Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
sche Reich zurückkehren.
Ein dröhnendes Gelächter bricht los. Es ist ein Lachen , das ich noch nie zuvor gehört habe. Wohl deshalb , weil es aus dem Mund von Mrs Nightwing kommt.
»Oh , Sa … Catrin , das verzeih ich dir nie« , sagt sie und klopft sich auf die Brust , wie um das Lachen zurückzudrä n gen.
»Wenn ich mich recht erinnere , bist du es gewesen , die den Stein ins Rollen gebracht hat« , sagt Miss McChennmine l ä chelnd. »Du warst damals ziemlich dreist , oder hast du das vergessen?«
Im Handumdrehen siegt die Neugier. Die Mädchen strömen herbei und ein Schwall von Fragen ergießt sich. »Was ist d a mals passiert?« , drängen sie. »Bitte sagen Sie ’ s uns!«
»Wusstet ihr , dass eure Direktorin eine echte Draufgäng e rin war?« , fragt Miss McChennmine , unsere Ne u gier weiter schürend. »Und eine romantische noch dazu.«
»Na , na« , tadelt Mrs Nightwing und nippt an einem neuen Glas Sherry.
»Erzählen Sie« , bettelt Elizabeth. Die anderen fallen ein. »Ja , bitte!«
Da Mrs Nightwing nicht protestiert , fährt Miss McChen n mine fort. »Wir waren auf einem Weihnacht s ball. Es gab traumhafte Festgeschenke dort. Erinnerst du dich , Lillian?«
Mrs Nightwing nickt mit geschlossenen Augen. »Ja. Tan z karten mit dicken roten Quasten. Wunderwunde r schön …«
»An Herren herrschte auf dem Ball kein Mangel. Aber n a türlich schlug unser aller Herz für einen speziellen Herrn , einen Mann mit dunklem Haar und von äußerst eleganter E r scheinung. Er sah einfach fabelhaft aus.«
Mrs Nightwing sagt nichts , trinkt nur noch mehr She r ry.
› »Das ist der Mann , den ich heiraten werde ‹ , verkündete I h re Direktorin , ohne mit der Wimper zu zucken. Wir lachten , aber im nächsten Moment nahm sie meinen Arm und stolzie r te …«
»Ich stolzierte nicht …«
»… an ihm vorbei und ließ geschickt ihre Tanzkarte vor seine Füßen fallen , wobei sie so tat , als bemerkte sie es nicht. Natürlich kam er ihr nach. Und sie tanzten ohne Unterbr e chung drei Tänze hintereinander , bis die Anstandsdame ei n schritt.«
Wir lauschen mit roten Ohren.
»Und dann?« , fragt Felicity.
»Sie hat ihn geheiratet« , antwortet Miss McChennmine. »Noch während der Weihnachtszeit.«
Mr Nightwing? Ich hatte vergessen , dass Mrs Nightwing verheiratet war , dass auch sie einmal ein junges Mädchen gewesen ist. Ich versuche , sie mir jung und lachend vorzuste l len , mit ihren Freundinnen plaudernd. Ich sehe sie nur so , wie sie jetzt ist , das hochgesteckte , ergrauende Haar , die Brille , die strenge Haltung.
»Das ist schrecklich romantisch« , sagt Cecily schwärm e risch.
»Ja , schrecklich« , stimmen wir alle zu.
»Es war ziemlich kühn von dir , Lillian« , sagt Miss McChennmine.
Ein Schatten gleitet über Mrs Nightwings Gesicht. »Es war eine Torheit.«
»Wann ist Mr Nightwing gestorben?« , flüstere ich Fel i city zu.
»Keine Ahnung. Ich zahl dir ein Pfund , wenn du d a nach fragst« , flüstert sie zurück.
»Vergiss es.«
»Möchtest du ’ s nicht wissen?«
»So dringend auch wieder nicht.«
»Ein Pfund , sagst du?« Das ist Ann.
Felicity nickt.
Ann räuspert sich. »Mrs Nightwing , ist Mr Nightwing schon lange von uns gegangen?«
»Mr Nightwing ist seit fünfundzwanzig Jahren im Hi m mel« , sagt unsere Direktorin , ohne den Blick von ihrem Glas zu heben. Mrs Nightwing ist eine Frau von vielleicht ach t undvierzig , höchstens fünfzig. Dass sie ihr halbes Leben Witwe ist , scheint bedauerlich.
»Er war also noch ein junger Mann?« , hakt Cecily nach.
»Ja. Jung , jung« , sagt Mrs Nightwing und starrt in den blassroten Sherry. »Wir waren sechs glückliche Jahre verhe i ratet. Eines Morgens …« Ihre Stimme versagt.
»Eines Morgens?« , drängt Ann.
»Eines Morgens ist er zur Arbeit in die Bank gegangen.« Sie macht eine Pause , nimmt einen Schluck. »Ich habe ihn nicht wiedergesehen.«
»Was ist passiert?« , fragt Elizabeth atemlos.
Mrs Nightwing wirkt bestürzt , als hätten wir eine Frage g e stellt , auf die sie keine Antwort weiß. Doch dann sagt sie langsam: »Er wurde auf der Straße von einem Wagen übe r fahren.«
Eine lähmende Stille breitet sich aus. Mrs Nightwing schien für mich immer wie eine uneinnehmbare Festung. Wie j e mand , der alles im Griff hat. Es fällt mir schwer , mir ein and e res Bild von ihr zu machen.
»Wie schrecklich für Sie« , sagt Martha schließlich.
»Arme Mrs Nightwing« , fügt Elizabeth hinzu.
»Das ist
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