Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
ich leichthin. »Ich stamme von At a lante ab. Und meine Tischmanieren sind unter aller Kr i tik.«
Simon nickt. »So etwas habe ich mir schon gedacht. Weshalb wir Sie zur Sicherheit bitten werden , von nun an im Stall zu essen. Das macht Ihnen doch nichts aus?«
»Überhaupt nichts.« Ich klappe das Buch zu und wende mich ab. »Was für schreckliche Geheimnisse haben Sie , Mr Middleton?«
»Außer dass ich spiele , trinke und gelegentlich einbr e che?« Er folgt mir auf dem Fuß. »Die Wahrheit?«
Mein Herzschlag stockt. »Ja« , sage ich und wende mich ihm schließlich zu. »Die Wahrheit.«
Er schaut mir tief in die Augen. »Ich bin furchtbar niede r geschlagen.«
»Das ist nicht wahr« , sage ich und entferne mich wi e der ein paar Schritte , an den riesigen Bücherschränken hochblickend.
»Leider stimmt es. Ich soll eine passende Frau mit einem angemessenen Vermögen finden und den Familie n namen bis ins nächste Glied fortsetzen. Das wird von mir erwartet. Me i ne eigenen Wünsche zählen nicht. Tut mir leid. Ich hätte das nicht sagen sollen. Ich will Sie nicht mit meinen Problemen belasten.«
»Nein , ehrlich. Ich nehme gerne Anteil daran.« Merkwü r digerweise stimmt das.
»Wollen wir wieder in den Salon zurückkehren?« , fragt Lady Denby. Das Dienstmädchen nimmt seufzend seine Schrubberei wieder auf , sobald die Damen gegangen sind. Simon und ich folgen ihnen langsam.
»Ihre Blume hat sich gelöst , Miss Doyle.« Die Rose , die ich festgesteckt hatte , rutscht aus meinem Haar. Ich gre i fe zugleich mit ihm danach. Unsere Finger berühren sich einen Moment , bevor ich mich abwende.
»Danke« , sage ich. Ich bin ziemlich durcheinander.
»Darf ich?« Ganz behutsam befestigt Simon die Rose hi n ter meinem Ohr. Ich sollte es nicht zulassen , damit er mich nicht für zu freizügig hält. Aber ich weiß nicht , was ich sagen könnte. Ich rufe mir in Erinnerung , dass Simon neunzehn ist , drei Jahre älter als ich. Er weiß über Dinge Bescheid , von denen ich nichts weiß.
Etwas schlägt gegen das Fenster , gefolgt von einem zwe i ten , heftigeren Schlag , der mich zusammenzucken lässt. »Wer wirft da mit Steinen?« Simon schaut in die diesige Dunkelheit hinaus. Er öffnet das Fenster. Kalte Luft strömt herein , sodass mir eine Gänsehaut über die Arme läuft. Unten ist niemand zu sehen.
»Ich sollte zu den Damen hinübergehen. Großmama wird sich schon Sorgen machen , wo ich bleibe.«
Ich trete so rasch den Rückzug an , dass ich fast über das Mädchen stolpere , das nicht einmal den Kopf hebt , um von ihrer Arbeit aufzuschauen.
* **
Es ist weit nach Mitternacht , als wir uns verabschieden und in eine von Sternen und Hoffnung überglänzte Nacht hinaustr e ten. Der Abend hat mich in ein Wechselbad der Gefühle g e stürzt. Da ist zunächst das Gute –Simon. Seine Familie. Die Herzlichkeit , mit der sie mir begegnet sind. Mein wieder g e sunder und geheilter Vater. Auf der anderen Seite die ernüc h ternde Aussicht , Nell Hawkins in der Irrenanstalt zu bes u chen. Um herauszufinden , ob sie den Schlüssel des Gehei m nisses in Händen hält und uns den Weg zum Tempel und zu Ci r ce weisen kann. Und schließlich das Merkwürdige –die ans Fenster geworfenen Steine.
Kartik , der uns bei der Kutsche erwartet , wirkt erregt. »Ha t ten Sie einen angenehmen Abend , Miss?«
»Ja , sehr angenehm , danke« , antworte ich.
»Das habe ich bemerkt« , murmelt er , als er mir in den W a gen hilft , um dann ein wenig zu rasant anzufahren. Was ist nur los mit ihm?
Sobald meine Familie sicher im Bett ist , schlüpfe ich in meinen Mantel und stürze über den kalten , harten Boden zu den Ställen. Kartik sitzt bei einer Tasse Tee und liest laut aus der Odyssee. Er ist nicht allein. Emily sitzt neben ihm und hört ihm zu.
»Guten Abend« , sage ich , als ich hereinplatze.
»Guten Abend« , sagt er und steht auf.
Emily schaut erschrocken drein. »Oh , Miss , ich war nur … nur …«
»Emily , ich habe mit Mr Kartik etwas zu besprechen , wenn du nichts dagegen hast.«
Emily nimmt die Beine in die Hand und rennt zum Haus zurück.
»Was haben Sie mit Ihrer Bemerkung vorhin g e meint?«
»Ich habe einfach nur gefragt , ob Sie einen angenehmen Abend hatten. Mit Mr Muddleton.«
»Middleton« , korrigiere ich ihn. »Er ist ein Gentl e man , falls Sie es nicht wissen.«
»Er sieht wie ein Lackaffe aus.«
»Bitte unterlassen Sie es , ihn zu beleidigen. Sie wi s sen nichts über ihn.«
»Es
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