Der Gesandte des Papstes
Gaspare war bemüht, die Verbitterung über die Ereignisse aus seiner Stimme herauszuhalten, aber es gelang ihm nicht. Er tat Raoul leid. Raoul konnte sich entscheiden, ob er Battista folgte oder nicht. Gaspare hatte diese Wahl nicht; er musste dem Venezianer gehorchen, ganz gleich, wohin dessen Weg führte.
»Wo hat er gelernt, so zu kämpfen?«, fragte Raoul.
Der kleine Toskaner holte Brot aus seinem Beutel. Es war von der Art, wie es in diesem Land gebacken wurde: rund, flach und von einer ähnlichen Farbe wie die Hügel ringsherum. Er zerteilte es mit den Händen und gab eine Hälfte Raoul. »Er war ein Ritter, bevor er in den Dienst der Kirche getreten ist. Ein Kreuzritter. Er war vier Jahre in Akkon, etwa zur gleichen Zeit wie ich.«
Ein Kreuzritter. Das erklärte so manches. »Kanntet ihr euch?«
»Ich kannte ihn, aber er mich nicht. Ich war nur ein gewöhnlicher …« Gaspare unterbrach sich, als Battista zu ihnen kam. Der Hüne setzte sich und nahm sich etwas Brot. Der stählerne Ausdruck in seinen Augen war seit dem Morgen nicht gewichen, und er wirkte nicht im Mindesten erschöpft von dem Gewaltritt.
»Al-Munahid wird ebenfalls den Seeweg nach Konstantinopel nehmen, vermutlich wie wir von Jaffa aus«, sagte er. »Es ist nicht ausgeschlossen, dass er damit rechnet, verfolgt zu werden. Wir müssen vorsichtig sein. Vielleicht lauert er uns in der Stadt auf.«
»Dann machen wir einen Bogen um Jaffa und nehmen in Arsuf ein Schiff«, schlug Gaspare vor.
»Nein. Damit verlieren wir einen halben Tag. Wir müssen das Wagnis eingehen. Wenn al-Munahid vor uns in Konstantinopel ist, ist der Stab für den Heiligen Vater verloren.«
Es war so heiß, dass Raoul den Tieren frühestens zur vierten Stunde zumuten wollte, sie weiter durch das unwegsame Land
zu tragen. Doch Battista drängte zum Aufbruch, und so saßen sie schon eine Stunde später wieder in den Sätteln.
Die Eile rächte sich. Am nächsten Morgen, als das Meer in der Ferne in Sicht war, brach sich Gaspares Pferd das linke Vorderbein. Gaspare erlitt vom Sturz nur einige Schrammen, aber das Tier war nutzlos. Raoul tötete es am Wegesrand und ließ den Toskaner bei sich aufsteigen. Um nicht auch noch sein Pferd zu verlieren, ritten sie die restlichen Meilen nach Jaffa im Schritt.
Die Stadt hatte große Ähnlichkeit mit Askalon. Sie verkauften die Pferde an einen Mietstall in der Nähe des Stadttors und machten sich durch die engen Gassen auf den Weg zum Hafen.
Dort wimmelte es von Soldaten. Raoul, Gaspare und Battista hielten sich unauffällig in einer Gasse zwischen zwei Lagerhäusern auf. Ein stinkendes Rinnsal floss in der Mitte der Gasse zu einem Rohr im Boden. Sie hielten sich im Schutz eines Stapels verrottender Kisten, der sich neben der Treppe zum Hafen auftürmte, und beobachteten die Männer mit dem goldenen Halbmond auf ihren Schilden an der weiter unten liegenden Hafenmauer. Es war nicht viel los, und die Soldaten überprüften jeden Reisenden, der an Bord eines der Schiffe wollte.
»Sie wissen, dass wir kommen«, sagte Battista. »Dieser Hundesohn al-Munahid hat sie vorgewarnt.«
»Er scheint großen Einfluss zu haben«, sagte Raoul.
»Mit dem Siegel des Sultans könnte er ganz Palästina mit Veilchen bepflanzen. Kommt. Wir können hier nicht bleiben.« Battista führte sie den Weg zurück. Als sie an einer Garküche am Rand des jüdischen Viertels vorbeikamen, befahl er ihnen, dort zu warten, bevor er in der Menge verschwand.
Der kahle Raum war voller Männer aus den umliegenden Läden und Werkstätten, die in den Nischen kauerten und alle ein und dasselbe säuerlich riechende Linsengericht verzehrten. Der kleine und äußerst flinke Wirt hatte offenbar bemerkt, dass
sie keine Juden waren, denn er bediente sie nicht und bedachte sie hin und wieder mit finsteren Blicken. Raoul saß auf der Steinbank in der letzten freien Nische und behielt durch den Fensterschlitz die Straße im Auge. Er sah Händler mit bepackten Eseln, Wasserträger, einen grauhaarigen jüdischen Edlen mit zwei stämmigen Leibwächtern, einen jugendlichen Taschendieb, der sich geschickt einem gestenreich mit seinen Freunden redenden Kaufmann annäherte - aber keine Soldaten.
Nach einer guten Stunde kam Battista zurück. Als sie die Garküche verließen und sich wieder durch die Menschenmenge kämpften, fragte Raoul: »Wo wart Ihr?«
»Bei einem Freund. Dem letzten treuen Diener unserer Kirche in dieser Stadt. Ich habe ihm eine Nachricht an Kardinal Morra gegeben,
Weitere Kostenlose Bücher