Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
ziemlich beunruhigende Nachrichten b e züglich Ihrer Bekannten , Miss Bradshaw« , sagt Lady Denby. Mein Herzschlag stockt.
»Oh?« , hauche ich.
»Ja. Es kam mir seltsam vor , dass ich noch nie von ihrer Familie gehört hatte , also habe ich Erkundigungen eingez o gen. Es gibt in Kent keinen Herzog von Chesterfield. Tatsäc h lich konnte ich nichts über ein Mädchen , das sich angeblich als Spross eines russischen Adelsgeschlechts entpuppt hat , in Erfahrung bringen.«
Großmama schüttelt den Kopf. »Es ist schockierend. Sch o ckierend!«
»Was ich herausgefunden habe , ist , dass sie eine zie m lich gewöhnliche Cousine hat –die Frau eines Kau f manns , die in Croydon wohnt. Ich fürchte , Ihre Miss Bradshaw ist kaum mehr als eine Mitgiftjägerin« , sagt Lady Denby.
»Ich habe sie noch nie gemocht« , sagt Großmama.
»Es muss sich um ein Missverständnis handeln« , äußere ich schwach.
»Der Wunsch ist der Vater des Gedankens , meine Liebe« , sagt Lady Denby und tätschelt meine Hand. »Aber vergessen Sie nicht , dass ein Schatten des Ska n dals auch auf Sie fällt. Und auf Miss Worthington natü r lich. Man denke nur , dass sie sie zu sich eingeladen h a ben. Freilich , Mrs Worthington ist nicht gerade für ihr sicheres Urteil berühmt , wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf.«
Großmama spricht ihr Urteil. »Du wirst mit diesem Mä d chen keinen weiteren Kontakt pflegen.«
Tom kommt herein. Sein Gesicht ist verzerrt und blass.
»Thomas? Was ist los?« , fragt Großmama.
»Es geht um Miss Hawkins. Sie hat in der Nacht einen Fi e beranfall bekommen. Sie will nicht aufwachen.« Er schüttelt den Kopf und die Stimme versagt ihm.
»Ich habe letzte Nacht von ihr geträumt« , platze ich heraus.
»Wirklich? Was haben Sie geträumt?« , fragt Simon.
Ich habe von Circe und Nells ersticktem Schrei g e träumt. Was ist , wenn es kein Traum war?
»Ich … ich erinnere mich nicht mehr« , sage ich.
»Oh , Sie Ärmste , Sie sind ja ganz blass« , sagt Lady Denby. »Ja , es ist schlimm , wenn man erfahren muss , von einer ve r meintlichen Freundin hinters Licht geführt wo r den zu sein. Und jetzt ist Ihre Miss Hawkins erkrankt. Es muss ein furch t barer Schlag für Sie sein.«
»Ja« , sage ich. »Ich fühle mich tatsächlich nicht gut.«
»Sie Ärmste« , murmelt Lady Denby wieder. »Simon , sei ein Gentleman und sei Miss Doyle behilflich.«
Simon nimmt meinen Arm und begleitet mich aus dem Zimmer.
»Ich ertrage den Gedanken nicht , dass Ann in solchen Schwierigkeiten steckt« , sage ich.
»Wenn sie sich in ein falsches Licht gesetzt hat , dann ve r dient sie , was sie bekommt« , sagt Simon. »Niemand lässt sich gerne täuschen.«
So wie ich Simon täusche , indem ich ihn ermuntere , in mir dieses unkomplizierte englische Schulmädchen zu sehen? Würde er sich schleunigst aus dem Staub machen , wenn er die Wahrheit wüsste? Würde er sich von mir hintergangen fü h len? Etwas zu verheimlichen ist genauso unehrlich wie ein ausgeklügeltes Täuschungsmanöver.
»Ich weiß , es bedeutet eine schreckliche Zumutung , Mr Middleton« , sage ich. »Aber könnten Sie den Besuch Ihrer Mutter bei Mrs Worthington so lange hinausschi e ben , bis ich Gelegenheit hatte , mit Miss Bradshaw zu sprechen?«
Simon lächelt mich an. »Ich will mein Bestes tun. Aber Sie sollten wissen , dass es so gut wie aussichtslos ist , meine Mu t ter von irgendetwas abzubringen , woran sie ei n mal ihr Herz gehängt hat. Ich glaube , sie hat ihr Herz an Sie gehängt.«
Ich sollte geschmeichelt sein. Und das bin ich in einer g e wissen Weise auch. Aber ich werde das Gefühl nicht los , dass ich , um von Simon und seiner Familie geliebt zu werden , ein anderes Mädchen sein müsste. Und dass sie mir nicht so her z lich begegnen würden , wenn sie wüssten , wie ich –in Wah r heit –bin.
»Was wäre , wenn Sie Grund hätten , von mir en t täuscht zu sein?«
»Ich könnte niemals von Ihnen enttäuscht sein.«
»Aber wenn Sie etwas … Unerwartetes über mich herau s fänden?«
Simon nickt. »Ich weiß , um was es sich handelt , Miss Do y le.«
»Wirklich?« , flüstere ich.
»Ja« , sagt er ernst. »Sie haben einen Buckel , der sich nur um Mitternacht zeigt. Ich werde Ihr Geheimnis mit ins Grab nehmen.«
»Ja , genau« , sage ich lächelnd und blinzle die Tränen weg , die mir in die Augen steigen.
»Sehen Sie? Ich weiß alles über Sie« , sagt Simon. »Jetzt ruhen Sie sich ein wenig aus. Ich sehe Sie
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