Der Geist des Highlanders
Klinge. Dann drehte er sich um und ging. Was sollte er jetzt tun?, fragte er sich. Seine Frau und seine Kinder waren tot. Sein Feind war ebenfalls tot. Inmitten der Lichtung blieb er stehen und blickte auf das Schlachtfeld.
Er hätte hier liegen können, auf dem Rücken, mit gebrochenen Augen. Und er würde jetzt auch tatsächlich hier liegen, wenn nicht Victoria McKinnon gewesen wäre.
Hinter dem Wald und dem Hügel, unten auf der Lichtung, gibt es einen Feenring. Er ist ein Tor in die Zukunft. Die Zukunft? Bei allen Heiligen, was bedeutete das? Die Zukunft lag doch immer vor ihm, und er brauchte kein Tor, um dorthin zu gelangen. Sie kam so sicher wie die Sonne jeden Morgen aufging.
Aber das mit dem Feenring war eine andere Sache. Er wusste, wo er war. Er hatte ihn sich sogar ein oder zwei Mal angesehen, aber das war schon lange her. Damals war er noch ein Junge gewesen und hatte sich vor den Geschichten über Geister und Dämonen, die diesen Ort angeblich beherrschten, gefürchtet. Und jetzt sollte er ernsthaft darüber nachdenken?
Lächerlich.
Es begann zu regnen. Er schob seine nutzlosen Grübeleien zur Seite und lief durch den Wald zurück. Als er bei seiner Burg ankam, klebten ihm die Haare am Kopf und auf seinem Umhang lag ein feuchter Film. Er schüttelte sich wie ein Hund und trat ein.
Drinnen war alles wie immer. Cormac stand am Kamin und lauschte einem ihrer einfältigen Gefolgsleute, der von irgendwelchen Schwierigkeiten von der Art berichtete, wie sie die Zeit und Aufmerksamkeit eines Lairds stets in Anspruch nahmen. Connor hätte den Dummkopf vor die Tür gesetzt.
Aber Cormac hörte ihm mit ernster Miene zu. Dann machte er dem Mann eine Reihe von Lösungsvorschlägen, die er selbst in Angriff nehmen konnte, und versicherte ihm, wenn das nicht helfen würde, dann könne er sich noch einmal an ihn wenden.
Connor überlegte. Sein Vetter machte das nicht schlecht. Wenn sich der Mann an Connor gewendet hätte, wäre er schlechter weggekommen.
Der Feenring ...
Connor fragte sich, ob er Victoria McKinnons Worte wohl mit großen Mengen von Ale aus seiner Erinnerung löschen könnte. Der Gedanke war verführerisch, aber vorher musste er sich noch um andere Dinge kümmern. Außerdem neigte er nicht dazu, seine Probleme mit Alkohol zu lösen. Es war besser, ihnen mit gezogenem Schwert gegenüberzutreten. Jetzt musste er erst einmal seine Kinder finden und sie angemessen beerdigen. Wenn das geschehen war, würde er über seine eigene Zukunft nachdenken.
Eine Zukunft, die er Victoria McKinnon verdankte.
»Connor?«
Connor blinzelte und blickte seinen Vetter an. »Ja?«
»Du bist ja schon zurück! Ich habe dich erst in ein paar Tagen erwartet. Los, Angus, kümmere dich um das Pferd des Laird ...«
»Mein Pferd ist tot«, erwiderte Connor barsch. »Schick ein paar Leute, um meine Sachen zu holen. Es liegen auch zwei tote Meuchelmörder dort, aber die können meinetwegen im Regen verrotten.«
Cormac riss die Augen auf. »Dann hat die kleine McKinnon also recht gehabt?«
»Ja.«
»Dann sind die Kinder ...«
»Tot.«
Cormac schloss kurz die Augen, dann blickte er seinen Vetter an. »Was willst du jetzt unternehmen?«
»Ich muss meine Kinder beerdigen.«
»Das solltest du tun, ja.« Cormac schwieg. »Und was soll geschehen, während du weg bist?«
»Kümmere du dich um die Burg und um die Leute.«
»Aber Robert und Gordon ...«
»Meine Brüder sind Narren. Ich werde anordnen, dass unsere Leute dir gehorchen sollen.« Er fluchte. »Dieses verdammte, nutzlose Pferd. Wenn es sich nicht das Bein gebrochen hätte ...« »Nimm meines.« Connor seufzte. »Ich bezahle es dir.« Cormac lächelte. »Connor, das brauchst du nicht. Du warst mir in all den Jahren Vater und Bruder zugleich. Das ist nur ein kleiner Dank, den ich dir dafür geben kann.«
Connor zeigte selten seine Gefühle, aber jetzt legte er seinem Cousin die Hand auf die Schulter.
»Danke«, sagte er. »Ich mache mich gleich auf den Weg.«
»So schnell schon?«
Connor überlegte, wie er es ihm begreiflich machen sollte, dass er sich unwohl dabei fühlte, in seinem Schloss herumzugehen, wo er doch eigentlich tot sein müsste. Es war nicht das gleiche Gefühl, das er bei den zahllosen Malen empfunden hatte, wenn er dank seiner Tapferkeit dem Tod entronnen war. In diesem Fall, so seine Vermutung, wäre er getötet worden, wenn Victoria McKinnon ihn nicht aufgesucht und ihn gewarnt hätte.
Warum hatte sie das getan?
Ich bin gekommen, weil
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