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Der General und das Mädchen

Der General und das Mädchen

Titel: Der General und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Anfangs wollte ich ihn bloß haben. Wieder mal ein Quickie auf einem Mehrzwecksofa. Aber da lief nichts. Wir kamen ins Gespräch, ich erzählte ihm etwas von mir. Jedenfalls zog ich zwei Tage später aus der Wohngemeinschaft aus, ich sah die Clique nie wieder, ich zog um ..
      »Er half dir dabei. Zahlte er die Miete?«
      »Ja. Er fand in Bogenhausen eine winzige Zweizimmerwohnung, managte den Umzug und so. Wir gingen ins Kino und ins Theater, und ich wartete darauf, seine Geliebte zu werden. Aber das wollte er nicht, warum, das begriff ich erst später. Ich entdeckte allmählich, wie wichtig er in der Bundeswehr war, aber er lachte nur darüber. Er schenkte mir eine Glasmenagerie, lauter kleine Tiere aus Glas. Die schleppe ich noch heute mit mir rum. Er war nur vorübergehend in München, bald kam er nach Washington, und da war er ein King ...«
      »Wann war das genau?«
      »Anfang 1982. Ich studierte wieder Philosophie, und es machte mir Spaß. Ich bekam ein paar Freunde, wirkliche Freunde.«
      »Hast du ihn nie gefragt, weshalb er dich nicht zur Geliebten haben wollte?«
      »Doch, sicher. Er antwortete, ich sei seine Tochter. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ich habe einige Zeit gebraucht, das zu akzeptieren.«
      »Als was ging er nach Washington? Was für ein General war er?«
      »Eigentlich Panzerspezialist. Aber er war längst Manager. In Washington war er zuständig für alle deutschen Soldaten, die in den USA und Canada ausgebildet werden.«
      »Wann hast du ihn wiedergesehen?«
      »1983, als ich heiratete und selbst nach Washington ging.«
      »War das Zufall?«
      »Tja, das wüßte ich selbst gern. In meinem Bekanntenkreis in München gab es jedenfalls einen jungen Mann namens Homer, ein Deutscher mit englischer Mama. Er studierte Wirtschaftswissenschaften und wollte in den diplomatischen Dienst. Er war fuchsblond mit schneeweißer Haut und so vielen Sommersprossen, daß ich mit dem Zählen nie zu Ende gekommen bin. Homer stand eines Abends auf der Matte und fragte mich, ob ich seine Frau werden wollte. Einfach so.«
      »Und du hast ja gesagt.«
      »Nicht sofort. Er hatte sehr genaue Pläne. Studium, dann Diplomatenschule in Bonn, dann erste Entsendung ins Ausland. Nichts dem Zufall überlassen. Und es war schon sicher, daß er die ersten drei Jahre in Washington machen würde. Na ja, ich habe ein paarmal mit ihm geschlafen, und dann haben wir angefangen, Zukunftspläne zu machen. Als er in Bonn noch drei Monate Drill für Amerika bekam, haben wir geheiratet.«
      »Wußte der General, daß du kommst?«
      »Natürlich. Wir schrieben uns dauernd. Er war richtig zufrieden. Es war, als käme ich nach Hause.«
      Krümel kam durch die Sonne und legte sich schnurrend an Germaines Bauch. Ich stopfte mir eine Pfeife und fragte mich, ob Germaines Lebensgeschichte mir überhaupt weiterhelfen könnte.
      »Wie war Homer?«
      »Er hatte seine Karriere, ich war sein Vorzeigestück. Er sprach nie über sich. Nicht, weil er verschlossen war, sondern weil er dachte, ich wisse alles. Die Ehe war keine, und der Sex wurde schnell fade. Weil es gerade in war, als Diplomatenfrau einen Halbtagsjob zu machen, mietete ich ein Apartment im Univiertel Georgetown, da, wo Washington ganz dörflich ist. Ich malte, obwohl ich nicht malen kann. Homer ist ein höflicher Mann, er fand das riesig.«
      »Was war mit dem General?«
      »Tja, der General. Er lebte ein dreigeteiltes Leben. Ich wußte, daß er früher mal verheiratet war. Seine Frau war die Tochter eines stinkreichen US-Generals. Sie hatten zwei Kinder, einen Sohn, eine Tochter. Die Ehe ging schnell kaputt. Die Frau war so ein richtiges Washingtoner Schmuckstück mit weißblond gefärbten Haaren und Blechlocken. Die schmiß sich jetzt wieder an den General ran. Aber er wollte nicht, er mochte sie nicht mehr.«
      »Wieso ein dreigeteiltes Leben?«
      »Die dauernden Reisen zu seinen Jungs, der Washingtoner Diplomatenrummel, sein Büro, der Stab ...«
      »Das sind erst zwei Leben, nicht drei.«
      »Das dritte Leben kannte wohl auch keiner außer mir«, meinte sie zögernd. »Ich war Zeugin; wie dieses dritte Leben entstand. Ich möchte wissen, ob er das Gutachten in seinem Jagdhaus hatte.«
      »Was für ein Gutachten?«
      »Das Gutachten, das der dritte Teil seines Lebens war. Deshalb ist er erschossen worden, da bin ich sicher.«
      »Was weißt du über dieses Gutachten?«
      »Der Titel war

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