Der geheimnisvolle Gentleman
bliebe, um mit ihr die Ehe zu vollziehen, und schließlich hatte sie sich an ihn rangeworfen!
Es war heiß, wild gewesen und mehr, als sie jemals zu träumen gewagt hatte. Seine Lippen hatten sich hungrig angefühlt, und erst die fordernde Feuchtigkeit seines Mundes, die Art und Weise, wie seine Zunge in sie eingedrungen war – in ihr gewesen war! Er hatte sie an seinen großen, harten Körper gepresst, hatte ihr das Gefühl gegeben, klein und hilflos zu sein, als könnte er alles mit ihr tun. Seine Lippen hatten auf den ihren gelegen, von ihnen Besitz ergriffen und einen Hunger in ihr geweckt, der sie fast überwältigte.
Selbst jetzt, als sie von Schamgefühl übermannt vor ihm stand, fühlte sie bei der Erinnerung daran einen Schauer heißen Verlangens durch ihren Körper rieseln. Oh, sie war hoffnungslos verloren!
»Olivia.«
Er hatte sie noch nie bei ihrem Namen genannt. Sie mochte es, wie er ihn aussprach, vor allem, wie seine Stimme bei der zweiten Silbe noch ein bisschen tiefer wurde. Große, warme Hände umschlossen ihre Schultern und zogen sie an den festen Wall seiner Brust zurück.
»Olivia, mach dir keine Vorwürfe.«
Sie schüttelte schwach den Kopf. »Ich war zu ungestüm. Ich war zu …«
Er schüttelte sie sacht.
»Nein. Sieh mich an, Liebes«, befahl er ihr sanft.
Sie tat es. Er schaute auf sie herab, seine blauen Augen blickten ernst. Sie hatte ihn noch nie so gesehen. Er war ihr immer eher unbeschwert vorgekommen, aber irgendwie passte diese Ernsthaftigkeit gut zu ihm.
»Ich bin dein Ehemann«, sagte er. »Es ist meine Aufgabe, in den Dingen der körperlichen Liebe den Weg vorzugeben. Du hast nichts weiter getan, als auf meine fehlende Selbstkontrolle zu reagieren.«
Sie biss sich auf die Lippe. »Wirklich?«
Er hob die Hände und umschloss zärtlich ihr Kinn. Die Hitze seiner Handflächen drang in sie und brachte die Hitze in ihrem Innern erneut zum Aufflammen.
»Liebes, dein aufrichtiges Entgegenkommen war in jeder Hinsicht entzückend. Ich habe dich mit meinem Verhalten verwirrt.«
»Wirklich?« Olivia runzelte leicht die Stirn. Irgendwie kam ihr das nicht ganz richtig vor, doch was wusste sie schon von solchen Dingen? »Dann war also die Art, wie du mich geküsst hast, nicht richtig?«
Seine Mundwinkel zuckten. »Nein, war es nicht. Zwischen einem Mann und seiner Ehefrau sollte es niemals so etwas geben.«
Sie war wohl wirklich schamlos, denn sie war zutiefst enttäuscht, dass er sie möglicherweise nie mehr so küssen würde. Es war jedenfalls der einzige Kuss gewesen, den sie jemals bekommen hatte. Es konnte ja sein, dass Küsse anderer Art noch besser waren. Das war zwar unwahrscheinlich, aber man wusste nie. Ermutigt legte sie ihm selbst die Hände aufs Gesicht, ein Spiegelbild der seinen auf dem ihren. Sie schaute ihm tief in die Augen, bereit, jederzeit sofort innezuhalten, wenn sie nur das geringste Anzeichen von Missfallen entdecken sollte. Er hielt sehr still und erlaubte ihr, mit den Fingerspitzen durch die goldblonden Haare an seinen Schläfen zu fahren. »Dann, vielleicht …«
Er hob eine Augenbraue. Sie konnte die Bewegung unter seiner zarten Haut spüren. »Vielleicht?«, wollte er wissen.
Unbeabsichtigt fuhr sich Olivia mit der Zungenspitze über die Lippen. Seine Augen wurden dunkel, als sich sein Blick auf ihren Mund heftete.
»Vielleicht könntest du mir zeigen …« Ihre Stimme war heiser und hörte sich in ihren eigenen Ohren fremd an. Sie schluckte schwer. Sie befand sich an der Schwelle zu einer Welt, die ihr unbekannt war. »Vielleicht könntest du mir zeigen, wie man richtig küsst?«
Dane wusste, dass er es dieses Mal besser anfangen musste. Sie schien erschüttert und unsicher – und das alles war seine Schuld. Er verfluchte seinen Mangel an Zurückhaltung und schwor sich, mit diesem Kuss alles wiedergutzumachen.
Langsam senkte er seine Lippen auf ihre. Sie richtete sich auf die Zehenspitzen auf, um ihm entgegenzukommen. Als er zögerte, ließ sie sich wieder auf die Fersen zurückfallen und wartete. Hoffnung erfüllte ihn, dass er doch die richtige Wahl getroffen hatte. Sie schien unendlich lernfähig und erstaunlich willig, ihm zu gefallen.
Dieser Wunsch, ihm zu gefallen, konnte aber auch gefährlich werden, erkannte er plötzlich, denn ihre Unterwürfigkeit entfachte erneut seine Lust. Das Tier in ihm rüttelte an den Gitterstäben des Käfigs, den er in sich errichtet hatte.
Dunkle erotische Visionen zuckten durch seine Gedanken,
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