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Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Titel: Der gemietete Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Spender. Ein paar tausend Mark kostete das schon, dass einem jemand verbot, in einen Apfel zu beißen. Dabei war das hier der Garten Eden! Ich hatte noch nie einen so paradiesischen Hotelgarten gesehen! Libera Repubblica Albergo Losone. Das Paradies schlechthin. Acht Autostunden von Köln entfernt, vier von München. Wozu sollte man in die Karibik fliegen? Oder nach Hawaii?
    Auch Emil staunte wieder sein kindliches, begeistertes Staunen. »Das ist ein tolles Hotel«, sagte er halblaut. »So was gibt es bei uns in Südafrika nicht.«
    »Was machen die da alle?«, fragte Oskar.
    »Psst! Die fasten!«
    »Was ist das, fasten?«
    »Nix essen, du Oberdödel.«
    »Die spinnen ja wohl voll!«
    »Aber die essen doch was!«, rief Katinka mit ihrem hellen Stimmchen. »Einen Apfel!«
    »O nein, die essen den nicht, die riechen nur dran«, sagte ich. »Psst, dabei wollen wir nicht stören!«
    Täuschte ich mich, oder grinste Emil?
    »Die spinnen voll«, sagte Katinka laut und klar.
    »Psst! Nicht doch! Kinder!«
    »Nun öffnen wir die Augen wieder und sagen laut zu dem Apfel ›auf Wiedersehen, auf Wiederfühlen, auf Wiederriechen und auf Wiederschmecken‹«, sagte die Fastenleiterin, und alle murmelten hingebungsvoll »auf Wiederschmecken« zu dem Apfel, den nun ein beflissener Oberkellner im silbernen Kelch davontrug.
    »Die kacken ja wohl gleich ab«, grunzte Karl verächtlich. Wo er den Ausdruck nur her hatte?
    Inzwischen nahmen sich alle Fastenteilnehmer an den Händen und murmelten beschwörend: »Wir sind eine Fastengruppe, und wir werden gemeinsam unser Inneres erfahren, wir werden unseren Körper spüren und alles Überflüssige, alles Störende und alles Lästige hinter uns lassen …«
    Au ja, dachte ich. Mach ich. Mach ich mit Begeisterung. Wartet, Freunde, hier kommt noch eine total Mühselige und Beladene, die möchte unbedingt auch in eurem Kreise zugegen sein!
    »Mama, was machen die?«, fragte Katinka bang.
    »Die meditieren«, sagte ich ehrfürchtig.
    »Mit Tieren?«, rief Katinka erschrocken.
    »Sei leise!«, zischte Oskar. »Die spielen was, was du nicht verstehst! Mit Äpfeln und mit Tieren und mit Anfassen! Dazu bist du noch zu klein!«
    »Psst!«, machte ich zum fünften Male. Hach, dass Kinder aber auch nie leise sein können, wenn sie sollen! Ich bugsierte uns entschuldigend lächelnd an der in Andacht versammelten Gruppe vorbei.
    Die Fastenleiterin hieß Annegret, wie auf einem Schild an ihrem hellrosa Kittel zu lesen war.
    Oh, Annegret, dachte ich. Schenke mir Erleuchtung und führe mich zum wahren Sinn des Lebens. Amen.
    Wir checkten ein und bekamen zwei phantastische, riesige Zimmer mit Durchgangstür zugewiesen. Sie lagen ebenerdig, und wir hatten Zugang zu einem Garten. An den Büschen hingen glänzendschwarze, kugeldicke Brombeeren. Ob ich wohl mal an ihnen riechen durfte? Meditation mit einer Brombeere! Aber ich war ja offiziell noch nicht in den Bund der Fastenden aufgenommen. Also schnappte ich mir ein paar von den prallen Beeren und stopfte sie mir in den Mund. Hach! Herrlich! Paradiesisch! Wie alles, was hier in diesem gottgesegneten Landstrich wuchs! Hier war noch richtig Sommer! Kaum hatten wir den Gottardo aperto verlassen, hatte die güldene Altweibersonne uns bestrahlt. Und so fühlte ich mich auch. Ein güldenes Altweib. Zehn Kilo zu schwer und zehn Jahre zu alt. Oder fünfzehn. Oder zwanzig. Aber man soll nicht unverschämt werden.
    Und dieser karibische Hotelgarten! Überall tropisches Gesträuch, Palmen und Kakteen. Weiche Gräser im Revier, schöne stille Plätzchen. Es duftete wunderbar nach Zypressen, Zitronen und feuchtem Gras.
    Wir packten die Koffer aus, was mit Emils Hilfe schnell und praktisch über die Bühne ging, und machten uns frisch. Ich entschied, dass ich mit den Kleinen im rechten Zimmer schlafen würde und Emil mit den Jungen im linken.
    »Ein Jungen- und ein Mädchenzimmer«, sagte ich. »Das ist doch praktisch.«
    »Willst du nicht lieber endlich mal durchschlafen?«, fragte mich Emil. »Ich kann Paulinchen nachts die Flasche geben! Du stillst doch nicht mehr!«
    »Mal sehen, wie es sich ergibt«, antwortete ich vage.
    Aber in Wirklichkeit hatte ich gehofft, dass Emil mir dieses Angebot machte. Ich musste einfach mal wieder schlafen. Richtig lange und ohne quälende Gedanken. Seit »Wört-Flört« hatte ich keine einzige Nacht mehr als zwei Stunden die Augen zugetan. Also, wenn ich es recht bedachte, war es sicher an die elf Jahre her, dass ich zum letzten Mal so

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