Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
worden war. Zu allem Überfluss durfte der Rachinburger noch ein paar Gesetze herunterbeten, aus denen hervorging, dass eine ordentliche Untersuchung, eine Gerichtsverhandlung, die Urteilsverkündung und sofortige Vollstreckung stattgefunden hatten. Alles in einem Zug.
Gogo bestimmte ein Dutzend seiner Männer, die zurückbleiben und für Ordnung sorgen sollten, und wollte baldmöglichst einen Verwalter für das Gut schicken, das an die Krone gefallen war. Wittiges bat, sich mit seinen Leuten zurückziehen zu dürfen.
„Einen Augenblick“, sagte Gogo. „Dem Vater des Jungen steht Wergeld zu. Wir nehmen es von Edwins Vermögen, den Rest erhält die Witwe. Zweihundert Solidi , von denen ein Viertel an Wittiges als Grundherrn gehen. Zusätzlich fallen dreißig Solidi an Sigiberts Kasse als Strafe für die begangenen Verbrechen.“
Blutgeld, die ganze furchtbare Sache hatte Wittiges fünfzig Solidi Blutgeld eingebracht. Bei dem Gedanken fröstelte es ihn mächtig, und er wollte das Geld auf keinen Fall haben.
„Was immer du jetzt denkst, Karl, der Mörder ist gefasst, und er ist tot“, sagte er leise, als sie endlich auf dem Heimweg waren, alle zusammen, aber ohne Gogo, Lupus und die restlichen Krieger, die später nachkommen wollten. Es war noch einiges zu klären, unter anderem was aus Edwins Angehörigen werden sollte, die wie immer in solchen Fällen die Leidtragenden waren. Bleiben konnten und wollten sie sicher nicht.
Sie begleiteten Karl zu seinem Hof. „Kommst du klar?“, fragte Wittiges besorgt. Der jüngere Sohn und Karls Tochter kamen ihnen entgegengelaufen. „Reite nach Hause“, sagte Karl tonlos, „du hast viel für mich getan.“ Sein Gesicht wirkte wie erloschen. „Das hätte ich nicht von dir erwartet. Und dann Herzog Gogo persönlich.“
„Ich bleibe bis morgen hier“, bot Pontus an. Der Vorschlag erleichterte Wittiges. Pontus würde Karls verwirrten Geist zurechtrücken und seiner Seele neuen Halt geben. Wenigstens würde er es versuchen.
Es war Abend geworden, als Gogo zur Villa zurückkam. Lupus war nach Reims weitergeritten, aber Gogo wollte noch einmal mit Wittiges reden.
„Du hast hier einiges geschafft in der kurzen Zeit“, sagte er freundlich und ließ sich Bier einschenken.
„Wenn du meinst“, sagte Wittiges bedrückt.
„Du scheinst nicht recht zufrieden damit, wie sich die Dinge entwickelt haben“, mutmaßte Gogo.
„Ihr habt vier Männer getötet“, murmelte Wittiges. Es hörte sich störrisch an, aber der Gedanke an diese Männer und ihren Tod saß ihm wie ein sperriger Balken quer im Kopf. Gogos Verhalten und das von Dux Lupus verstörten ihn nach wie vor.
„Ich kann mir denken, was in dir vorgeht“, sagte Gogo bedachtsam. „Lass dir etwas erklären. Wir haben den Verdacht, dass sich Edwin bei den Kämpfen mit Chilperich auf dessen Seite schlug und ihm dabei half, in die Civitas von Reims einzufallen. Es ist doch verwunderlich, dass sein Gut im Gegensatz zu allen anderen kaum einen Schaden davongetragen hat. Und auch Gozbert wusste das. Die Fehde gegen ihn ist meiner Meinung nach nur begonnen worden, um diese Tatsachen zu vertuschen. In Fehden verwischen sich nur allzu hurtig die Grenzen von Schuld und Unschuld. Edwin war in mehrfacher Hinsicht eine Pest, die wir endlich losgeworden sind. Und was das Wergeld betrifft, so steht es euch zu, dir und deinem Schmied. Hätten wir die Männer nicht getötet, hättet ihr es getan oder etwa nicht?“
Wittiges konnte das nicht guten Gewissens abstreiten.
„Und das wäre schlecht gewesen. Wir haben die Sache so bereinigt, dass nichts übrig blieb, an dem sich neues Unheil entzünden könnte. Wenn du länger darüber nachdenkst, wirst du das einsehen.“
„Ich werde mir Mühe geben“, versprach Wittiges schwach. „Aber wenn sich alles so verhält, warum hat Edwin die Grenzsteine versetzt? Das begreife ich nicht.“
„Weil er nicht nur hinterhältig und verschlagen war, sondern auch boshaft und habgierig. Nach Gozberts Tod war er erpicht auf dieses Gut, aber Sigibert wollte es ihm nicht geben.“
In der Nacht kuschelte sich Aletha Schutz und Trost suchend an Wittiges. Das war angenehm und rührend, aber schlafen wollte sie nicht mit ihm. Sie wies ihn ab, als er behutsam unter die leichte Hemd zu gelangen suchte, das sie selbst im Bett nicht ablegte. Aber er fasste einen Entschluss, den er gleich am nächsten Tag in die Tat umsetzte, die ihm aber den ersten bitteren Streit mit seiner Ehefrau eintrug. Er
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