Der Geheime Orden
Halles schlichen, mit hängenden Köpfen und Princeton-Flaggen. Brooke sah in der Niederlage nicht weniger umwerfend aus.
Am Samstagabend fing das Palestra zu toben an, sobald wir das Gebäude betreten hatten. Es war immer noch mehr als eine Stunde bis zum Spiel, doch die meisten Sitzplätze in der Halle waren bereits voll. Die Band spielte alles Mögliche, von James Browns Funky Good Time bis zu Queens We Will Rock You, und ihre Cheerleader dirigierten die wachsenden Anhängerscharen durch eine ganze Reihe begeisterter Schlachtgesänge. Wir waren immer noch wie auf Drogen vom gestrigen Sieg in der Verlängerung und betraten das Spielfeld mit einem Selbstbewusstsein, das ich bei meinen Kameraden nie zuvor gesehen hatte: Sie hatten hungrige Augen und entschlossene Mienen, und ich wusste schon vor dem Anwurf, dass wir dieses Spiel gewinnen würden.
An jenem Abend spielte ich das beste Spiel meiner Laufbahn und kam sowohl bei den Würfen als auch bei den Assists auf zweistellige Punktzahlen. Mitch machte da weiter, wo er aufgehört hatte, und kam erneut auf über zwanzig Punkte und fünfzehn Rebounds. Alle schienen den Abend ihres Lebens zu haben; selbst der kleine Morrison holte acht Punkte und zwei Ballgewinne. Als die Schlusssirene ertönte, waren die lärmenden Quaker-Fans zum Schweigen gebracht worden, und wir fegten uns den Rückweg zum Bus mit Matilda frei. Am späten Abend fuhren wir das erste Mal, seit ich in Harvard war, als Tabellenführer aus Philadelphia ab, und ich fragte mich, ob Reverend Campbell schon mit seinem Cousin telefoniert hatte.
Als ich mich nach sechsstündiger Busfahrt in mein Zimmer schleppte, sah ich das Lämpchen an meinem Anrufbeantworter blinken. Ashley hatte so laut ins Telefon gebrüllt, das ich kaum verstehen konnte, was sie sagte. Im Wesentlichen ging es darum, dass sie sowohl von der Bostoner Universität als auch von der Uni Massachusetts angenommen worden war; außerdem hatte sie zwei Stipendien zugesprochen bekommen, die den Großteil ihrer Studienkosten decken würden. In dieser Nacht schlief ich wie der König der Welt.
42
»Der geheime Raum ist von der Bibliothek zu erreichen, und der Zugang ist wahrscheinlich irgendwo zwischen den Büchern vergraben.«
Dalton und ich aßen gerade Arme Ritter mit Räucherspeck an einem Tisch bei Leo’s. Es war Sonntagvormittag, und der erste Schnee hatte sich gerade auf unseren schlafenden Campus gelegt. Der Winter war noch in einem frühen Stadium, und die Straßen und Bürgersteige lagen unter einer dünnen Schicht weißen Staubs, doch die Schneeflocken fielen zahlreich und unermüdlich, der Himmel präsentierte sich in einem zornigen Grau, und die Temperatur lag deutlich unter Null – alles sichere Anzeichen dafür, dass sich einiges angesammelt und der nächste traurige Bostoner Winter endgültig Einzug gehalten hatte.
»Warum bist du dir so sicher, dass die Antwort sich in einem der Bücher befindet?«, fragte ich.
»Weil es die ganze Zeit direkt vor unserer Nase lag und wir es vollkommen übersehen haben«, sagte Dalton. »Hier geht es ausschließlich um Bücher und Literatur und Religion.«
Ich griff mir einen Armen Ritter, tunkte ihn in die Siruppfütze an der Seite meines Tellers und biss ein ordentliches Stück ab. Die Wirkung des Zuckers setzte sofort ein.
»Denk mal darüber nach«, sagte Dalton. »Ein seltenes religiöses Buch aus dem siebzehnten Jahrhundert, zwei fehlende Seiten, ein verschlüsseltes Gedicht und eine Einführungszeremonie in der Bibliothek. Es geht die ganze Zeit nur um Bücher.«
»In dieser Bibliothek müssen fünftausend Bände oder mehr stehen«, sagte ich. »Es würde Wochen dauern, sich jedes Buch anzuschauen. Und es würde bedeuten, dass ich dich hineinschmuggeln müsste, wenn sonst niemand da ist.«
Dalton schaute von seinem Teller auf und lächelte. »Darum brauchte ich einen Verbündeten im Club.«
Als ich nach dem Essen in mein Zimmer zurückkehrte, zog ich die Rollläden hoch, um das bisschen Sonne hereinzulassen, das die dicken Wolken durchließen. Percy war bereits aufgebrochen, um sich mit Hartman im Quincy House zu treffen, und das einzige Geräusch, das man in unserem Gemeinschaftsraum hören konnte, war das Zischen der alten Heizkörper. Ich machte es mir auf der Couch bequem und dachte darüber nach, was uns heute Abend wohl erwarten würde. In den Club hineinzukommen war nicht das Problem, aber dafür zu sorgen, dass niemand sonst hereinkam, während wir dort waren,
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