Der geheimnisvolle Kreis (German Edition)

Da drüben im Kräutergarten mit dem Unkraut.“
    „Hmpf, so groß ist mein Tatendrang dann doch wieder nicht.“ maulte Marvilla.
    „Doch, doch. Gartenarbeit hilft dir, den Kopf frei zu bekommen. Los, los!“
     
    Marvilla trollte sich gelangweilt davon. Sie ging mit hängendem Kopf auf den Geräteschuppen zu, um sich Gartenwerkzeug zu holen. Sie öffnete die alte Holztür. Sie quietschte furchtbar.
    „Igitt!“ schrie sie, während weitaus lauter schreiend und erschrockener eine kleine Maus davon eilte.
    „Gartenarbeit. Pah, ich bin eine Fee und will Menschen retten und nicht Unkraut jähten.“
    Sie griff nach einem kleinen Spaten und nach einem Eimer. Es war ein kleiner Holzschuppen. Marvilla drehte sich um und schaute in jede Ecke. Sie suchte etwas, wußte aber nicht was.
    „Ah, was ist das?“ Sie bückte sich unter aufrecht stehenden Holzlatten durch, streifte an Spinnenweben entlang und schlug sich den Kopf an einer Dachlatte an.
    „Autsch. Potzfee noch mal!“ fluchte sie.
    „Fluchen schickt sich aber nicht für ein junges Fräulein.“
    Marvilla drehte sich erschrocken um und stieß sich noch mal den Kopf an. Sie griff nach der schmerzenden Stelle und schaute verwirrt ins Leere.
    „Wer spricht hier?“
    „Ich.“
    „Und wer ist ich?“ sagte sie mutig. Die Stimme hörte sich freundlich an.
    „Hier oben. Ich versuche zu winken. Hm, Mist geht nicht. Kannst du mich trotzdem sehen?“
    Marvilla legte den Kopf in den Nacken und starrte nach oben.
    „Ich kann niemanden sehen. Außer altes Gerümpel. Wo bist du?“
    „Hier oben. Ich stehe auf einem Holzbrett.“
    „Ich seh nur eine hässliche Blumenvase.“
    „Ich darf doch bitten. Hässlich hat noch niemand zu mir gesagt.“ wurde zutiefst beleidigt erwidert.
    „T`schuldigung. Aber besonders schön ist sie wirklich nicht.“
    „Was ist schon schön? Für den einen ist etwas hässlich, für den anderen dagegen wunderschön. Geschmäcker sind verschieden. Das Empfinden für etwas oder jemand ist subjektiv. Jeder sieht Dinge mit anderen Augen. Und jeder sieht anders. Der eine setzt sein Augenmerk auf Details, der andere sieht nur grobe Strukturen. Eine andere Spezies sieht dagegen gar nichts oder nur das, was sie sehen will. Menschen und Dinge sind unterschiedlich und jeder hat ein Recht darauf, unterschiedlich zu sein. Das wichtigste ist, das andere denjenigen akzeptieren, wie er ist und niemanden aufgrund seines Äußeren oder wegen seiner Meinung zu diskriminieren. Meinungsfreiheit für alle!
    „Aber was hat jetzt Meinungsfreiheit mit Aussehen zu tun?“ fragte Marvilla sichtlich vom Philosophieren genervt.
    „Sehr viel. Weil.......“
    „Nein, danke. Keine weiteren Erklärungen bitte.“
    „Aber ich habe sehr gute Theorien parat.“
    „Ein anderes Mal vielleicht. Ich bin in Eile.“ Marvilla eilt zur Tür.
    „War nett mit dir zu plaudern. Du bist eine klasse Zuhörerin und ein interessante Gesprächspartnerin.“
    Pah, Gesprächspartnerin. Es war kein Gespräch, sondern ein Monolog. Marvilla schlenkerte ihren Eimer in der Hand.
    „Wo warst du denn so lange? Was hast du so lange gemacht?“
    „Ich habe mich mit einer Vase unterhalten, während ich mein Gartenwerkzeug zusammen suchte.“
    „Mit was?“ fragte Lira entsetzt.
    Als sie an ihre Worte dachte, erstarrte Marvilla und wurde bleich vor Entsetzen. Sie drehte sich ohne ein Wort zu sagen um und rannte au den Schuppen zu, Lira dagegen schüttelte dagegen den Kopf und dachte zum tausendsten Mal, dass Marvilla ein nettes, aber zerstreutes Kind sei.
    Marvilla stürmte in den Schuppen.
    „He, bin ich eigentlich noch normal? Oder habe ich gerade geträumt? Ich habe mich nicht gerade mit einer Vase unterhalten, oder?“
    „Vase. Was ein zauberhaftes Wort. V A S E. Wie schön das klingt. V A S E. Dieses Wort zergeht einem richtig auf der Zunge.“
    „Hör auf mit deiner Selbstverliebtheit. Also doch, ich spreche mit einer Vase.“ Marvilla konnte ihren eigenen Worten nicht glauben.
    „V A S E. V A S E . V A......Autsch. Nicht so grob. Ich bin doch kein Besen.“
    Marvilla hat sich in der Zwischenzeit auf einen Stuhl gestellt und nach der Vase gegriffen.
    „Hihihi, ich bin doch so kitzelig. Nicht doch. Hihihi. Nicht doch.....“
    „Ich mach doch gar nichts.“
    Marvilla klemmte sich die Vase unter den Arm und ging wieder zur Tür zurück.
    „Was machst du denn schon wieder? Hast du immer noch nicht mit deiner Arbeit begonnen? Und was ist das für eine hässliche Vase?“
    „Ich darf