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Der gekreuzigte Teufel

Der gekreuzigte Teufel

Titel: Der gekreuzigte Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong'o
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haben vor, die Nacht in Ilmorog zu verbringen und am nächsten Morgen nach Nakuru zu fahren.
    Sie möchten ihren Eltern sagen, daß sie heiraten wollen.
    Gatuiria trägt eine graue Hose mit einem weißen Hemd und dazu eine braune Lederjacke. Wariinga hat nicht mehr die Jeans vom frühen Morgen in Ngara an. Für die Fahrt hat sie ein langes Kleid aus einem mit roten und weißen Blumen bedruckten Kitengestoff ausgesucht. Ihr Haar ist mehrere Male von der Stirn bis in den Nacken gescheitelt und dann geflochten. Wer weiß, ob dies dieselbe Wariinga ist, die am Vormittag Jeans anhatte? Wer weiß, ob dies dieselbe Wariinga ist, die am Vormittag einen schmierigen Overall übergezogen hatte? Und wer kann sich schon vorstellen, daß diese weibliche Schönheit Judo- und Karatekämpferin ist? Und wer würde auch nur ahnen, daß diese Hände schneller als der Blitz mit einer Waffen umgehen können?
    Gatuiria wirft Wariinga immer wieder einen schnellen Blick zu. Seine Augen können sich an ihrer Schönheit nicht sattsehen. Und die Augen seines Herzens sagen ihm: In wenigen Monaten wird man diese Schönheit unter dem Namen Wariinga wa Gatuiria kennen. Bei solchen Gedanken fühlt Gatuiria einen scharfen Schmerz im Magen und im Rücken, sein Herz schlägt, als hätte es Flügel, um sich emporzuschwingen, und das Blut der Liebe durchströmt warm seinen Körper … sein Herz beginnt zu singen …
    – Glücklich die Frau, deren Herz höher schlägt, wenn der Geliebte am Tor steht und sie ruft; wenn er von einem siegreichen Kampf heimgekehrt ist und das Land gegen den Angriff des Feindes verteidigt hat …
    – Glücklich der Mann, dessen Herz höher schlägt, wenn er aus dem Tal die Stimme seiner Geliebten hört, die Wasser schöpft oder die grünen Früchte des Feldes sammelt …
    – Glücklich der Mann und glücklich die Frau, deren Herzen im Einklang schlagen, wenn sie nachts über den Feldern wachen, um die Vögel von den Hirseähren zu verscheuchen …
    – Glücklich der Mann und die Frau, wenn das Blut der Jugend durch ihre Adern rinnt und ihre Herzen sich einander sehnendzurufen: Was soll ich tun, geliebtes Herz? Meine Liebe zu dir hat mich schwach gemacht!
    In solchen Augenblicken ist dem Sprechenden, als kämen ihm - wie Gedichte eines Gicaandi-Sängers - wunderschöne Verse über die Lippen … und dem so Angesprochenen ist, als schlügen die Worte des Geliebten die goldenen Saiten einer Harfe tief im Herzen an … So ergeht es nun Wariinga und Gatuiria auf ihrer Reise nach Ilmorog - sie spielen einander die Rätsel der Liebe zu.
    Gatuiria redet über Musik. Kurz nach dem Fest des Teufels hatte er beschlossen, daß die Zeit des Suchens nun vorüber sei … und die vom Stamm derer, die sagen ›Ich will es morgen tun‹, wurden dabei ertappt, wie sie noch immer auf ein Morgen warteten, das niemals kam. Gatuiria beschloß dann, kein Wort mehr über die Komposition eines nationalen Oratoriums zu verlieren, bis er die Aufgabe gemeistert habe - ein Werk zu schaffen für Hunderte von Stimmen mit einem Orchester von vielen hundert Instrumenten, Er hatte außerdem beschlossen, die Frage des Heiratens nicht eher anzuschneiden und auch Wariinga seinen Eltern nicht eher vorzustellen, bis er den Fluß seiner beabsichtigten Komposition erfolgreich überquert habe.
    Zwei Jahre lang gab es für Gatuiria kein Zaudern und Trödeln; wenn immer die Muse ihn küßte, schloß er sich in sein Arbeitszimmer ein und erlaubte in solchen Zeiten keinem Menschen, sein Arbeitszimmer zu betreten.
    Eine Aufgabe wird nur dann zur Last, wenn man sie nicht in Angriff genommen hat.
    Gatuiria hat nun sein musikalisches Meisterstück vollendet. Und er hat Wariingas Herz erobert. Als Wariinga seinen Antrag angenommen hatte, schrieb er unmittelbar danach seinem Vater einen Brief, in dem er ihm mitteilte, daß er, Gatuiria, nach Jahren der Wanderschaft gerne heimkehren würde, und als Geschenk brächte er die Geliebte seines Herzens und die Früchte seiner musikalischen Forschungsarbeiten mit.
    Und die Antwort seines Vaters hatte nicht auf sich warten lassen: »Mein einziger Sohn, du hast gut daran getan, deine Heimkehr zu beschließen und den Segen deines Vaters zu erkaufen. Auch heute noch verlangt mein riesiger Besitz nach einem Manager mit modernem Know-how. Kehre schnell heim, damit ich dir das beste Kleid bringen und dir einen Ring an die Hand stecken kann; damit wir das gemästete Kalb für dich schlachtenund wir miteinander essen und fröhlich sein

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