Der Geheimtip
sehr, sehr viel an dem Geschäft lag. Also war es am besten, es zu fördern. Doch da offenbar irgend etwas faul war, mußte sie dabeibleiben und die Augen offenhalten. Was konnte dann eigentlich passieren? Gar nichts.
»Natürlich will ich das Geschäft mit dir und Pallando machen«, flötete sie deshalb. »Wie soll es denn nun weitergehen?«
»Sag ihm, das Geschäft sei so gut wie perfekt. Wir verabreden mit Pallando einen Treffpunkt an neutralem Ort. Ich bringe auch eine offizielle Genehmigung der Regierung mit, damit der Deutsche beruhigt ist. Dann bekommt er den Vorvertrag und das Köfferchen und fertig. Ich handele schon vorher mit Pallando unseren Anteil aus. Da wird er sich nicht drücken können. Entweder Bargeld auf die Hand und die Connection ist perfekt, oder kein Bargeld für mich und kein Deutscher und keine Alarmanlage.«
»Sagtest du eben ›Connection‹? Heißen so nicht die großen Rauschgiftverbindungen zwischen den Ländern und Kontinenten?«
»Ich soll ›Connection‹ gesagt haben? Also, nein, nur als Umschreibung für irgendein Geschäft. Kein Gedanke an Rauschgift. So etwas würde ich doch nie machen! Oder traust du mir das zu, Silva?«
Sie dachte: Klar, das traue ich dir zu, du Schlitzohr. Aber das brauchte er ja nicht zu wissen. Deshalb sagte sie sehr lieb: »Aber niemals, Rino. Ich kenne dich doch.« Was auch wieder recht zweideutig war.
»Also schön. Jetzt zum Treffpunkt. Wo bist du jetzt?«
»In Semlona. In der ›Casa das Freiras‹.«
»Ah! Ist er bei dir?«
Sie überlegte. Wenn sie nein sagte, würde er fragen, wo sie den Typ denn um Himmels willen versteckt habe. Also entgegnete sie ruhig: »Ja. Er ist hier.«
»Kann ich dich dort erreichen?«
»Nein. Aber du kannst eine Nachricht hinterlassen. Sag einfach den Zeitpunkt. Wir werden hier sein. Aber nicht vor morgen.«
Diese eine Nacht wollte sie ihren Egon noch ganz für sich haben.
Sie gab Rino noch die Telefonnummer des Hotels. Er sagte: »Gut gemacht, Mäuschen. Laß den Deutschen nicht mehr aus den Augen.«
Und sie versprach es. Doch dafür war es bereits viel zu spät.
Rino jedenfalls machte sich mit klopfendem Herzen sofort ans Werk. Er rief bei Miguel Pallando an.
»Hier Libelle 007. Ich möchte Klapperstorch 02 sprechen.«
Es dauerte höchstens eine halbe Sekunde, bis sich der Klapperstorch meldete. Pallando mußte neben dem Apparat gesessen haben. Und so war es auch. Denn seine eigene Truppe hatte nicht den geringsten Erfolg mit ihren Suchmaßnahmen gehabt. Der Kerl schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Und was besonders schlimm war: Bordeaux wurde ungeduldig. Die Leute dort wollten endlich Tatsachen sehen.
Zuviel war in letzter Zeit schiefgegangen. In der Schweiz hatten sie eine Heroinküche entdeckt, und danach waren in verschiedenen Städten Frankreichs fünfundfünfzig Mitglieder aufgeflogen. Lauter Tunesier. Natürlich keiner der Bosse. Achtzig Kilo Heroin hatten die Flies allein bei dieser einen Großrazzia erbeutet. Mindestens sechs Millionen Dollar. Und für die USA war das Zeug letztlich überwiegend bestimmt gewesen.
In Chatel-St.-Denis in der Nähe des Genfer Sees war auch eins der Geheimlabors ausgehoben worden, wo Rohopium in Heroin umgewandelt wurde. Zehn Kilogramm Heroin hatten sie beschlagnahmt, das natürlich auch für Amerika bestimmt gewesen war. Rund achtzig Millionen Dollar gingen damit über den Jordan.
In den Siebzigern war bereits die berühmte ›French Connection‹ kaputtgegangen, ein Opfer übereifriger Kriminalbeamter und Polizisten. Damals, das war eine große Zeit gewesen. Aber Pallando hatte es nur zur gehobenen Charge gebracht. Damals war in Marseille türkisches Opium von Korsen zu Heroin verarbeitet worden. Amerikanische Mittelsmänner waren die Abnehmer gewesen. Für ›irgendwen‹, den keiner kannte.
Danach gab's die ›Pizza‹-Connection von Palermo aus, wo das Heroin verschifft wurde, das in lauter winzigen Labors in den sizilianischen Bergen aus Opium von Afghanistan, Pakistan und dem Iran gebraut wurde. Da war das Rauschgift schon achtundvierzig Stunden nach seiner Ablieferung in Sizilien auf dem New Yorker Times Square am Markt gewesen.
Seit auch der ›Pizza‹-Connection die Luft ausging, versuchte man nun eine ›Espada‹-Connection aufzuziehen. ›Espada‹ hieß der schwarze Schwertfisch, eine Spezialität Portugals. Und Madeira war als neuer Anlauf- und Startplatz gedacht.
Endlich würde nun auch Miguel Pallando mitmischen. Im großen Stil. Wenn es
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