Der gemietete Mann: Roman (German Edition)
ich denn nachmachen?«
»Heino.«
»Bitte?«
»Heino. Du sollst als Heino dort auftreten.«
Schade. Jetzt war ich endlich knackschlang und proper.
Jetzt wäre ich lieber als Spice Girl gegangen. Ginger Spice oder Baby Spice oder wie die alle heißen, die knackigen Girls mit der Schraube in der Zunge und den Briefmarken-Kleidern zwischen Brustwarze und Schambein. Aber klar. In meinem Alter bot man mir nur noch die Rolle des alternden Konditors mit Perücke und Sonnenbrille an.
»Sag mal, Oda-Gesine … was muss ich noch alles für die Quote tun?«
»Na, ein bisschen musst du schon mitarbeiten. ICH kann dein Image nicht retten. Das musst du schon tun. Glaub mir, das kommt total gut. Wenn du dich humorvoll gibst und für jeden Spaß zu haben bist, hast du gleich wieder gute Karten bei den Zuschauern.«
»Dazu gehört allerdings viel Humor.«
»Nun zier dich mal nicht. Hansi Müller macht auch mit. Er macht die Hannelore.«
»Kohl?«
»Nein, Quatsch. Hannelore von Heino. Die Frau von dem. Du sollst Heino sein und Hansi Hannelore.«
»Aber das ist doch unlogisch! Ich fände es andersherum besser.«
»Nein! Viel lustiger ist es, wenn du den Mann spielst und Hansi die Frau. Ist schon alles arrangiert. Am Mittwoch fliegst du mit Hansi nach Wien.«
»Was du nicht sagst.«
Am Mittwoch war mein vierzigster Geburtstag. Aber das erwähnte ich tunlichst nicht. Eigentlich hatte ich vorgehabt, meinen Geburtstag in aller Stille im Kreise meiner Lieben zu verbringen. Aber jetzt, wo Oda-Gesine mich drauf brachte … ich fand es im Moment gar keine gute Idee, Emil an meinem Vierzigwerden teilhaben zu lassen.
»Was mache ich mit Emil und Paulinchen? Sollen die mit nach Wien?«
»Deinen … Boy … kannst du getrost in München lassen. Der hat doch ein Auge auf die Kleine geworfen. Gönnen wir ihm den Spaß.«
»Du meinst, sie sollen gemeinsam in der Suite im Bayrischen Hof …«
Ich schnaubte. Jetzt bloß nicht die Fassung verlieren. Es ging Oda-Gesine nichts an, was in meinem Inneren vorging. Sie hatte ja schon einige Male unfeine Bemerkungen gemacht. Nicht, dass sie da doch noch ihr »Skandälchen« witterte!
»Ja, oder willst du das Baby schon wieder in den Flieger reinstopfen? Du stillst doch nicht mehr!«
»Nein, nein, das ist schon O.K.«
Ich begann, Melanie zu hassen. Das schöne Kind würde also mit Emil und Paulinchen in München bleiben, sich in meiner Suite die Nägel blau anmalen, während ich mich in Wien mit Hansi zum Kasper machte. Na bitte. Das hatte sie ja toll eingefädelt.
»Übrigens, der Frank sagt, du hättest schon wieder ein Kilo zugenommen.«
»Das ist üblich nach einer Fastenkur. Vierzig Prozent des Gewichtverlustes gehen auf Proteinverlust zurück. Die holt sich der Körper automatisch wieder.«
Oda-Gesine packte einen Nougatriegel aus. »Das geht natürlich nicht. Wegen der Anschlüsse. Ich hab mir mal den Anschluss von Sendung 53 und 54 angesehen. Bei der zweiten spannt eindeutig die Hose im Schritt. Du musst irgendwas machen, um dauerhaft schlank zu bleiben.« Sie pulte sich einen Nougatrest zwischen den Zähnen hervor. »Hast du schon von den Fettverbrennungsseminaren von Dr. Strunz gehört?«
»Dr. Wer? Was erlauben … Strunz?« Oda-Gesine wollte mich schon wieder verarschen.
Fettverbrennungsseminare. Wahrscheinlich ging man da unter lautem »Tschakkaa!«-Gebrüll mitsamt seinem Fett auf einen Scheiterhaufen und verbrannte es einfach. Nach dem Motto: »Sorge dich nicht, brenne!«
»Strunz, DER Fettverbrennungspapst. Schweineteuer, aber gut. Die Investition lohnt sich. Also jetzt machst du erst mal in Wien deine Heino-Nummer, und dann gehst du direkt am Wochenende drauf zu dem Fettverbrennungsseminar nach Nürnberg. Ist alles schon gebucht. Wien wird dir gefallen. Und der Hansi ist ein ganz Netter.«
»Bestimmt.« Ich schluckte. Ich und Hansi an meinem Vierzigsten in Wien. Die marode Diva in der maroden Stadt. Das passte. Und dann noch mit dieser bescheuerten Nummer. Für zwei Prozent Einschaltquoten. Aber bitte. Gerne doch. Und dann verbrennen wir auf Kosten des Senders noch etwas Altfett. Ein paar überflüssige Muttermilchdrüsen und Schwangerschaftsstreifen und was da trotz aller chirurgischen Schnippelkünste noch so rumhängt. Weg damit. Für die Quote tu ich alles. An mich und meine Quote lasse ich nur Fettverbrenner mit Doktortitel. Und über den Sinn des Lebens denken wir dann später nach.
»Darf ich bit-ten zum Tan-go um Mitterrrnacht …«
Ich lümmelte mit dem
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