Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
Nähe waren?«
»Gewisss« , antwortet sie.
»Warum hast du uns nicht gewarnt?«
»Du hast nicht gefragt.« In diesem Moment erreichen wir den Garten und das grüne Monster schließt seine Augen.
Pippa drückt uns fest an sich und will uns nicht losla s sen. »Müsst ihr wirklich zurück? Wann könnt ihr wiederko m men?«
»So bald wie möglich« , versichert ihr Felicity. »Lass dich von nichts und niemandem einwickeln , Pip.«
»Bestimmt nicht« , sagt Pippa. Sie nimmt meine Hände. »Gemma , heute habe ich dir das Leben gerettet.«
»Ja , das hast du. Ich danke dir.«
»Ich nehme an , das bindet uns aneinander , ja? Wie ein Ve r sprechen?«
»Ja , vermutlich« , sage ich unbehaglich.
Pippa gibt mir einen Kuss auf die Wange. »Komm wi e der , sobald du kannst!«
Das Tor aus Licht erscheint und wir lassen sie dort z u rück. Pippa winkt uns nach , wie das letzte , flüchtige Bild eines Traums , bevor man aufwacht.
Im Schlafzimmer des Klubs stellen wir fest , dass wir drei heil und ganz sind , wenn auch ein bisschen wackelig , und bereit , unsere Plätze am Teetisch wieder einzune h men.
»Spürt ihr sie?« , fragt Felicity auf dem Weg nach u n ten.
Ich nicke. Die Magie fließt durch meine Adern. Mein Blut pulsiert rascher und jeder Sinn ist geschärft. Es ist erstaunlich , so als sei man von innen erleuchtet. Hinter den geschlossenen Türen des Teesalons kann ich Bruchstücke von Unterhaltu n gen hören , kann die Wü n sche und Sehnsüchte fühlen , die kleinlichen Eifersüchteleien und Enttäuschungen jedes schl a genden Herzens , bis ich gezwungen bin , sie bewusst zu ve r drängen.
»Ah , da ist ja unsere Miss Bradshaw« , sagt die füllige Frau , als wir den Raum betreten. »Wir haben gehört , dass Sie als Kind von den besten Gesangslehrern Russlands unterrichtet wurden , weshalb die Zarin sofort an Ihrer schönen Stimme erkannte , dass Sie ihre lange verloren geglaubte Verwandte sind. Wollen Sie uns bitte die Ehre erweisen , ein Lied für uns zu singen?«
Die Geschichte wird immer abenteuerlicher , je öfter sie e r zählt wird.
»Ja , du musst einfach« , sagt Felicity und nimmt Anns Arm. »Nütze die Magie« , flüstert sie.
»Felicity« , flüstere ich zurück , »das dürfen wir nicht!«
»Wir müssen! Wir können Ann nicht im Stich lassen.«
Ann wirft mir einen flehenden Blick zu.
»Nur dieses eine Mal« , sagt Felicity.
»Nur dieses eine Mal« , wiederhole ich.
Ann wendet sich lächelnd der Menge zu. »Es wäre mir ein Vergnügen , für Sie zu singen.«
Sie wartet , bis sich das Röckerascheln gelegt hat und die Damen ihre Plätze eingenommen haben. Dann schließt sie die Augen. Ich spüre , wie sie sich auf die M a gie konzentriert. Ann öffnet den Mund und singt. Ihre Stimme ist von Natur aus schön , aber der Gesang , der jetzt kraftvoll und mit einem betörenden Timbre aus ihrer Kehle strömt , ist überwältigend. Es dauert einen Moment , bis ich die Sprache des Lieds erke n ne. Sie singt auf Russisch , das sie in Wirklichkeit nicht kann. Ein sehr hübscher Einfall.
Die Damen der Alexandra sind völlig gebannt. Als Ann i h re Stimme zum Crescendo anschwellen lässt , betupfen einige vor Rührung ihre Augen. Als Ann mit einem kleinen , höfl i chen Knicks endet , applaudieren die Damen und überschütten sie mit Lob. Ann sonnt sich in ihrer Bewunderung.
Lady Denby tritt auf Ann zu und gratuliert ihr.
»Lady Denby , wie wundervoll Sie aussehen« , sagt Fel i citys Mutter. Lady Denby nickt , antwortet aber nicht. Die Beleid i gung ist unübersehbar. Ein betretenes Schweigen breitet sich im Raum aus.
Lady Denby betrachtet Ann kühl. »Sie sagen , Sie sind mit dem Herzog von Chesterfield verwandt?«
»J-ja« , stammelt Ann.
»Merkwürdig. Ich erinnere mich nicht , den Herzog j e mals kennengelernt zu haben.«
Ich spüre einen Luftzug , eine unsichtbare Bewegung im Raum. Die Magie. Als ich zu Felicity schaue , hat sie die A u gen in tiefer Konzentration geschlossen und ein leichtes L ä cheln umspielt ihre Lippen. Lady Denby lässt einen gewalt i gen Pups los. Der Schreck und das Entse t zen darüber stehen ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie pupst noch einmal und etliche Damen räuspern sich und schauen weg , als kön n ten sie so tun , als hätten sie den Fauxpas nicht bemerkt. Lady Denby ihrerseits en t schuldigt sich und murmelt etwas von Unpässlichkeit , während sie hinausgeht.
»Felicity , das war schrecklich gemein von dir« , flüstere ich.
»Wieso?« ,
Weitere Kostenlose Bücher