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Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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versichern. »Tu das, Irmtraud. Ich bin froh, das Kind in deinen Händen zu wissen.«
    »Wie heißt sie denn?«
    »Maria«, sagte Gottfried.
    »Sie hat einen christlichen Namen?«
    »Ja, und wundere dich nicht: Sie soll sogar Deutsch sprechen.«
    »Was? Maria spricht Deutsch?« Irmtraud war sichtlich erregt. »Das wäre ja ganz wunderbar! Aber woher? Wo hat sie es denn gelernt?«
    Gottfried drückte ihr erneut behutsam den Arm. »Von ihrer Mutter. Doch die ist nun tot. Die Kleine weiß es noch gar nicht. Bitte sei sehr vorsichtig, wenn du es ihr sagst. Willst du mir das versprechen?«
    Irmtrauds blaue Augen schimmerten im Mondlicht. Gottfried sah, wie sich eine Träne aus ihrem Augenwinkel löste.
    »Natürlich. Das verspreche ich dir, Gottfried. Ich werde mich um sie kümmern, als wäre sie meine eigene Tochter.«
    »Gut.« Er begleitete Irmtraud zur Kutsche, die auf sie wartete. Maria noch immer im Arm, nahm Irmtraud auf der Rückbank Platz. Mit einer Hand zog sie eine Decke über das Mädchen, dann nickte sie Gottfried zum Abschied zu.
    Schweigend sah Gottfried, wie sie davonfuhren. Da tauchte Barnes neben ihm auf.
    »Die schwarzen Mädchen zum Schlafhaus?«
    »Ja. Und weisen Sie die Diensthabenden nochmals darauf hin, diese drei hier von Maria fernzuhalten. Irmtraud weiß das eigentlich, aber es kann nicht schaden, wichtige Anweisungen zu wiederholen.«
    »Maria?«
    »Ja, die Kleinste. Haben Sie ihren Namen auf der langen Fahrt denn nicht mitbekommen?«
    Barnes trat verlegen von einem Bein aufs andere. Er hatte keine Ahnung, wie die Mädchen hießen, und es interessierte ihn im Grunde auch nicht. Seine Aufgabe war es, diese Kinder einzusammeln und auf Palm Island abzuliefern. Danach sah er sie nicht wieder. Warum zum Teufel sollte er sich also ihre Namen merken?
    »Gut, verstehe«, entgegnete Barnes knapp. »Maria und die Schwarzen sollen nach Möglichkeit keinerlei Kontakt unterhalten.«
    »Danke, Barnes.«
    Gottfried machte sich auf den Rückweg zur Fähre. Wie gewöhnlich würde er auch dieses Mal nicht auf Palm Island übernachten. Je weniger er die Kinder kannte, desto besser.
    Maria. Der Name war ihm in der Sekunde erst eingefallen. Er verzog das Gesicht zu einem Lächeln. Maria, welch ein wunderschöner Name.

Meena Creek, Januar 1912
    S ie schafften es noch vor dem großen Nachmittagsregen nach Meena Creek. John lehnte es ab, seine Tiere in der Regenzeit anzutreiben.
    »Wer ein Herz im Leibe hat, der behandelt seine Tiere nicht schlechter als seinen ärgsten Feind«, pflegte er zu sagen und wies auf die hervortretenden Adern am Hals seiner Pferde. »Sie geben schon jetzt, was sie können. Wenn ich sie zu mehr ansporne, fallen sie mir eines Tages noch tot um. Wem wäre damit schon geholfen?«
    Helen lächelte vor sich hin. Sie saß neben ihm auf dem Kutschbock und hatte eine Hand auf sein Knie gelegt, als sie zur Auffahrt nach Rosehill einbogen. John versteckte sein großes Herz gerne hinter einem derben Spruch. Sie lehnte den Kopf an seine Schulter und zog sich den Hut schräg über die Stirn, damit die Nachmittagssonne ihr nicht die hellen Wangen verbrannte. John drückte ihre Hand, dann hielt er vor dem Tor.
    »So, da wären wir.« Seine warmen Augen ruhten auf ihr, als sie ihren Kopf von seiner Schulter hob.
    »Schon? Ich muss wohl geträumt haben.« Sie griff nach ihrer Reisetasche, raffte den Rock und stieg vom Kutschbock. Dann drehte sie sich zu ihm um. »Danke für den schönen Abend, Mr. Tanner. Sie hatten recht. Wir hätten schon längst einmal zum Tanz gehen sollen.« Sie zwinkerte ihm zu, und er verzog den Mund zu einem leichten Grinsen.
    »Ja. Die Nacht nach dem Tanz war auch sehr schön. Danke.« Er suchte ihren Blick. Helen errötete.
    »Wie wär’s zum Abschluss mit einem Drink auf der Veranda?«, sagte er laut und schlug sich auf die Schenkel.
    »Warum nicht?« Helen öffnete das weiße Tor. Digger lief ihr bellend entgegen. Sie tätschelte den schwarz-weißen Kopf. Tanner nahm ihr die Tasche ab und stieg hinter Helen die Stufen zur Veranda hinauf.
    »Einen Moment, ich bin gleich wieder da.«
    Sie verschwand durch die Haustür, hinter ihr knallte die Fliegentür ins Schloss. Tanner setzte sich in den Schaukelstuhl. Er wippte ein paar Mal hin und her und entdeckte dann seine Gitarre. Gedankenverloren griff er nach ihr und begann, die Saiten zu zupfen, bis sich aus den beliebigen Tönen eine Melodie formte. Er beugte sich vor und summte, während er sich auf sein Spiel konzentrierte. Aus

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