Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
Vom Netzwerk:
verschwenden, den ich nicht einmal kenne.«
    »Danke, dass Sie sich die Zeit für mich genommen haben, Mr. Dunhill.«
    »Bis demnächst, Winthrop.«
    Und damit verabschiedete sich Kelton Dunhill. Dalton und ich saßen noch eine Weile da und starrten uns ungläubig an.
    »Was wirst du tun?«, fragte ich.
    »Du meinst, was wir tun werden.« Dalton lächelte. »Ich hoffe, du hast deine Badehosen noch nicht für den Winter eingemottet. Dieses Wochenende reisen wir nach Miami.«

9
     
    Zwei Tage später stieg ich die Hintertreppe zum Coop hinauf, Harvards berühmter Buchhandlung, die sich prominent im Zentrum des Harvard Squares positioniert hatte, und verfluchte Harvey C. Mettendorf. In einem Anfall geistiger Umnachtung hatte ich beschlossen, ein Seminar in Philosophie bei Harvey C. Mettendorf zu belegen, einem namhaften Professor der politischen Fakultät, der seit fast dreißig Jahren dem Lehrkörper angehörte und in jedem dieser Jahre im Mittelpunkt irgendeiner Kontroverse gestanden hatte. Ob er nun in den Sechzigern die Vietnamkriegsgegner jagte oder die Bemühungen der Universität kritisierte, mehr Angehörige der Minderheiten und mehr Frauen zu rekrutieren, stets hatte Mettendorf das Gewicht seines Lehrstuhls genutzt, um zu hetzen und zu beleidigen, wobei er wenig Rücksicht darauf nahm, wie viel Schaden er damit anrichtete, bis die Leichen gezählt und eingesackt waren.
    Ich belegte Mettendorfs Seminar aus zwei Gründen. Zunächst einmal gehörte es in Harvard sozusagen zum guten Ton. Es gab eine kurze Liste wichtiger Professoren und Seminare, die aus offensichtlichen Gründen niemals offiziell von der Verwaltung anerkannt wurden, bei den Studenten aber allgemein bekannt war. Diese Vordenker, ob man mit ihnen übereinstimmte oder nicht, wurden als unentbehrlicher Bestandteil eines jeden Harvardstudiums und als unabdingbar für die intel lektuelle Reifung eines jeden Studenten betrachtet, der in den hehren Hallen von Harvard ausgebildet wurde.
    Der zweite Grund, warum ich mich den Sarkasmen dieses streitsüchtigen Hitzkopfs aussetzte, war jugendliches Aufbegehren. Mettendorfs mittlere Initiale war das C, was schnell dahingehend gedeutet wurde, dass es für seine berüchtigte harte Benotung stand und für seinen Ruf, häufiger die Note »C« zu vergeben als jeder andere Professor in der Geschichte der Uni. Mettendorf war überzeugt, dass Harvard an einer galoppierenden Inflation guter Noten litt, obwohl es ausreichend Beweise für das Gegenteil gab; doch er stemmte sich gegen diesen Trend, indem er Noten vergab, die jeden der ehrgeizigen »magna cum laude «-Kandidaten mit einem drohenden Nervenzusammenbruch zum Universitätsgesundheitsdienst rennen ließ.
    Also verfluchte ich C. Mettendorf, als ich die Hintertreppe des Coop hinaufstiefelte. Er hatte uns für das Semester bereits drei Bücher zum Lesen aufgegeben, und ich hatte gerade erfahren, dass er der Liste noch ein weiteres hinzugefügt hatte: Kants Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Nicht gerade Strandlektüre. Da mein Budget fürs laufende Semester bereits reichlich strapaziert war, war ich gezwungen, mich in der Abteilung für »Gebrauchte Texte« umzusehen, die eine rücksichtsvolle Seele in der Nähe eines Hintereingangs platziert hatte, um es finanziell herausgeforderten Studenten wie mir zu ermöglichen, unbemerkt von den Kurskameraden schnell die Abteilung hinein- und wieder hinauszuflitzen.
    Doch an jenem Nachmittag verfluchte ich C nicht allzu lange. Als ich die Stapel von vernarbten und verstümmelten Büchern erreichte, sah ich etwas, das Balsam nicht nur für das wunde Auge bot. Vor dem Regal mit den philosophischen Werken stand, in einem Taschenbuch blätternd, Ashley Garrett, das Mädchen, das im Speisesaal des Eliot House arbeitete. Verschwunden waren die karmesinrote Uniform und die Baseballmütze. Sie trug eine Jeans, die kaum etwas der Phantasie überließ, und einen Wildledermantel, der nichts weniger als perfekt über ihren wohl proportionierten Körper fiel. Als ich wieder zu Atem gekommen war, steuerte ich auf sie zu.
    »Ashley Garrett«, sagte ich, als ich mich näherte.
    Sie sah von ihrem Buch auf und sagte: »Harvard- Großmaul.« Dann wandte sie sich wieder ihrem Buch zu.
    »Was tust du hier?«, fragte ich.
    »Ganz offensichtlich fülle ich keine Teller mit Kartoffelbrei«, sagte sie ohne aufzublicken. »Wonach sieht es denn aus?«
    Sie war eiskalt.
    »Mein Name ist Spencer«, sagte ich. »Spencer Collins.«
    »Ich bin

Weitere Kostenlose Bücher