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Der Gesandte des Papstes

Titel: Der Gesandte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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nächste. Danach zählte er auf Arabisch bis zweihundert. Es war eine stumpfsinnige Art, sich die Zeit zu vertreiben, aber sie hatte schon in Akkon beim Wacheschieben geholfen.
    Nach und nach legten sich die Söldner nah ans Feuer und wickelten sich in ihre Decken ein. Schließlich wachte nur noch der Mongole, der aufmerksamste von ihnen. Eine gute Stunde später wurde er von dem Krieger mit der ebenholzfarbenen Haut abgelöst. Dessen Augen und Ohren waren ebenfalls scharf, doch Matteo waren die Nüsse ausgegangen, und er würde sich nicht mehr lange wach halten können.
    Lautlos streifte er die Decke ab und schob sich das kurze Messer hinter den Gürtel, seine einzige Waffe. »Herr, sei mein Schild«, flüsterte er, dann schlich er sich den Hügel hinunter.
    In einem weiten Bogen umrundete er das Lager, bis schließlich die Felswand vor ihm aufragte. Er presste sich mit dem Rücken dagegen und blickte zu dem Sarazenen. Der hatte sich einige Schritte vom Feuer entfernt, offenbar um die Müdigkeit zu vertreiben, und betrachtete die Sterne. Matteo nutzte die Gelegenheit und hastete zu einem Geröllhaufen, der sich vor der Felswand auftürmte, duckte sich dahinter, davon überzeugt,
dass das Klopfen seines Herzens bis nach Yerevan zu hören war.
    Der Sarazene sah nach den Pferden, strich einem der Tiere über die Mähne, was diesem ein leises Schnauben entlockte. Matteo reckte den Kopf. Von hier aus konnte er die Höhle einsehen. Al-Munahid hatte ihm den Rücken zugewandt. Er schlief auf der Seite, das Zepter unter der Decke verborgen.
    Matteo verließ der Mut. So konnte er das Zepter unmöglich an sich bringen. Ein seltsamer Gedanke kam ihm: Was, wenn ich ihm einfach die Kehle durchschneide? Er hat so viele Christen gemordet, dass der Lohn im Himmel für seinen Tod unermesslich groß sein muss. Vielleicht sogar groß genug, meine Sünden aufzuwiegen, ohne dass ich Morra das Zepter bringen muss …
    Doch er würde seine Furcht vor al-Munahid niemals genug bezwingen können, um ihm ein Messer an den Hals zu setzen.
    Als hätte der Gedanke einen Weg in al-Munahids Träume gefunden, regte der Sarazene sich und wälzte sich auf die andere Seite.
    Seine Augen waren offen und blickten Matteo an.
    Sein Inneres erstarrte zu Eis. Matteo war unfähig, auch nur einen Finger zu bewegen. Er erwiderte den Blick und wartete darauf, dass al-Munahid brüllend aufsprang … Doch der Söldner starrte ihn nur weiter an. Warum schlägt er keinen Alarm?, dachte Matteo - und da begriff er, dass der Söldnerführer nach wie vor schlief. Die offenen Augen waren eine willkürliche Regung des Körpers, so wie andere Männer im Schlaf redeten.
    Matteo sank auf die Steine. Er zitterte so sehr, dass es ihm kaum gelang, Atem zu holen. Als er wieder einigermaßen klar denken konnte, spähte er über den Fels. Der dunkelhäutige Sarazene war zur Höhle zurückgekehrt und saß mit untergeschlagenen Beinen am Feuer, legte Holz nach und reinigte sein Schwert - die günstige Gelegenheit war vertan. Und nicht nur das; Matteo spürte, wie ihm etwas Warmes am Schenkel herablief.

    Er hatte sich nassgemacht wie ein Knappe vor seiner ersten Schlacht.
    Du Narr, du unfähiger Tölpel, du toskanischer Nichtsnutz!, schalt er sich. Allein für deine Dummheit hast du es verdient, in der Hölle zu braten! Langsam, um nur keinen Laut zu verursachen, zog er sich zurück. Es hatte keinen Zweck; er war nicht aus dem Holz geschnitzt, es mit al-Munahid aufzunehmen.
    Oben auf dem Hügel entledigte er sich seiner Hose, hing sie zum Trocknen über den Busch und hüllte sich hastig in die Decke. Selbsthass machte ihm zu schaffen, und er war gottfroh, dass niemand Zeuge dieser erbärmlichen Darbietung geworden war. Sei nicht so streng mit dir, sagte er sich. Nicht jeder kann den Mut eines wildgewordenen Ochsen wie Battista haben. Und al-Munahid hat schon ganz anderen Männern weiche Knie beschert. Nach einer Weile ging es ihm besser. Gleichwohl wusste er, dass er es nicht noch einmal wagen würde, sich den Sarazenen zu nähern - nicht in dieser Nacht, nicht in der nächsten. Er musste anders vorgehen. Sein Plan, dem überraschten Morra mit großer Geste das Zepter zu überreichen, war von Anfang an unvernünftig gewesen. Es war einfacher - und ungefährlicher -, Morra das Ziel der Sarazenen wissen und ihn entscheiden zu lassen, was zu tun war.
    Matteo beschloss, keine Zeit zu vergeuden. Widerwillig zog er seine feuchte Hose an, warf sich die Satteltaschen über die Schulter und

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