Der geheimnisvolle Highlander
lassen soll? Ich warne ihn vor der Verschwörung und kehre dann sofort nach Dunakin zurück. Du tust gerade so, als wäre ich die einzige Frau auf der Insel.«
»Du begibst dich geradewegs in eine verdammte Schlacht, Meg!«
Sie musterte erneut seinen unbeugsamen Gesichtsausdruck. »Bitte, Jamie, ich muss es tun. Ich muss ihn sehen. Wenn du dich dadurch besser fühlst, dann sage ich meiner Mutter, wo ich hingehe. Sie wird mich verstehen.«
Jamie schien davon nicht überzeugt zu sein. »Nun gut, wenn deine Mutter einverstanden ist, dann werde ich deinem Vater nichts davon sagen.«
»Oh Jamie, ich danke …«
»Dank mir nicht«, unterbrach er sie. »Ich werde mit dir gehen.«
»Das ist nicht nötig …«
»Doch, das ist es. Ich kann dich beschützen. Ich hätte wissen müssen, dass du darauf bestehst, selbst zu gehen. Ich würde ja alleine gehen, aber Alex würde mir nicht glauben.«
Meg betrachtete ihn mit zur Seite geneigtem Kopf. Er hatte die Muskeln angespannt und den Mund zu einer harten Linie zusammengepresst. Sie war so mit ihrer Angst um Alex beschäftigt gewesen, dass ihr erst jetzt klar wurde, in welch unhaltbare Position sie ihn brachte, indem sie ihn nach den Plänen der Männer des Königs gefragt hatte. Jamie genoss
offensichtlich deren Vertrauen, und da Jamie seinem Cousin gegenüber loyal war, konnte sie annehmen, dass der stets verschlagene Argyll zumindest namentlich an dem Kolonisierungsversuch der Abenteurer von Fife beteiligt war. Doch Jamie war auch ein Highlander. Als solchem musste ihm die Vorstellung, dass Lowlander ihnen das Land stahlen, zuwider sein.
»Auf welcher Seite stehst du, Jamie Campbell?«
Sie erwartete nicht, dass er antwortete, doch er tat es.
»Auf beiden.«
20
Nahe Stornoway, Isle of Lewis
A lex wischte sich mit dem Handrücken den Schmutz aus den Augen und verschmierte ihn nur von einem Augenwinkel zum anderen. Herr im Himmel, was würde ich jetzt für ein Bad und ein frisches Hemd geben! Die drei Wochen, in denen er praktisch im Dreck gelebt und nur gelegentlich im salzigen Meer gebadet hatte, um sich die verkrustete Schicht aus Schmutz abzuwaschen, fingen an, ihm zuzusetzen.
Er konnte es kaum erwarten, dass diese Schlacht zu Ende ging. Wenn alles nach Plan verlief, dann würde sie das auch. Bald schon.
Von seinem Wachposten aus an der felsigen Küste von Arnish Point, der kleinen Landspitze, die als perfekter Aussichtspunkt über den Hafen von Stornoway diente, hielt Alex aufmerksam Ausschau. Müdigkeit ließ ihm die Lider schwer werden, doch sein steter Blick glitt immer wieder über die Wasseroberfläche. Selbst bei Vollmond war das Wasser dort draußen dunkel wie Melasse, nachdem der Nebel sich vor ein paar Stunden herabgesenkt hatte, war die Nacht beinahe undurchdringlich. Diese Bedingungen trugen noch zu dem allgemeinen Gefühl der Unruhe bei. Alle seine Sinne waren in Alarmbereitschaft, das Gefühl von drohender Gefahr unnatürlich greifbar in einer unheimlichen Nacht wie dieser.
Normalerweise belebte ihn die Erwartung herannahender
Gefahr. Doch der Gedanke an eine Schlacht brachte ihm keine Befriedigung mehr. Es war nicht mehr genug.
Mit seinen Verwandten auf Lewis zu kämpfen sollte die Erfüllung seiner ehrgeizigen Ziele sein. Zu führen. In der Hitze des Gefechts Entscheidungen zu treffen. Sich selbst zu erproben. Unbestreitbar hatten sich die harte Arbeit und das Training der letzten Jahre bezahlt gemacht. Obwohl sie in viel geringerer Zahl als ihre Feinde waren, hatten die gezielten Angriffe der MacLeods die Position der Abenteurer auf Lewis empfindlich geschwächt. Bald wäre alles vorbei, und er hätte den entscheidenden Sieg errungen, den er seit Jahren anstrebte. Seine Verwandten würden ihr Land behalten, und die Highlander würden Gerechtigkeit gegenüber den Machenschaften eines gierigen und blutdürstigen Königs erfahren.
Alex sollte eigentlich außer sich vor Freude sein. Und doch erschien ihm der Erfolg auf unerklärliche Weise schal.
Stattdessen konnte er nur an Meg und daran, wie schrecklich er sie verletzt hatte, denken. Er träumte nachts von ihr. Während des Tages sah er in den unpassendsten Momenten ihr Gesicht vor sich. Er konnte ihren herzzerreißenden Blick an jenem Morgen nicht vergessen, den Schmerz, die unglaubliche Qual. Während der langen, einsamen Nächte erinnerte er sich nur zu gut an das sinnliche Gefühl ihres Körpers, der sich an seinen drängte. Der bloße Gedanke daran versetzte seinen Körper in
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