Der Geist von Tatooine
konnten.
Sie setzte die Wiedergabe fort.
Die Menge strömte herbei, und die drei Jungen verschwanden zwischen den unzähligen Leibern. Der Bildschirm flackerte, dann nahm Shmis Gesicht den Platz der Arena ein. Ihre Augen schimmerten feucht.
Ich war so stolz auf dich, Annie – ebenso stolz, wie ich jetzt bin. Und ich bin froh, dass du sicher im Jedi-Tempel bist … Hoffentlich stellst du dort nicht auch so gefährliche Dinge an!
Hans benommene Stimme drang durch die Tür. Er rief Leias Namen. Die Prinzessin ließ das Tagebuch pausieren und hastete ins Schlafzimmer. Ihr Mann hatte sich auf die Ellbogen hochgestemmt und blickte sich mit einem Gesichtsausdruck in dem dunklen Raum um, der zu gleichen Teilen Schmerz und Verwirrung widerspiegelte.
Sie ging zum Bett hinüber und nahm seine Hand. »Wie fühlst du dich?«
Er blickte sie einen Moment aus zusammengekniffenen Augen an, dann verzogen seine aufgeplatzten Lippen sich schließlich zu einem Lächeln. »Durstig.«
»Ich bringe dir etwas zu trinken.«
Er nickte begierig. »Wie wäre es mit zwei Krügen Gizer?«
»Wohl eher nicht.«
Sie holte ein Glas und zwei Dosen Bactade aus dem Nebenzimmer. Es erfüllte sie mit Freude, dass Han wieder wach war, aber nach drei Rehydrationslösungen hatte sie erwartet, dass er in besserer Verfassung sein würde. Er wirkte noch immer sehr schwach. Wasserentzug konnte Organschäden verursachen, und wenn es ihm morgen nicht besser ginge, würden sie das Risiko eingehen und ihn ins Medizentrum bringen müssen. Die Darklighters hatten sie zwar gewarnt, dass die meisten der Angestellten dort Städter waren, die vermutlich jedes Geheimnis verraten würden, wenn sie in die Mündung eines imperialen Blasters blickten, doch Leia wollte sich lieber mit ein paar Sturmtrupplern herumschlagen als tatenlos zuzusehen, wie Han starb.
Als sie zurückkehrte, war er bereits wieder eingeschlafen. Sie wechselte den Beutel seiner Infusion, überprüfte die Biowerte auf dem tragbaren Monitor und gab ihm einen Kuss auf die rauen Lippen. Es fühlte sich an, als würde sie einen Barabel küssen.
Leia ging ins Wohnzimmer zurück und nahm erneut das Tagebuch ihrer Großmutter zur Hand. Zunächst verweigerte es die Wiedergabe, doch nachdem sie mehrere unentzifferbare Datenlücken übersprungen hatte, leuchtete der Schirm auf.
15:36:09
Ich hoffe, du kannst mir einige der Dinge verzeihen, die auf Kitsters Aufzeichnung zu hören waren. Ich wollte wirklich, dass du gewinnst – aber mehr noch wollte ich, dass du überlebst. Du weißt ja, wie viel Angst ich bei diesen Rennen hatte.
Ich kann dir gar nicht sagen, wie schwer es mir fiel, dich an jenem Tag für Qui-Gon fahren zu lassen. Als dir sein Lichtschwert auffiel, da warst du so überzeugt, dass er gekommen wäre, um die Sklaven zu befreien … es hat mir das Herz gebrochen, als er dir die Wahrheit erzählte. Doch, wie Qui-Gon selbst sagte, du gibst, ohne an dich selbst zu denken. Wie konnte ich Nein sagen, als du vorschlugst, die Teile für die Reparatur ihres Schiffes bei dem Rennen zu gewinnen?
Ein Sklavenjunge, der einem Jedi hilft. Sollte es nicht eigentlich andersherum sein? Ich wollte Nein sagen, und ich weiß, du hättest mir dafür vergeben. Aber du hättest es nicht vergessen. Den Rest deines Lebens hättest du dich an das Boonta Eve erinnert, und daran, dass deine Mutter dich davon abhielt, einem Jedi zu helfen. Es wäre dir gegenüber ungerecht gewesen. Ich konnte dir nicht die Gelegenheit verwehren, der Held zu sein, von dem du träumtest.
Leia sah sich die nächsten Einträge an, hörte zu, während Shmi erzählte, wie gut sich Kitster und Anakins andere Freunde machten oder in welcher Stimmung ihr Herr und Meister Watto an diesem Tag gerade war. Bisweilen schien sie regelrecht besorgt um den Toydarianer, der unter Anfällen von Melancholie litt, und sie vermutete, dass er den Jungen vermisste. Obgleich es Leia schwerfiel, das zu glauben, musste sie doch zumindest die Möglichkeit in Betracht ziehen, als sie hörte, dass Watto die zehn Credits nicht zurückverlangte, die Shmi sich von ihm geliehen hatte, um ihre Nachricht an den Rat der Jedi schicken zu können.
Gerade, als sie sich allmählich müde fühlte, erklang wieder Hans Stimme aus dem Schlafzimmer.
»Leia? Bist du noch auf?«
»Ja, Han.« Sie drückte den STOP-Knopf und schob das Tagebuch in ihre Tasche. »Wie wäre es jetzt mit etwas zu trinken?«
»Ist es denn Gizer-Bier?«
»Kannst du dich aufsetzen?«
Als sie den
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