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Der Gejagte

Der Gejagte

Titel: Der Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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fort: »Wir sind keine gedungenen Mörder, Exzellenz.« Die
Art, wie er das letzte Wort betonte, kam einer offenen Beleidigung
gleich. La Valette reagierte so, wie Andrej es erwartet hatte - nämlich
gar nicht -, doch Romegas’ Hand schloss sich so fest um seinen
Schwertgriff, dass das Leder seines Handschuhs hörbar knarrte.
»Was fällt dir ein, Heide, so mit unserem Herrn zu…«, begann er,
wurde aber sofort von Starkey unterbrochen.
»Es ist schon gut, Chevalier«, sagte der Engländer scharf. »Dies ist
nicht der Moment für höfische Umgangsformen.« Er wandte sich
direkt an Abu Dun. »Sprecht einfach so, wie Euch der Schnabel gewachsen ist, Muselman, aber gestattet mir, es mit meiner Antwort
ebenso zu halten.«
»Ganz, wie Ihr wollt, Ritter«, erwiderte Abu Dun verächtlich. »Ich
kann nicht für Andrej sprechen, doch was mich angeht, so bringe ich
Euch Mustafa Paschas Kopf freiwillig. Dieser Mann ist ein Ungeheuer, das es nicht verdient zu leben.«
»Was für eine löbliche Einstellung«, sagte Starkey. »Aber ich nehme doch an, dass Ihr trotzdem die eine oder andere… Bedingung an
Euer großzügiges Angebot knüpft?«
»Lasst den Jungen frei«, verlangte Abu Dun. »Ich will, dass Ihr ihn
und seine Mutter von der Insel schafft, solange es noch einen Weg
hier heraus gibt. Nicht für den Kopf Mustafa Paschas. Aber für den
Dämon.«
Zum ersten Mal schien auch La Valette Interesse an dem Gespräch
zu zeigen. Er wandte den Kopf und sah den riesenhaften Nubier
nachdenklich und mit einem Ausdruck leiser Überraschung an, doch
als er Andrejs Blick spürte, drehte er sich wieder weg und sah erneut
dem Treiben im Hafenbecken zu.
Der Engländer musterte Abu Dun stirnrunzelnd, bevor er sich wieder an Andrej wandte. »Euer Freund scheint der irrigen Annahme zu
sein, er befände sich in einer Position, in der er Bedingungen stellen
könnte«, sagte er.
Abu Dun wollte auffahren, doch diesmal war Andrej schneller.
»Vielleicht ist er nur der Annahme, einer schutzlosen Frau und ihrem
Kind helfen zu müssen«, sagte er rasch. »Ein törichter Gedanke, ich
weiß, aber so sind diese Heiden nun einmal.«
Starkey ignorierte den beißenden Spott in seiner Stimme. »Wie edel«, sagte er lächelnd. »Auf der anderen Seite… warum eigentlich
nicht? Ein bisschen Menschlichkeit ist vielleicht gerade in Zeiten wie
diesen besonders angebracht. Ihr würdet uns doch nicht betrügen,
oder?«
»Dieses Risiko müsst Ihr schon eingehen«, erwiderte Andrej kühl.
»Nun, das werte ich als Nein«, sagte Starkey. Er tat so, als müsse er
angestrengt über Abu Dun und seinen Vorschlag nachdenken, dann
hob er die Schultern und wandte sich zu Romegas um. »Schickt einen Mann ins Fort hinauf«, sagte er. »Der Junge soll auf der Stelle
freigelassen werden. Sorgt dafür, dass er sicher zu seiner Mutter zurückkehrt.«
Romegas schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen.
»Aber…«, begann er.
»Habt Ihr Sir Oliver nicht verstanden, Chevalier?«, mischte sich La
Valette ein, ruhig, fast beiläufig, und ohne seinen Blick von dem
Geschehen unter ihnen zu wenden. »Der Junge wird unverzüglich
freigelassen. Und um sicherzugehen, dass er auch tatsächlich bei
seiner Mutter ankommt, solltet Ihr selbst ihn dorthin bringen. Ich
werde mich später davon überzeugen, dass es ihm gut geht.«
Romegas wurde kreidebleich, Andrej blickte den Ordensmeister
fassungslos an. Selbst Starkey wirkte überrascht.
La Valette drehte sich langsam zu ihnen um und fuhr, weiter an
Romegas gewandt, dennoch aber, ohne dass sein Blick den Abu
Duns auch nur für den Bruchteil einer Sekunde losließ, fort: »Und
sorgt dafür, Chevalier, dass dem Jungen und seiner Mutter auch weiterhin kein Leid geschieht. Ihr haftet mir mit Eurem Leben für die
Unversehrtheit der beiden - so lange, bis der Attentäter, den uns Sultan Suleiman geschickt hat, gestellt und unschädlich gemacht worden
ist.«
»Aber…!«, keuchte Abu Dun.
»Das ist mein letztes Wort«, sagte La Valette scharf. »Stellt meine
Geduld auf keine zu harte Probe, Heide. Dem Jungen soll die Freiheit
wiedergegeben werden und ich verbürge mich persönlich für seine
Sicherheit und die seiner Mutter. Aber sie werden hier auf Malta
bleiben, bis Ihr Euren Teil der Abmachung erfüllt habt.«
Andrej hätte seine rechte Hand darauf verwettet, dass Abu Dun La
Valette allein für diese Worte die Kehle herausreißen würde. Doch
etwas Erstaunliches geschah: Der Nubier starrte den

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