Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
gegen ein albernes Grinsen ankämpfen , das sich auf me i nem Gesicht ausbreiten möchte. Ich habe nur einen einzigen , schwindel n den Gedanken im Kopf: Simon Middl e ton , ein junger Mann von solcher Vollkommenheit , mag mich , die seltsame , nervt ö tende Gemma Do y le.
Gedämpftes Lachen pflanzt sich unter den Gästen fort. »Nun haben Sie ’ s geschafft« , bemerkt ein schnur r bärtiger Herr scherzhaft. »Sie wird nie wieder hierhe r kommen.«
»Aber , aber , Mr Conrad« , tadelt Lady Denby mit gespie l tem Ernst. Ich begreife nicht , warum Felicity eine so schlecht e M einung von Lady Denby hat. Sie scheint mir richtig nett zu sein und sie gefällt mir.
Der Abend zieht vorüber wie ein schöner Traum. Seit dem Tod meiner Mutter habe ich mich nicht mehr so wohl und zufrieden gefühlt. Es macht mich überglüc k lich , zu sehen , wie Vater wieder aufblüht , und ich bin unendlich dankbar für di e se seltsame , wundervolle Kraft. Während des Abendessens sprüht er wieder vor Charme wie in alten Zeiten und unterhält Lady Denby und Simon mit Geschichten aus Indien. Gro ß mamas sonst von Kummer zerfurchtes Gesicht ist heute Abend heiter en t spannt. Und Tom ist geradezu liebenswert , wenn so e t was von ihm gesagt werden kann. Natürlich denkt er , er habe Vater geheilt , und dieses eine Mal habe ich keine Lust , ihm zu widersprechen. Es bedeutet mir so viel , meine Familie froh zu sehen. Ich möchte diesen glücklichen Auge n blick festhalten. Das Gefühl , irgendwohin zu gehören. Ang e nommen zu sein. Ich wünschte , dieser Abend würde nie zu Ende gehen.
Das Tischgespräch kehrt wieder zu Bethlehem zurück. Tom unterhält die Runde mit Geschichten aus seinem Arbeitsalltag. »… er beharrte darauf , dass er der Kaiser von West-Sussex sei und als solcher ein Recht auf eine Extraportion Fleisch habe. Als ich sie ihm verweigerte , versprach er , mich köpfen zu lassen.«
»Du liebe Zeit« , lacht Lady Denby.
»Also nehmen Sie Ihre fünf Sinne zusammen , junger Mann , damit Sie nicht eines Tages ohne Kopf aufw a chen« , sagt Simons Vater. Er hat Simons freundliche blaue Augen.
»Oder würde das in Ihrem Fall eine Verbesserung bede u ten , mein Teuerster?« , spottet Simon , worauf Tom den Bele i digten spielt.
»Oho! Touché! «
»Nichts da. Mein Sohn muss seinen Kopf behalten« , sagt Vater mit todernstem Gesicht. »Ich habe ein Ve r mögen für seinen neuen Hut gezahlt und den ersetzt mir keiner.« Alle biegen sich vor Lachen.
Großmama lässt sich vernehmen. »Stimmt es , Lady Denby , dass in Bethlehem vierzehntägige Tanzveranstaltungen stat t finden?«
»Ja , das stimmt. Es tut diesen Menschen so gut , am öffen t lichen Leben teilzunehmen , sich an die gesellschaftl i chen Gepflogenheiten zu erinnern. Mein Gatte und ich haben schon mehrmals an diesen Veranstaltungen teilg e nommen. Nächste Woche gibt es wieder einen Tan z abend. Sie müssen als unsere Gäste kommen.«
»Wir wären entzückt« , antwortet Großmama für uns alle , wie so oft.
Mir tut vom ständigen Lächeln schon mein Gesicht weh. Muss ich jetzt meine Handschuhe wieder anziehen? Soll ich den Rest von meinem Nachtisch essen , oder muss ich die Hälfte davon übrig lassen , um meinen vo r nehmen Appetit zu zeigen? Ich will nicht ins Fettnäp f chen treten , nicht heute Abend.
»Oh , bitte erzählen Sie uns noch eine Geschichte« , sagt L a dy Denby zu Tom.
»Ja , bitte« , sagt Simon. »Sonst wäre ich gezwungen zu e r zählen , wie ich einmal auf dem Land einem unglückl i chen Fasan in die Augen geblickt habe , und da würden Sie alle vor Langeweile einen Gähnkrampf bekommen.« Simon schaut wieder mich an. Ich stelle fest , dass es mir gefällt , wenn er sehen will , wie ich reagiere. Es gefällt mir , hofiert zu werden. Es gibt mir irgendwie ein Gefühl von Macht.
»Ah , warten Sie …« , sagt Tom und denkt nach. »Da war dieser Mr Waltham , der behauptete , er könne hören , was im Innern eines jeden Hauses vor sich geht , an dem er vorbe i kommt –dass die Steine selbst zu ihm sprächen. Gottlob kann ich sagen , dass er vor knapp einem Monat als geheilt entla s sen wurde.«
»Bravo!« , ruft Simons Vater. »Es gibt nichts , was Mensch und Wissenschaft nicht mit der Zeit bewältigen können.«
»Genau« , sagt Tom , beglückt , in diesem erlauchten Kreis einen Gleichgesinnten gefunden zu haben.
»Was noch?« , fragt eine Dame in einem pfirsichfarbenen Seidenkleid.
»Da gibt es Mrs Sommers , die glaubt , das
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