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Der General von Dorsai

Der General von Dorsai

Titel: Der General von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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wohl kaum den eigenen Kopf in die Schlinge stecken. Nun gut: Ich übernehme Whites Gruppe und überlasse ihm das Kommando in diesem Abschnitt hier. Sie, Skuak und ich werden den Vorstoß unternehmen. Sind Sie jetzt zufrieden?“
    Darauf gab es natürlich keine Antwort. Nachgebend deutete Donal eine Verneigung an, und damit war die Besprechung beendet. Doch als er zusammen mit Skuak zu seiner Truppe zurückkehrte, war er noch immer so beunruhigt, daß er eine zusätzliche Frage an den Cassidaner richtete.
    „Glauben Sie, daß ich Gespenster sehe?“ erkundigte sich Donal.
    „Ach!“ knurrte Skuak. „Er trägt die Verantwortung. Er sollte sich über alle Konsequenzen im klaren sein.“ Und mit diesen Worten trennten sie sich. Jeder kehrte zu seiner eigenen Kampftruppe zurück, um alles für den Vormarsch vorzubereiten.
     
    Als er im Lager seiner Kompanie eintraf, stellte Donal fest, daß die Gruppenführer die Soldaten seines Kommandos bereits hatten aufmarschieren lassen. Sie waren in voller Kampfausrüstung in drei Reihen zu je fünfzig Mann angetreten, und vor jeder dieser Reihen standen ein Senior- und ein Junior-Gruppenführer. Der dienstälteste Senior-Gruppenführer – ein hochgewachsener, hagerer Veteran von Ceta namens Morphy – begleitete Donal, als er durch die Reihen schritt und die Männer inspizierte.
    Eine gute Einheit, dachte Donal, als er an den Mauern der angetretenen Soldaten entlangwanderte. Es waren gut ausgebildete und kampferfahrene Männer, obwohl es sich ganz und gar nicht um eine Elitetruppe handelte, da sie von den Ältesten der Ersten Dissidentenkirche wahllos zusammengestellt worden war. William hatte nur durchgesetzt, die Offiziere für die Demonstrations-Kampfeinheit selbst bestimmen zu können. Außer der regulären Armierung war jeder Mann noch mit einem Revolver und einem Messer ausgerüstet. Aber es waren Infanteristen, Männer, deren Hauptbewaffnung aus der Suchgeschoß-Schleuder bestand. Nun, jeder kleine Gauner in den dunklen Gassen einer Großstadt besaß ein ganzes Arsenal von Waffen – doch die moderne Kriegsführung zielte nicht in erster Linie darauf ab, dem Feind an Feuerkraft überlegen zu sein, sondern Waffen zum Einsatz zu bringen, die er nicht austricksen konnte. Strahlengeschütze und Giftgaswerfer konnten zu leicht aus großer Entfernung außer Gefecht gesetzt werden. Deshalb waren die Suchgeschoß-Schleudern weit wirksamer. Ein einziges Lademagazin enthielt fünftausend Geschoßsplitter, und der winzige, kompakte und nichtmetallische Suchmechanismus machte es möglich, daß jeder einzelne dieser Splitter selbst und unfehlbar sein Ziel fand. Man konnte das ganze Magazin auf ein nur ein Meter großes Ziel in einer Entfernung von einem Kilometer abfeuern – und jedes einzelne Geschoß traf mit nicht nachlassender Genauigkeit.
    Und doch würde man eines Tages auch gegen die Suchgeschoß-Schleuder eine Abwehrwaffe entwickeln, dachte Donal, als er in der sich lichtenden Dunkelheit des anbrechenden Morgens durch die schweigenden Reihen der Männer schritt. Letztendlich mußte der Infanterist wieder auf Dolch und Kurzschwert zurückgreifen. Und dann hing der Ausgang einer Schlacht wieder mehr vom Geschick und der Tüchtigkeit des einzelnen Kämpfers ab. Denn welche weitreichenden Wunderwaffen auch immer zum Einsatz gebracht werden mochten, irgendwann mußte der Boden selbst erobert werden – und dabei war es immer nur auf den einfachen Soldaten angekommen.
    Donal beendete seine Inspektion, kehrte zurück und blieb vor der Truppe stehen.
    „Rührt euch, Männer“, sagte er. „Aber bleibt in Formation. Alle Gruppenführer hierher zu mir.“
    Er entfernte sich außer Hörweite der angetretenen Kompanie, und die Gruppenführer folgten ihm. Sie hockten sich im Kreis auf den Boden, und er gab ihnen die Befehle des Generalstabs, die er kurz zuvor von Hugh erhalten hatte. Dann reichte er jedem von ihnen eine Karte.
    „Irgendwelche Fragen?“ erkundigte er sich wie Hugh zuvor bei seinen Truppenführern.
    Niemand meldete sich zu Wort. Sie alle warteten, daß er weitersprach. Er wiederum sah sich langsam in dem Kreis um und taxierte diese Männer, von denen Erfolg oder Mißerfolg seines Kommandos abhingen.
    Während der letzten drei Wochen hatte er Gelegenheit gehabt, sie kennenzulernen. Diese sechs nun bei ihm sitzenden Soldaten stellten einen repräsentativen Querschnitt der Reaktionen dar, die seine Berufung als Truppenführer in der Kompanie hervorgerufen hatte. Einige

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