Der geheimnisvolle Highlander
er, dass auch Jamie und Robbie vorgesprungen waren, um sie zu verteidigen.
»Halt dich da raus, Campbell!«, warnte Dougal.
Alex war unfähig zu sprechen. Eiskalte Angst schnürte ihm die Kehle zu, während er auf das Messer starrte.
»Nun, es ist deine Entscheidung«, meinte Dougal hämisch.
Genau wie vor vier Jahren , dachte Alex. Dougal hatte mit durchschlagender Wirkung die Szene von damals wiederaufleben lassen. Würde er diesmal Meg vor seinen Augen die Kehle durchschneiden?
Alex war darin geübt, die Führung zu übernehmen. Entscheidungen zu treffen. Schwere Entscheidungen zu treffen.
Nur nicht diese Entscheidung.
Konnte er sich ergeben und ihr das Leben retten, obwohl er wusste, dass er dadurch gezwungen war, so viele andere zu opfern, die sich auf ihn verließen?
Alex warf einen Blick auf die Männer der Burgwache am Ufer, die sich schnell den Booten näherten. Es blieb nicht mehr viel Zeit. Wenn sie die Boote erreichten, dann hatte er versagt. Patrick und seine Männer in den zwei birlinns würden sich bei einer Schlacht auf dem Wasser gegen die Soldaten der Burg sowie die neuen Rekruten einer gewaltigen Überzahl gegenübersehen. Die Lowlander würden mit Verstärkung zur Burg zurückkehren, und Neil würde geradewegs in eine tödliche Falle laufen.
Er traf seine Entscheidung. Die einzig mögliche.
Er riss das Claymore hoch, schwang es in weitem Bogen über seinen Kopf und gab damit den Männern an Land und auf See das Zeichen zum Angriff. Sie gehorchten ihm in absolutem Vertrauen. Mit dem wilden Schlachtruf »Haltet zusammen!« preschten die Männer um ihn herum los und jagten donnernd auf die ahnungslosen Wachen zu, die ihre Boote besteigen wollten. Sie ließen Alex allein zurück, um gegen Dougal und dessen Dutzend Krieger zu kämpfen.
Die Schlacht um Stornoway Castle hatte begonnen. Ohne Alex.
Meg wagte kaum zu atmen.
Als der durchdringende Kriegsschrei der MacLeods ihr in den Ohren gellte, wusste sie, dass jeder Atemzug ihr letzter sein konnte. Nicht, dass sie bereit wäre, zu sterben. Sie betete, dass Alex noch ein paar Tricks im Ärmel hatte.
Sie war so stolz auf ihn. Ihr war bewusst, was ihn diese Entscheidung gekostet hatte, doch sie hatte ihr auch bewiesen, was für ein Mann er geworden war. Ein Anführer, der bereit war, alles zu tun, was notwendig war, um seine Leute zu schützen, ungeachtet dessen, was es ihn persönlich kostete. Nie war sie überzeugter davon, dass das hier der Mann war, den sie sich wünschte, um ihrem Bruder dabei zu helfen, ihren Clan anzuführen.
Dougals überrumpelter Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass Alex ihn überrascht hatte.
»Offensichtlich habe ich überschätzt, welchen Wert das Mädel für dich hat«, zischte Dougal abfällig.
»Du willst nicht sie«, entgegnete Alex ruhig, »sondern mich. Ich ergebe mich, aber nicht bevor ich Gewissheit habe, dass Meg in Sicherheit ist. Lass Campbell sie von hier fortbringen, und ich komme mit dir.«
»Nein!«, schrie Meg auf, da sie sich völlig im Klaren darüber war, was Alex da tat. Dougal würde ihn nirgendwohin bringen. Alex bot sein eigenes Leben für Megs Leben an.
»Gut«, stimmte Dougal viel zu schnell zu. »Lasst das Mädchen frei! Campbell, nehmt sie!«
Der MacDonald lockerte den tödlichen Griff um ihren Hals und senkte das Messer, um Jamies Fesseln zu durchtrennen.
Sie wollte losstürmen und zu Alex hinüberlaufen, doch Jamie griff nach ihr, um sie aufzuhalten.
»Nicht, Meg«, stieß er flüsternd hervor. »Du kannst ihm nicht helfen.«
Es war ihr egal. »Alex, nicht! Es ist eine Falle …« Trotz seiner Worte wusste Meg, dass Dougal nicht die Absicht hatte, sie gehen zu lassen. Sobald Alex tot war, würden sie gejagt werden. Alex würde sein Leben umsonst opfern.
»Genug!«, fiel Alex ihr schroff ins Wort, ohne sie anzusehen. »Campbell. Tu, was er sagt, bring sie weg von hier!« Er glitt vom Pferd und legte seine Waffen ab. Eine nach der anderen fiel auf den felsigen Boden.
Alex warf einen flüchtigen Blick zum Ufer, wo seine Männer mit der Burgwache kämpften. Trotz ihrer geringeren Zahl schienen die MacLeods im Vorteil zu sein. Ein Reiter galoppierte mit einer Fackel am Strand hin und her. Meg folgte seinem Blick und sah zwei birlinns aufs Meer hinausrudern. Ein zufriedenes Lächeln spielte um seinen Mund. Sie verstand. Sein Plan verlief erfolgreich. Bis jetzt. Doch sie brauchten ihn. Indem er sich Dougal ergab, riskierte er alles, wofür er gekämpft hatte. Er riskierte
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