Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
Sherry etwas lauter als gewöhnlich. »Ich kann nicht.«
Miss McChennmine legt ihre Hände sanft auf die von Mrs Nightwing und murmelt etwas , das ich nicht hören kann.
»Aber denk an die Kosten« , antwortet Mrs Nightwing. Ihre Augen begegnen für einen Moment den meinen und ich schaue rasch weg. Plötzlich erhebt sie sich schwa n kend , stützt sich dabei mit einer Hand an der Rücke n lehne ihres Stuhls ab , bis sie einen sicheren Stand hat.
* **
Lange nachdem die Lampen gedämpft wurden , die Feuer h e runtergebrannt sind und alle in ihren Betten liegen , treffen Ann und ich Felicity im Marmorsaal. Die letzten Glutnester in dem riesigen steinernen Kamin tauchen den höhlenartigen Raum in einen unheimlichen rötlichen Schein. Der Wei h nachtsbaum ist ein bedrohlicher Riese. In der Mitte des Saals ragen die mit Feen , Satyrn und Nymphen geschmückten Marmorsäulen empor. Bei i h rem Anblick überläuft mich ein Schauder , denn wir wissen , dass sie mehr sind als bloße Stei n figuren. Sie sind lebendige Wesen , im Marmor eingeschlossen durch die Magie jenes Ortes , den wir jetzt gleich wieder sehen und fühlen und berühren werden –wenn wir können.
»Vergiss nicht , dass du mir ein Pfund schuldest« , sagt Ann zu Felicity. Ihre Zähne klappern.
»Ich vergess es nicht« , antwortet Felicity.
»Ich hab Angst« , sagt Ann.
»Ich auch« , sage ich.
Sogar Felicity verzichtet auf ihre gewohnte Überheblic h keit. »Was auch geschieht , wir gehen nicht ohne ei n ander.« Den Rest spricht sie nicht aus. So wie du Pippa im Stich g e lassen hast … sie hast sterben lassen.
»Einverstanden« , sage ich. Ich atme tief durch , um meine Nerven zu beruhigen. »Gebt mir eure Hände.«
Wir fassen uns an den Händen und schließen die A u gen. Es ist schon so lange her , dass wir das Magische Reich betreten haben. Ich fürchte , es wird mir nicht g e lingen , das Tor aus Licht erscheinen zu lassen. Aber bald spüre ich ein wohlb e kanntes Kribbeln auf der Haut , die Wärme der Strahlen. Ich öffne ein Auge , dann das and e re. Da ist sie , steht leuchtend vor uns: die herrliche Ei n gangstür in die andere Welt.
Felicity und Ann sind von Ehrfurcht ergriffen. Es steht auf ihren Gesichtern geschrieben.
»Ich weiß nicht , was uns dort erwartet« , sage ich , bevor wir den ersten Schritt tun.
»Es gibt nur einen Weg , es herauszufinden« , antwortet F e licity.
Ich öffne das Tor und wir treten hindurch ins Magische Reich.
Von den Bäumen regnen Blüten , die unsere Nasen ki t zeln. Das Gras hat noch immer das Grün ewigen Sommers. Zu u n serer Rechten strömt der rauschende Fluss. Ich kann einen fernen Gesang hören , der aus der Tiefe emporschwebt und silberne Ringe auf der Oberfläche bildet. Und der Himmel! Wie der schönste Sonnenunte r gang am glücklichsten aller Tage. Mir ist , als müsse mein Herz zerspringen. Ach , wie habe ich diesen Ort vermisst! Wie konnte ich jemals daran denken , ihn zu verlassen?
»Oh!« , ruft Felicity. Lachend dreht sie sich um sich selbst , die offenen Hände dem orangeroten Himmel entgegeng e streckt. »Es ist so herrlich!«
Ann geht ans Ufer des Flusses. Sie bückt sich und blickt l ä chelnd auf ihr Spiegelbild. »Hier bin ich so schön.« Und das ist sie wirklich. Sie ist Ann , wie Ann aussehen würde , wenn sie sorglos und ohne Angst leben könnte , ohne von der Woh l tätigkeit anderer abhängig zu sein , und es nicht nötig hätte , Süßigkeiten in sich hinei n zustopfen , um die Leere in ihrem Innern auszufüllen.
Felicity fährt mit den Fingern am Stamm eines Weide n baums entlang , der unter ihrer Berührung wie Wasser rieselt und sich in einen Springbrunnen verwandelt. »Das ist u n glaublich. Wir können hier alles. Einfach alles!«
»Schaut her!« , ruft Ann. Sie birgt einen Grashalm in den Händen , schließt die Augen. Als sie die Hände öf f net , liegt dort eine Halskette mit einem funkelnden R u binanhänger. »Helft mir , sie anzulegen!«
Felicity klinkt den Verschluss ein. Das Schmuckstück glänzt auf Anns Haut wie der Schatz eines Mahar a dschas.
* **
»Mutter?« , rufe ich und frage mich bang , ob sie wohl ko m men wird , um mich zu begrüßen. Nichts ist zu h ö ren außer d em Lied des Flusses und den Begeisterung s schreien meiner Freundinnen , die Blumen in Schme t terlinge und Steine in Juwelen verwandeln. Auch wenn ich im Grunde meines Herzens gewusst habe , dass sie für immer fort ist , hatte ich die Hoffnung nicht aufg e
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