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Der Gejagte

Der Gejagte

Titel: Der Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Abu
Dun sie im Notfall nicht doch noch erreichen konnte. Die Bewegung
veranlasste einen der Männer, seinen Speer in Andrejs Richtung zu
schwenken, doch er senkte die Waffe hastig wieder, als Andrej ihn
drohend ansah.
»Was geht hier vor?«, mischte sich La Valette in scharfem Ton ein.
Romegas wollte etwas sagen, doch der aufgebrachte Großmeister
brachte ihn mit einer herrischen Geste zum Verstummen und wandte
sich kaum weniger erbost direkt an Andrej. »Chevalier de Delãny!
Erklärt Euch! Was hat das zu bedeuten?«
»Müsst Ihr tatsächlich noch fragen, Exzellenz?«, fauchte Romegas.
Irgendetwas an ihm war… seltsam, fand Andrej. Es war nicht bloß,
dass der Ritter außer sich vor Wut war, da war noch etwas, das er
nicht in Worte fassen konnte, das ihn aber zutiefst verwirrte. Etwas,
das ihm auf eine Weise bekannt vorkam, die nicht sein konnte.
»Ich hatte die ganze Zeit über Recht, seht Ihr das endlich ein? Dieser Heide hat für die Türken spioniert und jetzt ist er hierher gekommen, um Euch zu töten! Ihr habt doch die Männer draußen gesehen,
die er niedergeschlagen hat!«
»Ist das wahr?«, fragte La Valette, an Andrej gewandt.
Abu Dun wälzte sich umständlich auf die Knie und griff nach seinem Säbel, allerdings nur, um sich mit Hilfe der Waffe mühsam in
die Höhe zu stemmen. Ein gutes Dutzend Speere und Hellebarden
folgte der Bewegung, doch keiner der Soldaten beging den Fehler,
Abu Dun zu nahe zu kommen.
Andrej warf dem Nubier einen beschwörenden Blick zu und wandte
sich an La Valette. In diesem Augenblick stürmte Sir Oliver herein;
das heißt, genau genommen taumelte er mehr, als dass er rannte. Er
war in Schweiß gebadet und die Anstrengung, die Treppe herauf-
und den langen Korridor entlangzulaufen, war offensichtlich zu viel
für ihn gewesen, denn er musste sich am Türrahmen abstützen und
einige Augenblicke lang keuchend nach Atem ringen, bevor er auch
nur ein einziges Wort herausbekam. »Aufhören!«, japste er. »Sofort!«
»Sir Oliver?«, fragte La Valette stirnrunzelnd. »Aber was…?«
»Hört auf der Stelle… damit auf!«, stieß der Engländer kurzatmig
hervor. »Nehmt ihn… fest!«
»Davon würde ich abraten!«, sagte Romegas. »Wir sollten sie auf
der Stelle töten! Wer weiß, wozu diese Dämonen fähig sind!«
Starkey löste sich mühsam vom Türrahmen. Seine Knie zitterten so
heftig, dass er kaum stehen konnte, und sein Atem wurde von einem
leise pfeifenden Geräusch begleitet. »Nein, Chevalier«, sagte er.
»Nicht diese beiden.« Er winkte den Soldaten, die Andrej und Abu
Dun umstanden und mit jedem Moment weniger zu wissen schienen,
was sie tun sollten, gebieterisch. »Euch! Legt Euer Schwert ab und
ergebt Euch, Romegas. Ihr steht unter Arrest.«
Romegas’ Augen wurden schmal. Er wirkte nicht erschrocken, sondern höchstens überrascht, zugleich aber auch wütend. »Habt Ihr den
Verstand verloren?«, fauchte er. »Was soll das?«
»Das frage ich mich allerdings auch«, mischte sich La Valette ein.
»Was geht hier vor, Sir Oliver? Romegas?«
»Zum letzten Mal, Chevalier!«, sagte Starkey. »Legt Eure Waffe
nieder!«
Einen Moment lang wirkte Romegas vollkommen unschlüssig,
dann jedoch wiederholte Starkey seine befehlende Geste, und gleich
drei oder vier Soldaten wandten sich von Abu Dun und Andrej ab
und Romegas zu. Romegas brachte sie mit einem einzigen verächtlichen Blick dazu, wieder stehen zu bleiben, schürzte trotzig die Lippen und senkte tatsächlich das Schwert.
Gerade lange genug, damit die Männer sich entspannten und ihre
Waffen ebenfalls sinken ließen. Dann war er mit einem einzigen
Schritt hinter La Valette, schlang ihm den Arm um den Hals und
hielt ihm sein Schwert direkt unter die Kehle. »Einen Schritt weiter
und er stirbt!«
Ein entsetztes Keuchen entrang sich La Valettes Lippen.
Einer der Soldaten machte eine hastige Bewegung und erstarrte, als
Romegas den Druck auf die Klinge weit genug erhöhte, dass ein einzelner Blutstropfen in einer geraden Linie über La Valettes Hals lief.
Starkey griff mit zitternden Händen nach seinem eigenen Schwert
und versuchte es zu ziehen.
Abu Duns Hand verschwand unter seinem Mantel und kam mit einer so schnellen Bewegung wieder zum Vorschein, dass außer Andrej vermutlich niemand auch nur etwas davon sah. Sein Dolch raste
wie ein silberner Blitz durch die Luft, durchbohrte Romegas’ Hand
und riss dessen Arm gleichzeitig nach unten. Der Chevalier schrie
vor Schmerz auf und ließ

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