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Der Gesandte des Papstes

Titel: Der Gesandte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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kälter wurde, dicht neben die glühenden Scheite. Er versuchte einzuschlafen, aber es wollte ihm nicht gelingen. Um sich von seinen Gedanken abzulenken, legte er Holz nach und begann, im Licht des aufflackernden Feuers seine Satteltaschen auszuräumen und den Inhalt zu ordnen.
    Wie viel sich auf so einer Reise ansammelt, dachte er und warf alles, was er nicht mehr brauchte, in die Flammen. Von den Wurzeln, die seinen Husten und die Erschöpfung gelindert hatten, war noch eine übrig: ein runzelig gewordenes Gebilde, das schon viel zu trocken war, um Saft daraus zu gewinnen. Raoul vergrub sie nahe des Brunnens und begoss die Stelle mit Wasser. Vielleicht steckte noch genug Leben in der Knolle, dass eine Pflanze daraus gedeihen konnte. Ein Reisender, der sich in der gleichen Lage befand wie Raoul vor nicht allzu langer Zeit, würde eines Tages dankbar dafür sein.
    Die Kleidung, in der er von Bazerat aufgebrochen war und die er in Kleinasien und Armenien getragen hatte - die Hose und der blaue Waffenrock mit dem silbernen Hirsch seiner Familie -, war schmutzig und zerschlissen. Als er sie ins Feuer werfen wollte, fiel ein Beutel heraus.
    Seine alte Geldbörse, gefüllt mit Erde vom Boden der Heiligen
Stadt. Irgendwie hatte sie die viele tausend Meilen lange Reise unbeschadet überstanden und war auch nicht verloren gegangen.
    Raoul öffnete sie und ließ etwas von ihrem Inhalt auf seinen Handteller rieseln - Erde für das Grab seines Vaters. Plötzlich wurde ihm bewusst, wie sehr ihn die letzten Monate verändert hatten. Als er die Erde am Straßenrand aufklaubte, war er ein anderer gewesen: verwirrt, voller Zweifel und von der Hoffnung erfüllt, sein Auftrag würde einen besseren Mann aus ihm machen. Das war geschehen - nicht in der Art, wie er es erhofft hatte, aber der Wunsch hatte sich erfüllt. Er dachte an seinen letzten Kampf gegen Kadar al-Munahid, als er Jada zugerufen hatte, sie solle das Zepter nehmen und fliehen. Hätte sie es getan, wäre er verblutet oder bald darauf seiner Krankheit erlegen, trotzdem hatte er die Worte ausgerufen: Denn Jadas Schicksal war ihm wichtiger als sein eigenes Leben.
    Er verstaute das Säckchen, schlug die Beine unter und blickte in die Flammen. Er freute sich auf seine Heimkehr und versuchte sich die Wiedersehensfreude seines Bruders und all der anderen auszumalen, die bei seinem Aufbruch nicht damit gerechnet hatten, ihn je wiederzusehen. Doch immer wieder überlagerte Jada die Bilder seiner Vorstellung, ihr Gesicht, ihr Lachen, der Ausdruck in ihren Augen, als sie sich abwandte und zu ihrem Volk zurückkehrte. Raoul kämpfte nicht gegen die Bilder an. Der Schmerz war alles, was ihm von ihr geblieben war, und er wollte nicht, dass er so schnell nachließ und mit ihm die Erinnerung an sie.
    Auch den Rest der Nacht fand er keinen Schlaf. Er saß am Feuer, legte Holz nach und wartete auf den Morgen. In der Dämmerung packte er seine Sachen und belud die Pferde. Gerade als er aufsteigen wollte, sah er jemanden auf der anderen Seite des Brunnens stehen.
    »Jada.« Er zog seinen Fuß aus dem Steigbügel und schaute sie an: Sie war wirklich, keine Täuschung seines übermüdeten
Verstandes. »Herrgott, was machst du hier? Was ist geschehen?«
    Sie kam auf ihn zu. »Die Ältesten haben meine Verbannung aufgehoben. Ich hatte recht. Sie sind froh, dass das Zepter endlich zerstört ist.«
    »Also das, was du wolltest.«
    »Ja.«
    »Warum bist du dann zurückgekommen? Du solltest in deinem Dorf sein. Bei deiner Familie.«
    Jada verzog spöttisch den Mund. »Das ist alles, was du zu sagen hast? Keine Wiedersehensfreude? Keine Erleichterung, dass ich es mir anders überlegt habe? Du enttäuschst mich, Raoul.«
    Hinter seinen Schläfen pochte es. Ich hätte schlafen sollen, dachte er. »Mach dich nicht über mich lustig, Jada. Bitte. Es ist so schon schwer genug.«
    Das Glitzern in ihren Augen verschwand. »Ich mache mich nicht lustig. Ich meine es ernst.«
    Er drehte die Hand, sodass sich der Zügel darum schlang. Er brauchte etwas, woran er sich festhalten konnte. »Du hast es dir anders überlegt?«
    Ein Nicken.
    »Und was ist mit deinem Dorf … deinem Volk? Du hast dich doch so nach deiner Heimat gesehnt. Ist das plötzlich nicht mehr wichtig?«
    »Es genügt mir zu wissen, dass ich jederzeit zurückkehren kann. Oder erst in vierzig oder fünfzig Jahren, wenn …« Sie verstummte.
    »Wenn ich tot bin«, beendete er den Satz.
    Wieder nickte sie.
    »Du hast dir das gut überlegt?«
    »Da

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