Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
Mut hast , zu zi e len und zu schießen.«
Felicity schaut finster drein. Sie richtet den Bogen auf Ph i lon.
»Felicity!« , zische ich. »Was tust du?«
»Ich habe jede Menge Mut« , knurrt Felicity.
»Wirst du ihn auch dann haben , wenn er am meisten zählt?« , fragt Philon kühl.
Pippa entreißt ihr den Bogen. »Fee , hör auf.«
»Ich habe jede Menge Mut« , sagt Felicity noch ei n mal.
»Natürlich« , beschwichtigt Pippa.
Philon betrachtet die beiden neugierig. »Wir werden s e hen.« Und an mich gewendet: »Priesterin , ist dies nun die Waffe deiner Wahl?«
»Ja« , antworte ich. »Ich denke schon.«
»Wir sollten jetzt gehen« , sagt Felicity. »Danke für B o gen und Pfeile.«
Philon neigt den prächtigen Kopf. »Es ist mir ein Vergn ü gen. Aber die Waffe ist kein Geschenk. Sie ist eine Erinn e rung an eine offene Rechnung.«
Mir ist zumute , als würde ich in ein Loch fallen , das immer tiefer wird , je mehr ich buddle um herausz u kommen. »Was für eine offene Rechnung?«
»Wir verlangen einen Anteil an der Magie , falls du den Tempel zuerst findet. Wir wollen nicht wieder im Du n keln leben.«
»Ich verstehe« , sage ich und verspreche etwas , von dem ich nicht weiß , ob ich es halten kann.
* **
Philon geht mit uns bis an den Rand des Waldes , wo die sel t samen leuchtenden Dinger warten , um uns zum Schiff z u rückzugeleiten.
»Alle werden versuchen , euch vom Tempel fernzuha l ten. Das muss euch bewusst sein. Wie werdet ihr euch schützen? Habt ihr Verbündete?«
»Wir haben die Medusa« , sage ich.
Philon nickt langsam. »Die Medusa. Die Letzte ihrer Art. Für ewige Zeit auf einem Schiff eingesperrt zur Str a fe für ihre Sünden.«
»Was soll das heißen?« , frage ich.
»Das soll heißen , dass es vieles gibt , was ihr nicht wisst« , entgegnet Philon. »Geh vorsichtig ans Werk , Prie s terin. Hier bleibt nichts verborgen. Eure sehnsüc h tigsten Wünsche , eure heimlichsten Begierden oder größten Ängste können gegen euch verwendet werden. Es gibt viele , die euch von eurer Aufgabe abhalten wo l len.«
»Warum sagst du mir das? Stehst du letzten Endes doch aufseiten des Ordens?«
»Es herrscht Krieg« , sagt Philon. Langes fliederfarbenes Haar weht über scharfe Wangenknochen. »Ich stehe au f seiten des Siegers.«
Die Lichter kreisen und schwirren um Pippas Kopf. Sie schlägt spielerisch nach ihnen. Doch ich habe noch eine letzte Frage , bevor wir fahren.
»Die Medusa ist auf unserer Seite , nicht wahr? Sie ist g e zwungen , uns immer die Wahrheit zu sagen.«
»Gezwungen wodurch? Die Magie ist nicht mehr zuverlä s sig.« Damit wendet sich das schmächtige Wesen zum Gehen , seinen Distelumhang wie eine Kette nac h schleifend.
Als wir das Ufer erreichen , wartet dort Creostus auf uns. »Hast du erreicht , was du wolltest , Hexe?«
Felicity tastet nach dem Köcher auf ihrem Rücken.
»Philon hat euch also ein Andenken verehrt. Was werdet ihr uns dafür als Gegengeschenk geben? Werdet ihr uns mag i sche Kraft verleihen? Oder werdet ihr sie uns verweigern?«
Statt zu antworten , gehe ich über die flügelförmige Lau f planke an Bord des Schiffes und höre , wie sie kna r rend hinter uns hochgezogen wird. Der Wind erfasst das durchscheinende Segel und wir lassen die winzige Insel hinter uns , bis sie nur noch ein grüner Punkt in der Ferne ist. Aber der wilde Schrei des Zentauren , getragen von der Brise , folgt mir und raubt mir den Atem.
»Was wirst du uns dafür geben , Hexe? Was wirst du uns geben?«
* **
Wieder segeln wir durch den goldenen Vorhang und dann weiter flussaufwärts. Als wir zu den Felsstatuen und den Hö h len der Seufzer kommen , sehe ich farbigen Rauch –i n R ot , Blau , Orange , Violett –von hoch oben aufsteigen und ich bin mir fast sicher , dahinter eine Ge s talt zu sehen. Aber ein Windstoß wirbelt die Schw a den durcheinander und ich sehe nichts mehr als bunte Rauc h fahnen.
Ein silbriger Nebel fällt ein. Hin und wieder ist durch den Dunst eine Andeutung des Ufers zu erkennen , aber es nimmt kaum Konturen an. Ann stürzt an die Reling.
»Horcht , hört ihr? Da ist wieder diese wunderbare M u sik ! «
Es dauert einen Moment , aber jetzt höre ich es auch. Einen leisen , lieblichen Gesang. Er sickert in meine Adern , durc h strömt mich und wärmt mich , macht mich leicht.
»Schaut! Da im Wasser!« , ruft Ann.
Einer nach dem andern tauchen drei kahle Köpfe auf. Es sind Frauen , wie ich sie noch nie gesehen
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