Der Geist des Highlanders
ich weiß, was passieren wird ...
Er dachte ein paar Minuten lang darüber nach. Sie war gekommen, weil sie wusste, was passieren würde? Warum kümmerte sie sich überhaupt darum? Was hatte sie zu gewinnen? Oder erwartete sie am Ende vielleicht gar nichts?
Es fiel ihm schwer, das zu glauben. Aber alles wies darauf hin.
»Connor?«
Connor blickte seinen Cousin an. »Ich muss aufbrechen. Heute noch.«
»Ja, natürlich.«
Connor ging, um seine Vorbereitungen zu treffen. Er brauchte doch länger, als er gedacht hatte, was ihn ein wenig ärgerte. Seine Vorräte hatte er zwar schnell beisammen, aber die Gespräche mit den Leuten hielten ihn auf. Am Ende musste er sein Schwert ziehen, um seine Brüder zum Gehorsam zu zwingen. Er vermutete, dass es mit diesem Gehorsam wieder vorbei wäre, wenn er um die nächste Ecke gebogen war, aber Cormac würde bis zu seiner Rückkehr schon mit ihnen fertig werden.
Wenn er zurückkehrte.
Eigentlich hatte er sich gerade auf das Pferd schwingen wollen, aber jetzt hielt er inne. Nicht zurückkehren? Woher kam dieser seltsame Gedanke?
Connor, dein Weg wird dich dorthin führen, wo noch kein anderer MacDougal jemals gewesen ist ...
Die letzten Worte seiner Großmutter kamen ihm in den Sinn, aber das war eigentlich nicht ungewöhnlich. Immer, wenn er zu einer längeren Reise aufbrach, dachte er an sie. Er hatte angenommen, dass sie damit vielleicht den Westen meinte, wo diese verdammten Gordons lebten, aber nun kam ihm ein anderer Gedanke.
Hatte sie damit sagen wollen, er würde in die Zukunft reisen?
Konnte er das überhaupt?
»Connor, fühlst du dich nicht wohl?«
Connor blickte Cormac an und hatte auf einmal ein Gefühl, als sähe er ihn zum ersten Mal. Oder vielmehr, als würde er ihn nie mehr Wiedersehen.
»Das liegt an dieser Victoria McKinnon«, stieß er hervor. »Ihre Worte gehen mir nicht mehr aus dem Kopf.«
»Ein guter, langer Ritt wird dir helfen«, sagte Cormac. »Vielleicht kannst du auf dem Heimweg noch eine Viehherde stehlen.« Er rieb sich über die Arme. »Es wird ein harter Winter. «
Connor hätte fast gelächelt. Es lag nicht in seiner Natur zu lächeln, aber sein Vetter brachte ihn hin und wieder dazu. Er schwang sich in den Sattel.
»Bis wir uns Wiedersehen«, sagte er und wunderte sich, woher diese Worte auf einmal gekommen waren. Für gewöhnlich verabschiedete er sich nur mit einem Grunzen und einem Nicken.
Cormac schien ebenfalls ein wenig verwirrt. Er nickte ihm mit aufgerissenen Augen zu, und Connor sah zu, dass er wegkam, bevor er am Ende noch in Tränen ausbrach.
Als Erstes ritt er zu dem Kleinbauern, der die Flüchtigen beherbergt hatte. Der Franzose hatte das arme Bauernehepaar mit dem Tod bedroht, wenn sie ihm etwas von ihren ungeladenen Gästen erzählen würden, aber schon eine Stunde, nachdem seine Frau und ihr Liebhaber mit den Kindern aufgebrochen waren, war der Mann zu Connor gelaufen.
Er hätte ihnen auf der Stelle hinterherreiten sollen, aber er hatte dummerweise angenommen, dass Morag ihren Irrtum einsehen und eilig wieder zurückkommen würde. Das und die Tatsache, dass an jenem Abend von Westen her Campbells angegriffen hatten, hatte ihn davon abgehalten.
Damit würde er für den Rest seiner Tage leben müssen.
Er seufzte tief. Er würde seine Kinder finden und sie beerdigen. Und dann würde er den Feenring ausfindig machen und sehen, wohin er ihn brachte. Vielleicht führte er ihn ja direkt in Titanias Reich, wo sie ihn zwang, Jahrhunderte lang ihr Liebhaber zu sein. Es gab schlimmere Schicksale.
Ja, genau, er würde diesen verfluchten Ort betreten und sehen, was passierte. Wenn er ins Feenland getragen würde, dann würde er es auch überleben. Wenn der Feenring ihn jedoch in die Zukunft brachte, dann würde er Victoria McKinnon suchen, sich bei ihr bedanken und so schnell wie möglich wieder nach Hause zurückkehren.
Und wenn nichts dergleichen geschah, dann würde er sich einen oder zwei Tage Zeit nehmen und angeln gehen.
Dann hätte er zumindest einen vollen Bauch, wenn er nach Hause kam.
29
Victoria stand auf der Bühne und fragte sich, ob sie wohl jemals wieder in der Lage sein würde, Thomas’ Schloss zu sehen, ohne in Tränen auszubrechen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und blickte zum Himmel. Sie weinte sowieso, ganz gleich, wie sehr sie versuchte, ihr gebrochenes Herz zu ignorieren.
Das war nach Zeitreisen eben so.
Sie musste es irgendwann in den Griff kriegen.
Sie überquerte die Bühne. Es
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