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Der Geheimnisvolle Eremit

Der Geheimnisvolle Eremit

Titel: Der Geheimnisvolle Eremit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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heiser. Er stand starr wie eine Statue über der Leiche. »Gott sei gnädig mit einem ermordeten Mann! Wer kann das getan haben?«
    Hugh kniete schon neben dem Toten und berührte die Haut, die kalt und wächsern geworden war. Den Einsiedler Cuthred konnte man nichts mehr fragen, und abgesehen von der ausgleichenden Gerechtigkeit konnte man in dieser Welt nichts mehr für ihn tun. »Er ist schon einige Stunden tot. Ein zweiter Mord in meiner Grafschaft, und der erste noch nicht aufgeklärt!
    Um Gottes willen, was ist in diesen Wäldern nur Teuflisches am Werk?«
    »Könnte hier möglicherweise ein Zusammenhang zu dem bestehen«, fragte der Abt schwermütig, »was der Junge uns erzählt hat? Hat jemand zugeschlagen, um zu verhindern, daß der Einsiedler zu seiner Verteidigung spricht? Um die Beweise zusammen mit dem Mann unter die Erde zu bringen? Die Eheschließung wurde von langer Hand geplant, und nur aus Gier nach Land, aber man wird doch nicht bis zu einem Mord gehen?«
    »Wenn es wirklich ein Mord war«, meinte Bruder Cadfael, mehr zu sich selbst als zu den anderen. Er war die ganze Zeit still und schweigend in der Tür stehengeblieben und hatte sich genau in dem Zimmer umgesehen, das er schon einmal betreten hatte; einen Raum, der so sparsam möbliert war, daß er jede Einzelheit im Gedächtnis behalten hatte. Die Kapelle war größer als der Wohnraum der Klause, hier war etwas Platz, um sich frei zu bewegen, selbst im Kampf. Nur die östliche Wand war unter dem winzigen quadratischen Fenster verstellt; dort stand der große Steinaltar und darauf der kleine geschnitzte Reliquienschrein, auf dem wieder das silberne Kreuz und zu beiden Seiten silberne Kerzenleuchter mit langen Kerzen standen. Vor dem Reliquienschrein stand die Lampe und ordentlich ausgerichtet davor – aber es lag nichts davor.
    Eigenartig, daß der Mann im Tod so unordentlich und zerzaust war, während der Altar sauber und unbefleckt geblieben war.
    Und Cadfael dachte die ganze Zeit an das einzige Ding, das fehlte, das Brevier mit dem Ledereinband, das mit den kunstvoll beschriebenen Blättern und Seiten und den goldenen Ornamenten auch für einen Prinzen ein würdiges Geschenk gewesen wäre.
    Hugh erhob sich und trat zurück, um den Raum wie Cadfael im ganzen zu überblicken. Sie hatten ihn zusammen gesehen, und deshalb mußten ihre Erinnerungen die gleichen sein. Er warf Cadfael einen scharfen Blick zu. »Seht Ihr einen Grund, daran zu zweifeln?«
    »Ich sehe, daß er bewaffnet war.« Hugh betrachtete den langen Dolch, der dicht neben Cuthreds geöffneter Hand lag. Er hatte die Waffe bei der ersten Untersuchung nicht berührt, und auch jetzt blieb er ruhig stehen. »Cuthred ließ den Dolch fallen, als er stürzte. Es ist sein Dolch, und er wurde benutzt. Das Blut an der Klinge – das ist nicht Cuthreds Blut. Was immer hier geschah, es war jedenfalls kein heimtückischer Stich in den Rücken.«
    Das war sicher. Die Wunde lag vorn knapp über dem Herzen.
    Der Dolch, der den Mann getötet hatte, war hineingestoßen und zurückgezogen worden, und der Lebenssaft war herausgeströmt. Das zweite Messer auf dem Boden war von der Spitze aus nur auf Daumeslänge blutig, und neben ihm auf dem Steinboden war kaum ein Blutstropfen zu entdecken.
    »Wollt Ihr sagen«, fragte der Abt, der sich aus seiner erschreckten Starre löste, »daß hier ein Kampf stattgefunden hat? Aber wie könnte ein heiliger Einsiedler ein Schwert oder einen Dolch besitzen? Selbst zur Verteidigung gegen Diebe und Vagabunden darf ein solcher Mann nicht zur Waffe greifen, sondern muß auf Gott vertrauen.«
    »Wenn es ein Dieb war«, erwiderte Cadfael, »dann war es ein höchst seltsamer Dieb. Hier sind Kreuz und Kerzenhalter aus Silber, die er nicht mitgenommen hat. Sie wurden beim Kampf nicht einmal berührt, oder sie wurden danach wieder aufgestellt.«
    »Das ist wahr«, stimmte ihm der Abt zu und schüttelte angesichts des unerklärlichen Geheimnisses den Kopf. »Also war es kein Raub. Aber was sonst? Warum sollte irgend jemand einen einsamen frommen Mann angreifen, der nichts besitzt und dessen einzige Wertgegenstände zum Schmuck seines Altars dienen? Er war bei allen beliebt, er war für jeden da, der mit Sorgen und Schwierigkeiten zu ihm kam. Warum sollte jemand ihn getötet haben? Kann es die gleiche Hand gewesen sein, die auch den Herrn von Bosiet getötet hat, Hugh? Oder müssen wir fürchten, daß zwei Mörder frei herumlaufen?«
    »Da ist immer noch sein Bursche«,

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