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Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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kannte im Grunde nichts anderes als diesen Ort. Vielleicht nahm die Polizei ja doch noch Vernunft an, sah das Unrecht ein und brachte Nellie zurück nach Rosehill? Es wäre immerhin möglich. Was, wenn sie dann nicht hier wäre?
    Sie sollte Nellies Bettchen frisch beziehen, damit alles bereit war, wenn ihr Kind zu ihr zurückkam. Doch sie zögerte, hielt sich die Faust vor den Mund, unentschlossen und nachdenklich. Früher oder später musste sie die Tür zum Kinderzimmer öffnen und sich dem Schmerz stellen. Die Spielsachen, die Puppe. Helene fürchtete, der Anblick wäre mehr, als sie ertragen konnte.
    Dennoch ließ sie die Faust sinken, atmete tief durch. Dann ging sie ins Haus, stand eine Weile vor Nellies Tür, noch nicht bereit, sie zu öffnen. Schließlich wandte sie sich wieder von der Tür ab und wanderte ziellos durchs Haus. Wie still es hier war. Kein Geklapper in der Küche, kein Kinderlachen, kein Geschrei. Von der Koppel hörte sie das Schnauben der Pferde, im Zimmer nebenan summte eine Fliege.
    Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, seit sie Neu Klemzig verlassen hatte. Wenn Gottfried damals nicht gewesen wäre, dann wären sie und Nellie nie hierhergekommen. Ein perfider Gedanke. Ausgerechnet der Mann, den sie am allermeisten verabscheute, war für ihre glücklichsten Stunden verantwortlich, die Stunden mit Nellie bei Katharina und ihrer Familie. Hätte Gottfried sie damals in Neu Klemzig nicht immer wieder aufs Neue bedrängt, hätte er ihr am Ende nicht angetan, woran sie eigentlich nie wieder denken wollte, dann wäre ihr Leben anders verlaufen.
    Helene ließ sich schließlich auf die Küchenbank sinken und strich mit der Hand gedankenverloren über das Holz der Tischplatte. Jeden Abend hatten sie hier gemeinsam gegessen. Die unbeschwerten Momente … man nahm sie viel zu schnell als selbstverständlich hin. Das alltägliche Chaos am abendlichen Esstisch. Matthias, der, gerade vom Feld gekommen, schon mal was aus den Töpfen am Herd stibitzte, bevor er sich Gesicht und Hände wusch. Der vorgebliche Ärger der Schwestern über diese Frechheit. Schüsseln, die mal hierhin, mal dorthin quer über den Tisch gereicht wurden, von Nellie verschütteter Saft und Peters Freude darüber. Die Bilder, die Helene jetzt einfielen, erzählten ihr von Familie, von Glück. Wie anders war es doch an Vaters Tisch gewesen, streng und kalt. Manchmal, wenn hier in der Küche mal wieder ein Becher umgekippt war oder eine Gabel zu Boden fiel, sahen sich die Schwestern über den Tisch hinweg an, und dann mussten sie beide lächeln, weil sie sich an früher erinnerten und weil sie so nie wieder leben wollten.

Cairns, Regenzeit 1905/1906
    S ie hatte es geschafft. Sie war Gottfried entkommen. Helene atmete auf. Doch schon standen neue Probleme an. Helene warf einen Blick auf ihre Reisegefährtinnen und seufzte leise. Amarina und Cardinia hatten sich nicht abschütteln lassen und darauf bestanden, sie nach Queensland zu begleiten. Jetzt war die seltsame Reisegruppe in Cairns gelandet. Helene, Amarina und Cardinia standen am Pier und blickten sich nach einer Kutsche um. Der Schweiß brach Helene aus allen Poren. Das Atmen fiel ihr schwer, und sie war durstig, obwohl es noch keine halbe Stunde her war, seit sie ein Glas Wasser getrunken hatte. Es hatte einige Mühe gekostet, Amarina davon zu überzeugen, ihr Kleid anzubehalten, und auch die kleine Cardinia beklagte sich über die klamme Hitze. Helene fühlte sich beklommen und schwindlig. Am besten, sie suchten sich sofort eine Unterkunft.
    Am Ende des Piers, wo man auch ihre Zedernkiste ausgeladen hatte, fanden sie mit einiger Mühe eine Kutsche. Sie brachte sie ins Hotel in der Abbott Street, das ihnen der Steward als günstig und sauber beschrieben hatte. Wie anders es hier doch aussah, verglichen mit Adelaide oder gar Neu Klemzig! Die meisten Häuser an der Esplanade waren aus Holz und weiß gestrichen. Sie standen auf Pfählen, und statt Vorhängen befanden sich hölzerne Lamellen vor den hohen Fenstern, deren Schlitze geöffnet waren. Die Front der einstöckigen Wohnhäuser säumte in der Regel eine Veranda, die manchmal sogar das gesamte Gebäude umlief. Am meisten erstaunte Helene jedoch die Natur. Wo nicht gerade ein Haus stand oder eine Straße es verhinderte, wucherte es nur so, völlig anders als im Süden, wo es um diese Jahreszeit verbrannt, verdörrt und braun war. Und wie es duftete! Die Blumen verströmten einen Duft, der so betörend süß war, dass er ihr sofort

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