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Der Geheimnisvolle Eremit

Der Geheimnisvolle Eremit

Titel: Der Geheimnisvolle Eremit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Rechtschaffenheit irgendwie, wenn auch nur indirekt, in Frage gestellt worden.
    »Ah, Ihr seid zurück«, sagte Radulfus. »Ihr habt doch nicht so rasch den Leichnam unseres Gastes heranschaffen können?«
    »Nein, Vater. Die anderen Brüder folgen uns, aber sie werden zu Fuß eine ganze Weile brauchen. Der Mann wurde in den Rücken gestochen, wahrscheinlich als er sein Pferd führte, da der Weg schmal und verwildert war. Ihr wißt ja schon, daß seine Sattelrolle losgeschnitten und gestohlen wurde. Nach den Zeichen, die Bruder Cadfael an der Leiche fand, muß die Tat etwa zur Komplet geschehen sein, vielleicht ein wenig früher.
    Nichts deutet allerdings auf den Mörder hin. Nach der Stunde zu urteilen, muß er auf dem Rückweg zu Eurem Gästehaus gewesen sein. Er blickte auch in diese Richtung, als er stürzte.
    Der Körper wurde nicht mehr bewegt, denn sonst wäre auch der Ring gestohlen worden, den er trug. Allerdings wissen wir nicht, was er in dieser Gegend wollte.«
    »Ich glaube«, erwiderte der Abt, »in dieser Hinsicht haben wir etwas zu berichten. Bruder Jerome hier mag Euch erzählen, was er schon Prior Robert und mir erzählt hat.«
    Jerome war gewöhnlich nur zu gern bereit, seine Stimme erklingen zu lassen, sei es zur Predigt, zur Moralpredigt oder zu scharfer Ermahnung, doch offensichtlich wählte er diesmal seine Worte mit mehr als der üblichen Vorsicht.
    »Der Mann war ein Gast und ein ehrbarer Bürger«, sagte er, »und er hatte uns im Kapitel gesagt, daß er einen Gesetzesbrecher jagte, der seinen Aufseher angegriffen und schwer verletzt habe, um sich dann vom Land seines Herrn zu entfernen. Ich dachte später darüber nach, daß es in dieser Gegend tatsächlich einen Neuankömmling gibt, auf den die Beschreibung passen könnte, und ich hielt es für meine Pflicht, der Sache von Gesetz und Recht zu helfen. So sprach ich mit dem Herrn von Bosiet. Ich sagte ihm, daß der junge Mann, der dem Einsiedler Cuthred dient und der erst vor wenigen Wochen mit ihm hier eintraf, der Beschreibung dieses entlaufenen Leibeigenen Brand entspricht, auch wenn der junge Mann sich jetzt Hyacinth nennt. Er hat das richtige Alter, und auch die Haarfarbe entspricht der Beschreibung seines Herrn. Und niemand hier weiß etwas über ihn. Ich hielt es für richtig, ihm die Wahrheit zu sagen. Falls sich erwiesen hätte, daß der junge Mann nicht dieser Brand ist, dann wäre ihm ja nichts geschehen.«
    »Und natürlich«, fügte der Abt trocken hinzu, »habt Ihr ihm auch den Weg zur Einsiedlerklause beschrieben, wo dieser junge Mann zu finden war?«
    »Das tat ich Vater, wie es meine Pflicht war.«
    »Und er brach sofort auf, um zur Klause zu reiten.«
    »Ja, Vater. Er hatte seinen Knecht auf einen Gang in die Stadt geschickt und mußte sein Pferd selbst satteln, doch er wollte nicht warten, da es schon später Nachmittag war.«
    »Ich habe mit dem Mann gesprochen, nachdem wir vom Tod seines Herrn erfahren hatten«, erklärte der Abt und blickte Hugh an. »Warin wurde ausgeschickt, um in Shrewsbury einen Handwerker zu finden, der schöne Lederarbeiten anfertigen kann, denn anscheinend war dies auch das Handwerk des jungen Mannes und Bosiet glaubte, sein entlaufener Leibeigener könnte versucht haben, in unserer Grafschaft eine Anstellung zu finden, die seinem erlernten Beruf entspricht.
    Dem Mann kann man keinen Vorwurf machen, denn als er zurückkehrte, war sein Herr schon lange fort. Anscheinend konnte der Botengang nicht bis zum nächsten Morgen warten.«
    Die Stimme des Abtes klang gemessen und nachdenklich, keine Spur von Billigung oder Mißbilligung war ihr zu entnehmen. »Damit dürfte die Frage, wo er war, beantwortet sein.«
    »Und ich muß nun den gleichen Weg gehen wie er«, sagte Hugh. »Ich bin Euch dankbar, Vater, daß Ihr mir den nächsten Schritt auf dem Weg gewiesen habt. Wenn er tatsächlich mit Cuthred gesprochen hat, dann können wir wenigstens erfahren, was dort vorging und ob er die Antwort bekam, die er hören wollte – allerdings ist er allein zurückgekehrt. Hätte er einen gefangenen Missetäter bei sich gehabt, dann hätte dieser kaum freie Hände und erst recht keinen Dolch gehabt. Mit Eurer Erlaubnis, Vater, werde ich Bruder Cadfael als Zeugen mitnehmen, statt mit Bewaffneten zu einer Einsiedlerklause zu ziehen.«
    »Tut das«, antwortete der Abt sofort. »Dieser unglückliche Mann war ein Gast unseres Hauses. Wir sind es ihm schuldig, alle Anstrengungen zu unternehmen, um seinen Mörder zu

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