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Der geheime Name: Roman (German Edition)

Der geheime Name: Roman (German Edition)

Titel: Der geheime Name: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Winterfeld
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Einzige, was ihren Oberkörper noch schützte. Seine Hände strebten unter den Saum, heiße Finger glitten über ihre Haut.
    »Sie ist so ein braves Weibchen.« Die Stimme des Herrn schnurrte. »Gefällt ihr das?«
    Fina schrie. Endlich zuckte sie zurück, sprang in die Hocke und wich auf dem Lager zur Seite.
    Erst jetzt fiel ihr auf, dass sich etwas verändert hatte. Es war dunkler in der Hütte, das Feuer halb heruntergebrannt, so als würden sie schon seit Stunden schlafen. Auch der Geheime war weit von ihr entfernt. Er lag regungslos auf seinem eigenen Lager, beinahe regungslos: Nur seine Hände wanderten langsam über sein Schaffell, ein anzügliches Grinsen lag auf seinem Gesicht.
    Hatte sie geträumt?
    Finas Herz raste, sie schluckte und wischte den Schweiß aus ihrem Nacken.
    Plötzlich klappten die Augen des Wichtes auf. »Hat es ihr gefallen?«
    Fina schnappte nach Luft! Es musste noch immer ein Traum sein, einer, der sich ineinander verschachtelte, in dem sie fünfmal hintereinander aufwachte und doch immer weiterschlief.
    Das Grinsen des Alten wurde noch breiter. »In ihren Träumen können sie sich schon einmal näherkommen.«
    Fina schwankte, ihre Beine wollten nachgeben und aufspringen zugleich. Sie war wach – plötzlich wusste sie es –, und der Alte manipulierte ihre Träume.
    Das hatte er schon immer getan: der geheime Traum, das Mysterium ihrer Kindheit und Jugend; die Bilder in den Fensterscheiben, als er ihr gezeigt hatte, wie er Mora in den Tod prügelte. Selbst ihre Mutter hatte davon gesprochen, dass er ihnen Träume schickte. Dennoch war es, als würde sie einen Teil davon erst jetzt begreifen, irgendeine Spur, die sie nicht fassen konnte.
    »Es ist eine schöne Kunst, nicht wahr?«, schnurrte der Geheime weiter. »So echt können seine Träume sein.«
    Ein eigenartiges Gefühl rieselte durch ihren Körper, floss ihre Luftröhre hinauf und löste sich in einem Lachen, das so fremd klang, als käme es von jemand anderem. Irgendein Teil von ihr schien nachzudenken, ohne dass sie sich dessen bewusst war, verfolgte die Spur und brachte sie auf den Punkt: »Von dir sind die ganzen Träume. Du hast das alles geplant: Selbst den Geruch des Moores hast du mir geschickt. Damit ich ihn lieben lerne, damit ich mich vertraut und geborgen fühle, sobald ich hierherkomme.«
    Der Geheime schloss die Augen, drehte sein Gesicht hin und her, als wollte er sich unter ihren Worten sonnen. »O ja. Ein Zuhause hat er ihr geschenkt. Ihr einziges Zuhause. Merkt sie jetzt, dass sie immer schon für ihn bestimmt war?«
    Eine Falle! Er hatte sie manipuliert und in eine Falle gelockt, nichts weiter!
    Ihr zweites Ich kehrte zu ihr zurück, ließ sie an den Gedanken teilhaben und riss das Tuch zur Seite, unter dem sich ihre Angst versteckt hatte. Plötzlich gab es nichts mehr, das sie schützte. Der Wicht saß ihr leibhaftig gegenüber, verschaffte sich Zugang zu ihren Träumen und konnte sie dort nach Belieben missbrauchen.
    Fina fing an zu bibbern, versuchte, es zu unterdrücken.
    »In den Träumen kann sie schon einmal seine Geliebte sein.« Der Alte säuselte. »Schon vor der Hochzeit.«
    »Nein!«, schrie Fina ihn an.
    Der Geheime blinzelte, Argwohn schimmerte aus dem Spalt zwischen seinen Lidern.
    Sie musste ihre Panik abmildern, musste ihn wieder in Sicherheit wiegen. »Sie dürfen es nicht vor der Hochzeit tun.« Fina verhaspelte sich, entwickelte ihre Rettung erst Satz für Satz: »Nicht einmal im Traum. Nicht in so einem echten Traum. Das wäre die gleiche Sünde.«
    Sünde. Niemals hatte sie an so etwas geglaubt, an ein Wort, das aus einer längst vergangenen Zeit zu stammen schien. Aber der Trick hatte schon einmal funktioniert. Vielleicht hatte er noch nicht bemerkt, wie sehr sich die Welt in den letzten hundert Jahren verändert hatte.
    Der Geheime brummte. Eine Spur von Enttäuschung glitt über sein Gesicht. »Dann wird er es nicht wieder tun.«
    Fina atmete auf, aber aus irgendeinem Grund war sie noch unsicher. »Verspricht er es?«
    Der Alte zuckte zusammen, Argwohn blitzte in seinen Augen. Doch schließlich bekam sein Gesicht einen milden Ausdruck: »Wenn es ihr so wichtig ist, dann verspricht er es.«
    Fina bemühte sich, die Erleichterung zu verbergen. »Danke.« Das Zittern ließ sich nicht länger unterdrücken, würde sich in ihre Stimme schleichen, wenn sie noch einen Ton sagte.
    Hastig legte sie sich zurück auf ihr Lager und schloss die Augen.
    * * *
    Die Stunden, in denen der Geheime sie

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