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Der geheime Name: Roman (German Edition)

Der geheime Name: Roman (German Edition)

Titel: Der geheime Name: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Winterfeld
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zu ihr zurückkehren, konnte sie unmöglich im Reich seines Herrn alleinlassen!
    Tatsächlich erreichte er das Ufer, krabbelte mit letzter Kraft an Land und sackte auf dem Torfweg zusammen. Das Schlottern kehrte zurück, so heftig wie niemals zuvor. Er rollte sich zusammen, umklammerte die Beine mit den Armen, um die letzte Wärme bei sich zu halten. Doch er wusste, dass es nicht ausreichte, dass er weiter auskühlen und erfrieren würde, wenn er liegen bliebe.
    Nur Bewegung konnte ihn jetzt noch retten. Er setzte sich auf, konnte sich nur langsam auf seine Beine erheben und vorsichtig vorantasten. Doch mit jeder Minute wurde es besser. Immer schneller konnte er gehen, immer sicherer wurden seine Schritte, mit denen er über die schmalen Holzstege balancierte. Als er das Moor endlich hinter sich ließ, strich er das Wasser von seinem Körper und fing an zu rennen.
    * * *
    Fina hob den Kopf, als Mora in die Höhle zurückkehrte. Hastig wischte sie die Tränen aus ihren Augen, umklammerte ihre Beine mit den Armen und beobachtete ihn.
    Mora schien draußen gebadet zu haben. Fina erkannte es an den Wassertropfen, die noch auf seiner dunklen Haut glitzerten und an seinen Haaren, die zu einer strubbeligen Frisur verklebt waren. Ohne sie eines Blickes zu würdigen, ging er zu seiner Wandnische, holte einen Goldbecher heraus und schöpfte heißes Wasser aus dem Kessel. Als er anfing zu trinken, bemerkte Fina sein Zittern, ganz leicht nur, als wäre der Becher zu schwer für seine Hände.
    Fina hielt den Atem an. Sie wartete darauf, dass er sich abtrocknete. Allein der Gedanke, dass er mit nasser Haut durch die winterliche Kälte gelaufen war, brachte sie zum Frösteln.
    Doch Mora trocknete sich nicht ab. Er trank nur von der heißen Flüssigkeit, während die Wassertropfen an seinem Körper herabliefen.
    Irgendetwas an seinem Anblick kam ihr bekannt vor, brachte in den Tiefen ihrer Erinnerung etwas zum Klingen, ein Bild, das sie noch nicht ganz fassen konnte.
    Fina wollte der Erinnerung näher kommen, wollte Mora wieder näher kommen. Für einen Moment wartete sie darauf, dass er etwas sagte, dass er sie wenigstens ansah.
    Doch Moras Gesicht blieb so hart wie zuvor. Einzig sein plötzliches Schaudern verriet einen Anflug von Schwäche, nur für eine Sekunde, bevor er den Becher entschlossen zur Seite stellte und mit aufrechter Haltung zu seiner Truhe ging. Er holte ein sauberes Hüfttuch heraus und verschwand damit im Tunnel. Wenige Momente später kehrte er zurück, das trockene Kleidungsstück um seine Hüfte geschlungen und das nasse in den Händen.
    Während er das Tuch neben dem Feuer über dem Gestell ausbreitete, bekam Fina eine Ahnung davon, was für eine Kontrolle er über seinen Körper ausübte. Sie konnte beinahe sehen, wie sehr er sich auf jede seiner Bewegungen konzentrierte, damit sein Zittern verborgen blieb.
    Warum quälte er sich so? Fina starrte auf die Wassertropfen, die noch immer auf seiner braunen Haut glitzerten und das Licht des Feuers in tausend kleinen Kristallen widerspiegelten.
    Sie kannte diesen Anblick! Ein seltsames Erinnerungsbild blitzte auf. Wassertropfen auf brauner Haut, das Licht der Sonne in tausend kleinen Kristallen.
    Sie standen an einer Ampel in Siena. Die Sommersonne glühte vom Himmel, und die Klimaanlage im Mietwagen versagte ihren Dienst. Finas Mutter schimpfte zum hundertsten Mal, dass sie das Auto umtauschen würde und ihr Geld zurückverlangen wollte, als eine Horde junger Leute zwischen den haltenden Autos auf die Straße lief.
    Ein braunhäutiger Junge kam auf sie zu. Er trug einen Schwamm und einen Fensterwischer in seinen Händen, Wassertropfen glitzerten auf seinem nackten Oberkörper, spiegelten das Licht der Sonne in tausend kleinen Kristallen wider.
    Im nächsten Moment beugte er sich über ihre Windschutzscheibe, malte mit seinem Schwamm ein großes Herz darauf und wischte schließlich über die ganze Scheibe. Mit schneller Bewegung zog er das Wasser zur Seite und lächelte ihnen zu. Seine Zähne blitzten weiß im Kontrast zu seiner dunklen Haut, seine schwarzen Augen funkelten, und seine kurzen Haare standen wild in alle Richtungen.
    Sekunden später war er an der Fahrerseite und schob seine Hand durch das geöffnete Fenster herein.
    Fina starrte auf den Fünfzigeuroschein, den ihre Mutter ihm reichte. Sie traute kaum ihren Ohren, als Susanne in einer Sprache redete, die Fina noch nie gehört hatte, von der sie nicht einmal vermutet hätte, dass ihre Mutter sie

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