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Der geheime Name: Roman (German Edition)

Der geheime Name: Roman (German Edition)

Titel: Der geheime Name: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Winterfeld
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ihrer Brust auf. Ihr Blick fiel auf seinen Herrn, der eilig das Feuer schürte und sich im flackernden Licht der Flammen zu ihr umdrehte. Ein breites Grinsen legte sich über sein Gesicht.
    Fina wollte aufspringen, wollte ihn anschreien und in sein Feuer stoßen. Doch sie ahnte, dass sie gegen ihn keine Chance hatte. Also blieb sie auf dem Boden hocken und versuchte, wenigstens mit ihren Worten zu kämpfen: »Lass ihn frei! Ich muss seine Wunden säubern. Damit sie sich nicht entzünden.«
    Das Grinsen des Wichtes erstarb. Er strich sich mit seiner zweidaumigen Hand durch den Bart und starrte sie aus Schlitzaugen an.
    Mora regte sich, raschelte im Stroh. »Fina?«
    Ihr Blick fuhr zu ihm herum. Seine Augen waren weit, noch schwärzer als sonst. Ein blutverkrusteter Striemen lief quer über seine Wange.
    Fina wollte ihn berühren, trösten. Ihre Hände zuckten und wagten es doch nicht, wurden ganz still, während sich die Schritte des Herrn von hinten näherten.
    »Hat sie sich etwa in seinen Diener verliebt?« Die Stimme des Wichtes knurrte, sein Atem strich von oben über ihre Haare.
    Fina erstarrte. Sie durfte es nicht zugeben! Plötzlich begriff sie, dass sie schon viel zu viel gezeigt hatte.
    Ihr Körper fing an zu zittern. Sie bemerkte die Furcht in Moras Augen, fast so, als wollte er ihr etwas sagen. Sie verstand nicht, was es sein könnte.
    Würde er es verstehen, wenn sie ihre Liebe verleugnete, wenn sie den Alten anlog?
    Der Wicht stampfte auf. »Nun sag sie schon! Liebt sie Morasal?«
    Fina drehte sich in der Hocke zu ihm herum. Er stand dicht hinter ihr und sah von oben auf sie herab. Sein Bart bebte, und Fina glaubte, ein schwaches Leuchten in seinem zweiten Daumen zu erkennen.
    Sie hatte keine Wahl! Sie musste lügen! Sie musste gut lügen, sonst würde er sie sofort durchschauen.
    Abscheu legte sich auf Finas Gesicht, während sie dem hässlichen Wicht in die Augen sah. »Nein. Ich liebe ihn nicht. Wie könnte ich, er ist dreckig und ungepflegt.«
    Ein unkontrollierter Laut wich aus Moras Kehle. Fast war es ihr, als hörte sie sein Herz darin zersplittern.
    Der Wicht warf seinen Kopf in den Nacken, sein schallendes Lachen klirrte durch die Hütte, rieselte so eisig über Finas Haut, dass sie ihre Worte sofort bereute. Warum hatte sie das gesagt? Warum hatte sie gesagt, dass Mora dreckig und ungepflegt war? Sie hatte es nie so empfunden. Sie liebte seinen Geruch. Seine Haare waren nicht mehr ungepflegt und seine Zähne – sie hatte gesehen, wie er sie putzte, mit einer Bürste, die aus seltsamen Fasern bestand.
    Ihr Blick streifte Mora, wollte sich bei ihm entschuldigen. Doch er duckte den Kopf zwischen seine Arme, vergrub die Hände in den Haaren.
    Er hatte es nicht verstanden. Er hielt ihre Lüge für die Wahrheit.
    Schwindel fegte durch ihren Kopf. Warum hatte sie den letzten Satz hinzugefügt? »Ich liebe ihn nicht«, hätte doch auch gereicht.
    Hätte es nicht! Der Alte hätte sie durchschaut. Erst die Beleidigung überzeugte ihn.
    Das Lachen des Männleins verstummte. Er sah wieder auf sie herab, hob die buschigen roten Brauen und ließ seine Tischtennisballaugen fast aus den Höhlen fallen. »Das Weibchen gefällt dem Geheimen. Sie gefällt ihm wirklich.«
    Fina widerstand dem Drang, die Augen zu schließen. Der Geheime. So nannte er sich also.
    * * *
    Den ganzen Tag lang wartete Fina auf eine Gelegenheit, um sich bei Mora zu entschuldigen. Sie wollte ihm erklären, warum sie gelogen hatte, wollte ihm sagen, dass sie ihn liebte und dass er gesund werden sollte.
    Aber der Geheime ließ sie keine Sekunde allein in der Hütte. Unentwegt tänzelte er um Fina herum, verrichtete Hausarbeiten, die sie nicht ganz durchschaute, und schenkte ihr sein hässliches Grinsen. Fina versuchte, höflich zurückzulächeln, ahnte aber, wie gezwungen es wirkte.
    Die meiste Zeit saß sie auf einem Stuhl am Tisch, und wann immer der Geheime ihr den Rücken zukehrte, versuchte sie, Moras Blick zu erhaschen. Doch er hockte regungslos in seinem Käfig, versteckte den Kopf unter seinen Armen und sah nicht ein einziges Mal zu ihr auf.
    Irgendwann begannen Finas Muskeln und Knochen von dem harten Stuhl zu schmerzen. Aber sie fürchtete die Aufmerksamkeit des Wichtes, wenn sie aufstand. Abgesehen davon, dass sie gar nicht wüsste, wo sie hingehen sollte. Also rührte sie sich so wenig wie möglich.
    Je weiter der Tag voranschritt, desto mehr galten ihre Sorgen der bevorstehenden Nacht. Immer wieder schielte sie auf die drei

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