Der Geheimnistraeger
auf. Skov und sein schwedischer Partner betraten den Lebensmittelladen, einen Ort, den alle Menschen, die sich in der Gegend aufhielten, früher oder später aufsuchten.
Eine der Frauen an der Kasse sah sich die Fotos an. »Ich kenne keine dieser Personen«, sagte sie.
»Gab es jemanden, der Englisch gesprochen und hier in letzter Zeit eingekauft hat?«, fragte Skov.
»Ja«, erwiderte die Frau. »Der Mann, der das Haus von Pålsson gemietet hat.«
Die Frau beschrieb einen Mann mit Kurzhaarschnitt und Sonnenbrille und gab ihnen eine genaue Wegbeschreibung. »Wenn Sie das Haus links vom Sandweg sehen, dann sind Sie bei Pålssons.«
Skov wusste intuitiv, dass dies der richtige Mann war. Es hatte nur fünf Minuten gedauert. Manchmal war es so einfach.
Die schwedische Polizei bewachte das Haus und alarmierte das nationale Einsatzkommando. Drei Stunden nach dem Hinweis wurde das Haus gestürmt. Die einzigen Lebewesen darin waren ein paar Tauben, die in einem offenen Taubenschlag brüteten.
Skov bat sofort um die Spurensicherung: Fingerabdrücke, Spuren des Sprengstoffes HMX, DNA an ungespülten Gläsern und Ähnliches. Das Haupthaus bestand aus zwei Zimmern und Küche im Erdgeschoss. In einem der Schlafzimmer war das Bett noch bezogen. Das andere Schlafzimmer schien schon lange nicht mehr benutzt worden zu sein.
Auf dem Esszimmertisch im Erdgeschoss stand ein Computer. Einer der schwedischen Polizisten, ein Kriminaltechniker, schaltete ihn ein, nachdem er sich erst überzeugt hatte, dass es sich nicht um eine Bombe handelte.
»Die Festplatte ist gelöscht«, sagte er. »Dort gibt es kein einziges Dokument mehr. Aber vielleicht können unsere Spezialisten die Festplatte wiederherstellen.«
»Bitte so rasch wie möglich«, sagte Skov.
Er öffnete die Schubladen einer Kommode. Sie waren leer.
»Er scheint gründlich aufgeräumt zu haben«, meinte Skov.
Einer der schwedischen Polizisten tippte Skov auf die Schulter.
»Entschuldigen Sie«, sagte der Beamte. »Der Vermieter ist hier. Er hat sich aus eigenem Antrieb eingefunden. Er hat offenbar gehört, dass wir hier sind.«
Skov drehte sich um. In der Tür stand ein stämmiger Mann in Arbeitskleidung.
»Ich bin Pålsson«, sagte er. Er klang ungehalten. »Das hier ist mein Haus. Was ist hier eigentlich los?«
»Eine Haussuchung«, sagte Skov.
»Müssen Sie nicht fragen, bevor Sie hier reinstiefeln?«, fragte Pålsson.
Skov ignorierte die Frage. »Wir suchen den Mann, der hier gewohnt hat«, sagte Skov. »Wissen Sie, wo er ist?«
»Warum suchen Sie ihn?«, entgegnete Pålsson.
»Gehören Sie zu den Leuten, die die Fragen der Polizei nicht beantworten wollen?«, fragte Skov. »Und?«
»Ich weiß nicht, wo er ist. Woher soll ich das wissen? Schließlich bin ich nicht sein Kindermädchen!«
»Pålsson«, sagte Skov, der langsam ungehalten wurde. »Ihr Haus könnte für die Verübung eines äußerst schweren Verbrechens benutzt worden sein. Das hier ist kein Spiel, und deswegen rate ich Ihnen, keine Informationen zurückzuhalten. «
Der Mann an der Tür kniff die Lippen zusammen und sah Skov finster an.
»Wie heißt Ihr Mieter?«, fragte Skov.
»Ich weiß nicht. Er hatte die Miete bar im Voraus bezahlt. Das genügt mir als Ausweis.«
»Hatte er ein Auto?«, fragte Skov.
»Einen Opel Ascona«, antwortete Pålsson. »Schmutzbraun. Alt, sicher ein Modell aus den frühen 80ern. Das Nummernschild begann mit BB, an mehr erinnere ich mich nicht. Reicht das?«
»Ausgezeichnet«, sagte Skov und wandte sich an den Chef der schwedischen Beamten. »Können wir nach dem Wagen fahnden lassen?«
Der schwedische Beamte nickte und begab sich nach draußen zu einem der Streifenwagen.
Zwei Stunden später teilte ein Beamter auf dem Flughafen Sturup mit, ein brauner Ascona sei gefunden worden. Der Wagen stünde ordentlich auf dem Parkplatz. Laut Zulassungsstelle war es der einzige Ascona, dessen Kennzeichen mit BB begann. Der Strafzettel an der Windschutzscheibe ließ darauf schließen, dass der Wagen mindestens seit 11.17 Uhr am Mittwochmorgen dort gestanden hatte. Das war der Tag nach der Überwältigung der Besetzer von Korsør.
Nur eine Person hatte an diesem Morgen auf dem Flugplatz ein Flugticket für einen Linienflug gekauft. Ein Flug nach London Stansted, Abflugzeit 11.20 Uhr. Der Inhaber des Tickets war ein Samuel Cohen mit einem litauischen Pass gewesen.
Skov rief Terfig an. Terfig verständigte Christian.
»Cohen und Kagan ist derselbe Name,
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