Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
erreicht uns Ann , schnaufend und ächzend. Sie rutscht aus und plumpst kreischend in eine hohe Schneewehe. Felicity und ich zeigen überhaupt kein Mitleid , sondern bi e gen uns vor Lachen.
»Ihr würdet nicht lachen , wenn ihr so durchweicht wärt« , murrt Ann , während sie sich mühsam auf die Füße rappelt.
»Sei nicht so ein Kindskopf« , schimpft Felicity. »Das ist nicht das Ende der Welt.«
»Ich habe keine zehn Paar Strümpfe griffbereit , so wie du« , sagt Ann. Es sollte schlagfertig klingen , aber es hört sich we i nerlich und verdrießlich an.
»Ich werde dich nicht mehr belästigen« , sagt Felicity. »Oh , Elizabeth! Cecily!« Und damit marschiert sie zu den anderen Mädchen hinüber und lässt uns in der Kälte st e hen.
»Aber ich habe keinen Vorrat an Strümpfen« , sagt Ann zu ihrer Verteidigung.
»Du badest einfach nur in Selbstmitleid , das ist alles.«
»Egal , was ich sage , es scheint immer falsch zu sein.«
Mein glücklicher Nachmittag im Schnee schwindet dahin. Ich habe wirklich keine Lust , mir Anns Gejammer eine Stu n de lang anzuhören. Ich bin noch immer ein bisschen böse auf sie , weil sie mich beim Frühstück nicht in Schutz genommen hat. Der Schnee ist schneller in meiner Hand , als ich denken kann. Ich schleudere ihn auf Ann und er klatscht mitten in ihr überraschtes Gesicht. Bevor sie reagieren kann , werfe ich einen zweiten Schneeball.
Ann spuckt. »Ich … ich … ich …«
Ein weiterer Treffer landet auf ihrem Rock.
»Jetzt komm schon , Ann« , sage ich spöttisch. »Willst du es dir einfach gefallen lassen? Oder wirst du dich r ä chen?«
Die Antwort ist eine Ladung Schnee an meinen Hals. Das eisige Nass sickert in meinen Kragen und mein Kleid hinunter und ich schreie laut auf vor Schreck über die plötzliche Kälte. Ich greife mir eine weitere Handvoll Schnee und Anns näch s ter Schneeball trifft meinen Kopf. Mein Haar trieft von nassen Eisklümpchen.
»Das ist nicht fair!« , rufe ich. »Ich habe keine Munition mehr!«
Ann hält inne und ich bewerfe sie mit einem Schneeball , den ich hinter meinem Rücken versteckt habe. Zornröte steigt in ihr Gesicht. »Du hast gesagt …«
»Ann , tust du immer , was man dir sagt? Das hier ist Krieg!« Ich werfe einen Schneeball , der sein Ziel verfehlt , aber Anns nächster Ball trifft mich wieder ins Gesicht. Ich muss einen e twas höher gelegenen Platz suchen , um mir die Eiskristalle aus den Augen zu wischen.
Durch den Regen der vergangenen Tage hat sich die Erde unter dem Schnee in dicken Matsch verwandelt. Die Absätze meiner Stiefel sinken ein , und da nichts in meiner Reichweite ist , wo ich mich abstützen könnte , fürchte ich stecken zu ble i ben. Ich hebe meinen Stiefel und falle nach vorn , fast kop f über in den Schmutz. J e mand packt mein Handgelenk und zerrt mich hinter ein Gebüsch. Als ich wieder klar sehen kann , stehe ich Auge in Auge mit ihm.
»Kartik!« , rufe ich aus.
»Guten Tag , Miss Doyle« , sagt er , über meinen durc h weichten Aufzug lächelnd. Zerrinnender Schnee tropft von meinem Haar auf meine Nase. »Sie sehen … gut aus.«
Mein Anblick muss fürchterlich sein.
»Warum sind Sie meiner Aufforderung nicht gefolgt?« , fragt er.
Ich fühle mich töricht. Und glücklich , ihn zu sehen. Und müde. So viele Gedanken gehen mir durch den Kopf. »Es ist schwierig , sich wegzustehlen. Ich …«
Durch die Bäume höre ich Ann meinen Namen rufen. Sie sucht mich , um die Schneeballschlacht fortzusetzen.
Kartik verstärkt seinen Griff. »Egal. Wir haben wenig Zeit und ich habe Ihnen viel zu sagen. Im Magischen Reich gibt es Probleme.«
»Was für Probleme? Als ich es verlassen habe , schien alles in Ordnung zu sein. Circes Ungeheuer war besiegt.«
Kartik schüttelt den Kopf. Seine dunklen , unter einer Mütze hervorquellenden Locken fliegen hin und her. »Erinnern Sie sich , wie Sie die Kristalle mit den Runen des Orakels ze r trümmert und Ihre Mutter befreit h a ben?«
Ich nicke.
»Diese Runen verkörperten die alte Bindung zwischen dem Orden und der gewaltigen magischen Kraft im I n nern des Reichs. Eine Art Safe für ihre Magie. Er sollte gewährleisten , dass nur der Orden allein sich ihrer bedi e nen konnte.«
Wieder ruft Ann. Sie nähert sich unserem Versteck.
Kartik flüstert eindringlich. »Als Sie die Runen zertrü m merten , Miss Doyle , haben Sie die Bindung ze r stört.«
»Ich habe die Magie freigesetzt« , begreife ich. Ein kaltes Grauen kriecht in meine
Weitere Kostenlose Bücher