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Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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australische Nummer, die sie nicht kannte. Natascha wählte und setzte sich aufs Bett, das Handy am Ohr. Sie wollte schon auflegen, als sich eine weibliche Stimme meldete.
    »Palm Island Government, Rita Spencer am Apparat.«
    Natascha holte tief Luft, mit einem Anruf von der Insel hatte sie gar nicht mehr gerechnet. Es war schon mehr als zwei Wochen her, dass sie mit Alan und Mitch dort gewesen war.
    »Hier spricht Natascha Berentz. Sie hatten versucht, mich zu erreichen?« Natascha fiel auf, dass sie sich bereits die Fragesatz-Intonation der Australier angewöhnt hatte, und machte sich eine mentale Notiz, sich von dieser seltsamen Eigenheit so schnell wie möglich zu befreien.
    »Natascha? Ah, ja … Warten Sie eine Sekunde. So, hier hab ich’s. Onkel Charlie hat mir Ihre Nummer gegeben. Sie hatten ihn gebeten, Sie anzurufen, falls ihm noch etwas zu Ihrer Sache einfallen sollte?«
    »Ja … ja, das ist richtig«, stammelte Natascha überrascht. Onkel Charlie. Sie erinnerte sich wieder lebhaft an Mitchs Onkel, der auf der ehemaligen Missionsinsel lebte. Richtig unheimlich war er ihr zunächst vorgekommen, abweisend und unfreundlich. Doch immerhin hatte ihr Charlie den Hinweis auf Südaustralien gegeben. Ihr Amulett, so glaubte er, stamme von dort, ebenso wie jener hagere Missionar, der ihr auf mehreren Fotos aufgefallen war. Und nun meldete sich diese Miss Spencer, weil Natascha Onkel Charlie am Ende ihres Inselausflugs ihre Nummer in die Hand gedrückt hatte.
    »Okay, also ich kümmere mich unter anderem um das kleine Museum hier, bin aber nur unregelmäßig auf Palm Island. Und als ich gestern hier ankam, hat mir Onkel Charlie Ihre Nummer gegeben – für den Fall, dass mir etwas einfällt, verstehen Sie?«
    »Sicher. Und ist Ihnen etwas eingefallen?«
    »Das könnte man so sagen. Ich hab hier eine Notiz. Die hab ich übrigens schon seit wenigstens zehn Jahren oder so. Fast ein Wunder, dass ich mich überhaupt noch daran erinnern konnte. Na, jedenfalls ist dieser Zettel von einem Jamie Edwards. Seines Zeichens lutherischer Pastor in Cairns.«
    Natascha saß nun pfeilgerade auf dem weichen Hotelbett.
    »Und was steht auf diesem Zettel?« Ihre Stimme hatte vor lauter Anspannung einen gereizten Beiklang. Sie spürte, dass sie im Begriff war, ihre guten Manieren zu vergessen, und mahnte sich zur Ruhe.
    »Da steht, dass ich, falls eines Tages jemand auf die Insel kommen sollte, um nach den Wurzeln einer gewissen Maria zu suchen, diese Person zu ihm nach Cairns schicken solle. Was ich hiermit getan habe.«
    Natascha war für einen Augenblick schwindlig geworden.
    »Miss?«
    »Bin noch dran.« Natascha räusperte sich die Trockenheit aus der Kehle. Dann notierte sie Telefonnummer und Adresse von diesem Jamie Edwards. Als sie aufgelegt hatte, wählte sie gleich die Nummer, doch der Anschluss existierte scheinbar nicht mehr. Im Internet fand sie zwar einen Eintrag für die Lutherische Kirche Cairns, aber es war wohl schon zu spät, um dort noch jemanden zu erreichen. Eine automatische Ansage sprang an, und eine freundliche Stimme schnurrte die Öffnungszeiten des Kirchenbüros herunter, gab ihr aber keine Gelegenheit, eine Nachricht zu hinterlassen. Natascha beschloss, das Risiko einzugehen, und buchte für sich einen Platz in der Frühmaschine nach Cairns.

Neu Klemzig, Juni 1905
    G ib mir sofort meine Haarspange zurück, du frecher Kerl! Na warte, wenn ich dich kriege!«
    Vor Freude kreischend, rannte Michael in seinem langen Nachthemd den Trampelpfad zwischen den Gemüsebeeten entlang, dabei drehte er sich immer wieder um, um sich zu vergewissern, dass Helene ihm noch nachjagte.
    »Du kriegst mich ja doch nicht.«
    Helene geriet langsam außer Atem, wollte sich aber vor dem Jungen nicht so schnell geschlagen geben.
    »Komm sofort zurück, Frechdachs!«
    Ihr Befehl hatte keine andere Wirkung, als dass der Junge sich kurz umdrehte und ihr ins Gesicht lachte.
    »Na gut, Michael Peters«, rief sie ihm mit gespielter Strenge hinterher, »du hast es nicht anders gewollt. Wenn du nicht sofort stehen bleibst, kannst du deinen Ausritt heute Nachmittag vergessen.« Der Junge schaute sie entrüstet und gleichzeitig fragend an.
    »Ich streiche ihn, verstanden?«
    Der Junge hielt auf der Stelle an, kehrte um und lief ihr geradewegs in die ausgebreiteten Arme.
    »Bitte nicht! Hier, deine Haarspange! Ich wollte dich nicht ärgern.« Der Vierjährige steckte ihr die Spange unbeholfen ins offene Haar. Dann drückte er sein vom Lauf

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