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Der Gejagte

Der Gejagte

Titel: Der Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Moment lang auf kindliche Art an der Vorstellung des Ausdrucks, der auf Romegas’ Gesicht erscheinen würde, wenn er begriff,
mit wem er es wirklich zu tun hatte. Dann aber schüttelte er den
Kopf. »Red keinen Unsinn«, sagte er. »Beantworte lieber meine Frage. Warum bist du hergekommen?«
Abu Dun machte eine ausholende Geste mit der freien Hand. »Aus
dem gleichen Grund wie alle anderen hier, edler Ritter«, sagte er
spöttisch. »Verzeiht einem dummen Mohren seine Anmaßung, sich
unter Euch edle Herrschaften zu mischen.«
»Wir sind gekommen, um mit Euch zu reden, Herr«, sagte Julia
rasch. Sie streifte Abu Duns Arm ab und warf ihm einen kurzen, ärgerlichen Blick zu. »Pedro und ich…« Sie brach ab, suchte nach
Worten und setzte dann mit veränderter Stimme neu an. »Euer
Freund hat uns klargemacht, dass es zu gefährlich wäre, hier zu bleiben. Wir verlassen die Stadt noch vor Sonnenuntergang.«
Andrejs Blick wanderte verwirrt zwischen Julias Gesicht und dem
des Nubiers hin und her. Euer Freund? Er fragte sich, ob das, was
Julia Romegas gegenüber behauptet hatte, der Wahrheit entsprach,
kam aber zu dem Schluss, dass ihn das nichts anging.
»So?«, fragte er. »Was hat er denn gesagt?«
»Dass es hier in den nächsten Tagen ziemlich unruhig werden
wird«, antwortete Abu Dun an Julias Stelle. »Julias verstorbener
Mann hatte eine Hütte, oben im Gebirge. Nur vier Wände, ein Dach
und ein Brunnen, aber weit genug von der Küste entfernt. Wenn wir
ein Stück zusammenrücken, ist sie sogar groß genug für vier.«
Andrej überging das Angebot. Und sei es nur, wie er sich selbst
eingestehen musste, weil es keinen vernünftigen Grund gab, es abzulehnen. Der kleine Zwischenfall eben hatte ihm erneut klar gemacht,
wie wenig er den Männern in den roten Mänteln schuldete.
»Ein sehr vernünftiger Entschluss«, lobte er.
»Ich tue es nicht gern«, antwortete Julia. »Das Haus ist alles, was
uns noch geblieben ist. Wenn es zerstört wird…«
»… könntest du auch nichts daran ändern, wenn du hier bleibst«,
unterbrach sie Andrej. »So wenig wie Abu Dun oder irgendjemand
anderes. Es lohnt nicht, für ein paar Mauersteine und Ziegel dein
Leben aufs Spiel zu setzen.«
»Es geht nur um Pedro«, sagte Julia, als hätte sie seine Worte gar
nicht gehört. Ihr Blick irrte in die Runde und suchte wahrscheinlich
nach dem Jungen, fand ihn aber nicht. »Abu Dun hat mir erzählt, was
passiert ist, als er bei Euch zum Musketendrill war.«
»Ihr seid dem Jungen doch nicht böse, dass er die Büchse seines
Vaters genommen hat?«
Julia schüttelte heftig den Kopf. »Nein.« Sie lächelte flüchtig. »Ich
weiß, dass er schon öfter insgeheim damit geübt hat. Doch Abu Dun
hat mir erzählt, was er gesagt hat.«
»Ihr meint diesen dummen Streit mit dem Bauern?« Andrej machte
eine wegwerfende Handbewegung. »Das war nichts. Kinderkram.«
»Es geht nicht um den Streit mit Gregorio«, sagte Julia. »Es geht
darum, was er gesagt hat.«
»Pedro?« Andrej tauschte einen fragenden Blick mit Abu Dun, bekam aber als einzige Antwort nur ein Schulterzucken. »Euer Sohn ist
ein tapferer Junge, Julia, aber dennoch ein Knabe«, sagte er beruhigend. »Niemand nimmt ernst, was er gesagt hat.«
Julias Blick nach zu schließen hätte er kaum etwas Falscheres sagen
können.
»Ich nehme es ernst«, antwortete sie. »Ich hätte ihn niemals gehen
lassen dürfen. Es ist nicht Eure Schuld, Herr. Und auch nicht die Abu
Duns. Ich hätte wissen müssen, was passiert. Sein Vater hat diese
Muskete nicht mitgebracht, weil sie sich gut an der Wand macht.
Francisco war ein guter Mann, aber zugleich auch ein Dummkopf,
für den Begriffe wie Stolz und Ehre mehr zählten als sein eigenes
Leben.« Sie lachte bitter auf. »Wäre er noch am Leben, dann hättet
Ihr ihn nicht bitten müssen, an den Schießübungen teilzunehmen,
Herr. Er würde heute schon freiwillig dort oben auf den Mauern stehen und begierig auf den ersten Türken warten, dem er eine Kugel in
den Kopf schießen kann. Pedro ist genau wie er. Wenn wir hier bleiben, wird er etwas Dummes tun. Und ich will nicht, dass er sein Leben wegwirft, um ein Stück Felsen im Meer zu verteidigen, das uns
nicht einmal gehört.«
»Abu Dun wird auf Euren Sohn Acht geben«, versprach Andrej,
»und auch auf Euch. Macht Euch keine Sorgen.«
»Wo du schon einmal davon sprichst - wo ist er überhaupt?«, fragte
Abu Dun und sah sich um.
Während ihres Gesprächs hatte sich die

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