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Der Gesandte des Papstes

Titel: Der Gesandte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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Er vertraute ihren Heilkünsten. Von Blaise wusste er, dass die Menschen des Morgenlandes viel davon verstanden. »Du hast mir zum zweiten Mal das Leben gerettet«, sagte er. »Wie soll ich diese Schuld je wieder abtragen?«
    »Es gibt keine Schuld zwischen uns.« Sie legte das Tuch weg, nahm den Verband und stand auf.
    »Doch, gibt es.«
    »Nein, gibt es nicht.«
    Sie sahen sich an und lächelten gleichzeitig.
    Als Jada sich vorbeugte, um den Verband zu befestigen, war ihr Gesicht nah bei seinem, und eine Strähne ihres hochgesteckten Haars kitzelte ihn an der Wange. Ihre Finger fühlten sich auf seiner heißen Haut kühl an.
    Er legte seine Rechte auf ihre Hüfte und zog sie zu sich. Ihre Haut war wie aus Alabaster, und ihre Augen schauten ihn fragend an. Sie versteifte sich, und bevor seine Lippen die ihren berührten, löste sie sich ruckartig von ihm. Der alte Schmerz glitzerte dunkel in ihrem Blick.
    »Jada …«
    »Nein, Raoul.« Ihre Stimme war leise. »Es geht nicht. Es wäre … falsch.« Sie drehte sich um und verließ die Höhlung, eilte davon.
    Raoul sank mit dem Rücken gegen den Fels. »Du Narr«, murmelte er. »Du verdammter, ungeschickter Narr.«

    Die Nacht war kalt gewesen, kalt und feucht, und auf seiner Decke lag Tau. Raoul schlug sie zurück, stand auf und zog den Kopf ein, als er aus der Höhlung ins Freie trat. Ein Zwielicht herrschte, das Bäumen, Gras und Felsen alle Farbe nahm und nur Grau kannte. Raoul hatte nicht gut geschlafen und war noch früher als sonst erwacht. Allerdings war er heute nicht der Erste: Jada und Andranik schliefen noch, aber Matteos Lager war leer.
    Er betrachtete die Ägypterin, ihr Gesicht, das im Schlaf frei von dem Schmerz, der Traurigkeit und dem Hochmut war, den sie stets wie eine Maske trug. Raoul wusste, dass er zum ersten Mal ihr wirkliches Wesen und die Sanftheit unter all der Zerrissenheit sah - eine Anmut, die er kaum ertrug. Er hasste sich für das, was er in der Nacht getan hatte. Er war wieder zu dem großspurigen Edlen geworden, der glaubte, sich jede Frau nehmen zu können, die er begehrte. Und damit hatte er das Vertrauen, das zwischen Jada und ihm seit Trapezunt zögerlich gewachsen war, zerstört.
    Niedergeschlagen zog er seine Stiefel an und ging durch das taufeuchte Gras den Hang hinunter. In der Morgendämmerung war das Tal weit weniger unheimlich als bei Nacht. Es schien sich um einen Vulkankrater zu handeln, in dem sich, nachdem das Feuer in seinen Tiefen erloschen war, Regenwasser angesammelt hatte. In einigen der schrundigen Felsauswüchse hatten die einstigen Bewohner des Landes Abbilder ihrer Götzen gehauen. Teilweise verdeckt von Flechten und Buschwerk, sah Raoul Menschen mit Tierköpfen, gewundene Schlangen, Frauen mit gewaltigen Brüsten. Was er zunächst für eine zufällige Anordnung von Steinplatten gehalten hatte, war in Wirklichkeit eine Treppe, die sich zum Teich hinunterwand. Als er an der letzten Reihe dorniger Sträucher vorbeischritt, sah er Matteo.
    Er badete im See.
    Überrascht blieb Raoul auf der Treppe stehen. Er konnte
sich nicht erinnern, seinen Gefährten jemals dabei gesehen zu haben, wie er sich wusch. Der Toskaner tauchte unter, warf seinen Kopf nach hinten, sodass Tropfen von seinen Haaren flogen, und rieb sich das Gesicht. Dann wandte er sich um und zog sich die Uferböschung hinauf … und Raoul verstand augenblicklich, warum Matteo es immer vermieden hatte, sich in seiner Gegenwart auszuziehen.
    Seine Brust, sein Rücken, Schultern, Oberarme und Bauch waren von einem dichten Narbengeflecht bedeckt: knotige Linien, Halbmonde, gezackte Wulste und Kerben im Fleisch.
    »Bei allen Heiligen!«, flüsterte Raoul.
    Matteo richtete sich auf und erblickte ihn. Seine Lippen formten einen lautlosen Fluch, und hastig hob er sein Leinenhemd auf, um seinen geschundenen Oberkörper zu bedecken. »Raoul«, sagte er gedehnt. Seine Mundwinkel zuckten zum Ansatz eines Lächelns.
    Raoul sprang von der gesplitterten Stufe und ging auf ihn zu. »Was ist mit deiner Haut?«, fragte er. »Diese Narben, was ist das?«
    »Gar nichts«, sagte Matteo und wich einen Schritt zurück.
    Der Toskaner schuldete ihm keine Rechenschaft; dennoch fühlte Raoul sich hintergangen. Und er war nicht in Stimmung für neue Geheimnisse. Er griff nach dem Hemd. Sein Gefährte wollte es festhalten, doch Raoul entriss es ihm. »Das ist ›gar nichts‹?«
    Matteo starrte ihn an, und seine Zungenspitze fuhr über die Oberlippe. »Schlecht verheilte

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