrer wurde und einen hoch dotierten Vertrag für ein Buch bekam. »Es würde helfen«, schlug Kline vor, »wenn du über deine Ausschüsse Druck auf sie ausüben könntest.«
»Wade … Schätzchen, das tu ich auch, und ich werde sie weiter unter Druck setzen. Nash wird heute Nachmittag vor dem Geheimdienstausschuss erscheinen. Wir müssen diese Kerle in die Zange nehmen. Wir müssen dafür sorgen, dass sie sich in ihre eigenen Lügen verstricken.«
Sie sah, wie Kline den Blick abwandte, einen langen Zug an seiner Zigarette nahm und die Stirn runzelte. »Was ist?«, fragte sie ungeduldig.
»Der
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