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Der Gesandte des Papstes

Titel: Der Gesandte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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stieg zur Senke hinunter, wo er sein Pferd gelassen hatte. Während er das Tier sattelte und ihm das Zaumzeug anlegte, durchdachte er die Schwächen seines neuen Plans. Eine war die Gefahr, die Spur der Söldner zu verlieren. Gestern hatte er zufällig gehört, dass al-Munahid zur Festung eines Mannes namens Ashwaq al-Tufail bei Aleppo wollte. Vermutlich genügte dieser Hinweis, die Festung zu finden. Doch wenn al-Munahid seine Pläne änderte, bevor sie ihn eingeholt hatten - aus, vorbei. Ihn in den Bergen Kilikiens oder der syrischen Steppe aufzuspüren, wäre nahezu unmöglich.

    Auch Morra bereitete Matteo Sorgen. Er hatte seinen Herrn das letzte Mal vor einigen Tagen gesehen, im Ararathochland. Da waren der Kardinal und seine Männer nicht weiter nach Armenien geritten, sondern zurück Richtung Westen. Hatte er aufgegeben? Falls ja, war er möglicherweise wieder in Trapezunt, uneinholbar. Außerdem konnte Matteo nicht sicher sein, dass es sich bei den Pilgern, die er mehrmals in den Bergen gesichtet hatte, wirklich um Morra handelte. Es war wahrscheinlich, aber wenn er sich täuschte?
    Es gab sehr viele Unwägbarkeiten, doch er hatte keine andere Wahl.
    Matteo führte sein Pferd durch das Tal. Als er weit genug vom Lager entfernt war, dass ihn der Hufschlag nicht mehr verraten konnte, stieg er auf und galoppierte in die Nacht.

VIERUNDZWANZIG
     
     
    K adar hockte auf den Stufen im Schatten des kleinen Kuppelbaus, in der Hand einen Becher Tee, den er nicht austrinken würde, und beobachtete Najib auf der anderen Seite des viereckigen Hofs: Der Junge machte seine Sache gut. Scheinbar zufällig war er an den Reittieren der Karawane vorbeigeschlendert und hatte Bewunderung für den Araber des Kaufmanns geheuchelt. Der Gehilfe, der sich um die Pferde kümmerte, hatte sich schnell in ein Gespräch verwickeln lassen. Najib unterhielt sich jetzt schon eine ganze Weile mit dem schlaksigen Halbwüchsigen, und es hatte den Anschein, als würde dieser bereitwillig Auskünfte erteilen.
    Kadar kannte Najibs Gabe, Freundschaften zu schließen, und versuchte nicht zum ersten Mal vergeblich, sie mit der Lust des Jungen an Grausamkeiten und Demütigungen in Einklang zu bringen. Wie einfach die Leute Vertrauen zu ihm fassten … Es ist sein Gesicht, dachte der Söldnerführer. Ohne den Bartschatten könnte er als Mädchen durchgehen. Von so einem Gesicht erwartet niemand, dass er betrogen wird. Er fragte sich, was der Gehilfe des Kaufmanns wohl am Ende des Tages von Najib halten mochte.
    Kadar ließ den Becher auf der Treppe stehen und ging ins Haus hinein. Es war wie der Rest der schäbigen Karawanserei aus dem grauschwarzen Stein der hiesigen Berge erbaut und, abgesehen von den Ställen, das einzige Gebäude. Er betrat den leeren Schlafsaal. Die beiden Kaufleute, ihre Gehilfen und Söldner hielten sich im Nebenraum auf und nahmen das Morgenbrot ein. Andere Gäste gab es nicht. Bewirtet wurden sie von einem Alten, einem fast tauben Kurden, der Tee kochte, der
nach Asche schmeckte, und jede Münze, die man ihm gab, argwöhnisch untersuchte.
    Er ließ sich in einer Fensternische nieder, legte die Beine hoch und blickte nach draußen. Najib verabschiedete sich gerade von dem Halbwüchsigen und ging über den Hof. Es war Zufall gewesen, dass sie auf die Karawane gestoßen waren, und sie hatten einen Umweg von zwei Tagen auf sich genommen, ihr zu folgen. Jetzt würde sich zeigen, ob sich der Aufwand gelohnt hatte.
    Najib entdeckte ihn und kam auf ihn zu. Kadar schien es, als ob die hellen Augen des Jungen vor Vorfreude leuchteten.
    »Es sind Kaufleute aus Mossul. Sie kommen von Trapezunt zurück, wo sie Edelsteine verkauft haben. Lapislazuli. Die Geschäfte müssen gut gewesen sein. Der Kaufmann hat sich den Zuchthengst gekauft, obwohl er als Geizkragen bekannt ist.«
    Das klang viel versprechend. Kadar beugte sich vor. »Wieso haben sie dann nur vier Mann Geleitschutz?«, fragte er leise.
    »Als sie von Mossul aufbrachen, hatten sie zehn«, sagte Najib. »Sechs fielen, als sie unterwegs von einem Bergstamm angegriffen wurden. Neue konnten sie keine anwerben; Söldner sind gerade selten in Kleinasien. Die Mongolen haben fast alle angeworben.«
    »Sie hätten sich einem großen Karawanenverband anschließen können.«
    Najib nickte. Offenbar hatte er diese Frage auch gestellt. »Wie gesagt, der Anführer ist ein Geizkragen. Er wollte sich die Beteiligung sparen und zügig vorwärtskommen.«
    Der Junge schien an alles gedacht zu

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