Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
geben.
Hinter den Bäumen erhebt sich der silberne Torbogen , der ins Herz des Gartens führt. Dort habe ich mit Circes mörder i schem Ungeheuer gekämpft , einem der dunklen Geister der Winterwelt. Dort habe ich die Kristallstäbe des Runenorakels zertrümmert , wodurch ich meine Mu t ter erlöst , aber auch die Magie freigesetzt habe. Ja , die Magie ist frei , jeder kann sie nutzen. Deswegen sind wir hergekommen. Und doch scheint alles genauso zu sein , wie es vorher war. Nichts scheint zu fehlen.
»Folgt mir« , sage ich. Wir schlüpfen durch den schi m mernden Torbogen und gelangen auf einen vertrauten krei s runden Platz. Wo sich einst die Kristalle hoch und kraftvoll erhoben , sind jetzt nur verkohlte Erdhaufen und eine Menge winziger Giftpilze.
»Allmächtiger!« , sagt Ann. »Hast wirklich du das g e macht , Gemma?«
»Ja.«
»Aber wie?« , fragt Felicity. »Wie konntest du etwas ze r trümmern , das seit Jahrhunderten stand?«
»Ich weiß es nicht« , antworte ich.
»Pfui Teufel« , sagt Ann. Sie ist auf einen der Pilze g e treten. Er ist aufgeplatzt , schwarz und glitschig.
»Pass auf , wo du hintrittst« , warnt Felicity.
»Wo sollen wir den Tempel suchen?« , fragt Ann.
Ich seufze. »Ich habe keine Ahnung. Kartik hat gesagt , es gibt keine Karte. Ich weiß nur , dass er sich irgendwo im I n nern des Magischen Reichs befindet.«
»Wir wissen nicht einmal , wie groß dieses Reich ist« , sagt Ann.
»Du hast gar nichts , woran du dich halten kannst?« , fragt Felicity.
»Nein. Wir wissen nur , dass der Tempel nicht hier in di e sem Garten ist , sonst hätten wir ihn schon gesehen. Ich schl a ge vor , wir wählen eine Richtung und …«
Felicitys Gesicht ist weiß geworden. Anns ebenso. Was immer sie sehen , es ist hinter mir. Ich drehe mich lan g sam um , jeder Muskel gespannt.
Sie tritt hinter einem Gehölz von Olivenbäumen he r vor , mit einem Blütenkranz um ihr dunkles Haar gewunden. Die gle i chen veilchenblauen Augen. Die gleiche Blässe und blende n de Schönheit.
»Hallo« , sagt Pippa. »Ich habe gehofft , dass ihr zurü c k k ommt.«
11. Kapitel
F elicity läuft ihr entgegen.
»Warte!« , schreie ich , aber nichts kann sie zurüc k halten. Sie stürzt auf Pippa zu und umarmt sie fest. Pippa küsst Felicitys Wange.
»Du bist es!« , sagt Felicity. Sie lacht und weint gleichze i tig. »Pip , Pip , mein Liebling , du bist hier!«
»Ja! Ich bin hier. Ann! Gemma! Oh , bitte , starrt mich nicht so an.«
»Pippa!« , ruft Ann und rennt zu ihr. Ich kann es kaum glauben. Pippa , unsere Pippa , ist hier , so bezaubernd wie eh und je. Etwas löst sich in mir. Schluchzend werfe ich mich ins Gras , und wo meine Tränen hinfallen , sprießen kleine Lotu s blumen hervor.
»Oh Gemma , Liebes , wein doch nicht« , sagt Pippa. Flink wie ein Reh ist sie neben mir. Die kalten Hände , die ich im Traum gesehen habe , streichen durch mein Haar und sind so warm wie ein Sommerregen. »Nicht weinen!«
Ich schaue zu ihr hoch. Sie lächelt mich an. »Wenn du dein Gesicht sehen könntest , Gemma. Wirklich , zum Totlachen.«
Da muss ich selbst lachen. Und auch noch ein bis s chen weinen. Bald lachen wir alle unter Tränen , die Arme umei n ander g eschlungen. Es ist ein Gefühl , als wü r de man nach einer langen , staubigen Reise nach Hause kommen.
»Lasst euch anschauen« , sagt Pippa. »Oh , ich habe euch so vermisst. Ihr müsst mir alles erzählen. Wie geht es Mrs Nightwing? Sind Cecily und Martha noch immer solche ei n gebildeten Gänse?«
»Man möchte ihnen den Hals umdrehen« , sagt Ann k i chernd.
»Erst gestern früh hat Gemma Kompott auf Cecilys Kleid verschüttet , damit sie endlich den Mund hält« , sagt Felicity.
Pippa ist platt. »Das ist nicht wahr!«
»Leider doch« , gebe ich beschämt zu.
»Gemma!« , ruft sie strahlend. »Du bist meine Heldin!«
Lachend lassen wir uns ins Gras fallen. Es gibt so viel zu sagen. Wir erzählen ihr alles –über Spence , über die anderen , über ihr , Pippas , Begräbnis.
»Haben alle schrecklich geweint?« , fragt Pippa.
Ann nickt. »Ganz fürchterlich.«
Pippa pflückt einen verblühten Löwenzahn und pustet die Samen in die Luft. Der weiße Flaum wird vom Wind fortg e tragen und verwandelt sich in einen Leuchtkäfe r schwarm. »Es freut mich , das zu hören. Der Gedanke , dass alle mit verste i nertem Blick um meinen Sarg sitzen , ist mir unerträglich. Waren die Blumen schön? Es gab doch Blumen , nicht wahr?«
»Den schönsten und
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