Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
beschützen.
Kartik schiebt seinen Teller zurück. Er ist wieder ganz g e schäftsmäßig. »Worüber wollten Sie mit mir spr e chen?«
»Ich glaube , Miss McChennmine ist Circe« , sage ich. Ich erzähle ihm von dem Anagramm und dass ich ihr zur Irrena n stalt gefolgt bin , von den Zeitungsausschnitten meiner Mutter und dem seltsamen Besuch bei Nell. »Miss Hawkins hat g e sagt , Circe habe versucht , durch sie ins Magische Reich zu gelangen , aber es ging nicht. Nell konnte es nur in ihrem Kopf sehen. Und als sie es nicht schaffte …«
»Was dann?«
»Ich weiß nicht. Ich habe nur flüchtige Bilder davon in meinen Visionen gesehen« , sage ich. Kartik wirft mir e i nen warnenden Blick zu , der mich nicht überrascht. »Ich weiß , was Sie jetzt sagen wollen , aber ich sehe immer wieder diese dre i M ädchen in Weiß , die Freu n dinnen von Miss Hawkins waren. Es ist immer die gleiche Vision , aber jedes Mal ein wenig deutlicher. Die Mä d chen , das Meer und eine Frau in einem grünen Mantel. Circe. Und dann … Ich weiß es nicht. Irgendetwas Schreckliches geschieht. Aber den Teil kann ich nie sehen.«
Kartik trommelt leise mit seinem Daumen auf der Tisc h platte. »Hat sie Ihnen gesagt , wo Sie den Tempel finden?«
»Nein« , sage ich. »Sie spricht immer wieder vom wa h ren Weg , dem man folgen müsse.«
»Ich weiß , dass Sie Miss Hawkins gernhaben , aber Sie dü r fen nicht vergessen , dass ihr Verstand in Unordnung ist.«
»Ein bisschen wie die Magie und das Magische Reich de r zeit« , sage ich , mit meinen Handschuhen spielend. »Ich weiß nicht , wo ich anfangen soll. Es scheint au s sichtslos. Ich soll etwas finden , was nicht zu existieren scheint , und am nächsten komme ich ihm durch eine Verrückte , die andauernd faselt: › Bleib auf dem Weg , folge dem Weg. ‹ Ich würde mit dem größten Vergnügen auf dem verdammten Weg bleiben , wenn ich bloß wüs s te , wo er ist.«
Kartiks Gesicht versteinert. Zu spät wird mir klar , dass ich geflucht habe.
»Oh , es tut mir schrecklich leid« , sage ich peinlich b e rührt.
»Das sollte es Ihnen auch verdammt tun« , sagt Kartik. Er bricht in schallendes Gelächter aus. Ich bedeute ihm , er soll still sein , und bald darauf grinsen wir beide wie die Hyänen. Ein alter Mann an einem anderen Tisch schü t telt den Kopf über uns und denkt wohl , wir seien ve r rückt.
»Tut mir leid« , sage ich. »Es ist nur , weil ich so durchei n ander bin.«
Kartik zeigt auf mein verbogenes Amulett. »Das sehe ich. Wie ist das passiert?«
»Oh« , sage ich und nehme das Amulett ab. »Das war nicht ich. Das war Miss Hawkins. Als ich sie das erste Mal besucht habe , hat sie es mir vom Hals gerissen. Zuerst habe ich g e dacht , sie will mich umbringen. Aber sie hielt es vor sich –so« , sage ich und demonstriere es.
Kartik runzelt die Stirn. »Wie eine Waffe?« Er nimmt mir das Amulett aus der Hand und schwingt es durch die Luft wie einen Degen. Im düsteren Licht der Tavernenlampen schi m mert das Metall golden.
»Nein. Sie hielt es nur in ihren Händen. So.« Ich ne h me das Amulett wieder an mich und wende es hin und her , wie Nell es getan hat. »Sie schaute ständig auf die Rückseite , als suche sie nach etwas.«
Kartik setzt sich gerade auf. »Machen Sie das noch mal.«
Ich bewege das Amulett noch einmal hin und her. »Was? Was denken Sie?«
Kartik lässt sich wieder auf den Stuhl sinken. »Ich weiß nicht. Das , was Sie da tun , erinnert mich an einen Ko m pass.«
Ein Kompass! Ich ziehe die Lampe näher heran und halte das Amulett unter ihr flackerndes Licht.
»Sehen Sie irgendetwas?« , fragt Kartik und rückt so n a he , dass ich seine Wärme spüre , den Duft seines Haars –eine Mischung aus Kaminruß und Gewürzen –rieche. Es ist ein guter Geruch , ein verlässlicher Geruch.
»Nichts« , sage ich. Ich kann keine Zeichen erkennen. Auch nicht andeutungsweise.
Kartik lehnt sich zurück. »Na ja , es wäre zu schön gew e sen.«
»Warten Sie« , sage ich , immer noch das Amulett betrac h tend. »Was wäre , wenn wir es nur im Magischen Reich sehen könnten?«
»Wollen Sie es versuchen?«
»So bald wie möglich« , sage ich.
»Bravo , Miss Doyle« , sagt Kartik mit einem breiten Gri n sen. »Ich bring Sie jetzt nach Hause , bevor ich me i nen Posten los bin.«
Wir verlassen die Taverne und wandern die zwei gewund e nen Straßen zurück zu der Stelle , wo wir unsere Kutsche z u rückgelassen haben. Aber als wir dort ankommen , ist der
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