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Der Gesandte des Papstes

Titel: Der Gesandte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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ibn-Marzuq enttäuscht gewesen, dass die Schriftrolle nicht ausreichte, aber das hatte sich inzwischen gelegt. Schließlich hatte er von Anfang an gewusst, dass es nicht einfach werden würde.
    Um seinen Rücken zu schonen, änderte er seine Sitzhaltung. Bei Allah, wie sehr er seine Wehleidigkeit verfluchte! Glücklicherweise war der Teil der Reise, den er zu Pferd bewältigen musste, bald zu Ende. Nach Konstantinopel reisten sie mit dem Schiff. Ibn-Marzuq war zwar kein großer Freund von Seefahrten, aber das war allemal besser, als von morgens bis abends im Sattel zu sitzen.
    Im Licht der Kerze legte er die Schriftrolle aus und begann zu lesen. Es dauerte eine Weile, bis er sich in das förmliche Schriftgriechisch eingefunden hatte. Aber dann flog sein Blick nur so über die Zeilen, trotz der für sein Empfinden barbarischen Schreibweise von links nach rechts. Er hatte schon unzählige Geschichten über den Stab des Antonius gehört, aber in einem Dokument der römischen Kirche davon zu lesen, war mehr als erstaunlich.
    Für die Söldner war er ein gelehrter Narr aus der Hauptstadt, der ihnen für die Suche nach einer alten, wertlosen Reliquie viel Gold in Aussicht stellte. Ibn-Marzuq ließ sie in dem Glauben. Solange sich ihre einfachen Gemüter ausschließlich mit dem Geld des Sultans beschäftigten, das bald in ihre Beutel fließen würde, stellten sie keine Fragen. Sorgen machte er sich nur um Kadar al-Munahid. Der Syrer war anders als seine Männer, nicht gebildeter, nicht weniger grausam, aber besonnener. Er war zielgerichteter und leider auch klüger. Die anderen Männer flößten ibn-Marzuq zwar Angst ein, aber er konnte sich unter ihnen behaupten, indem er die Maske des arroganten Hofbeamten aufsetzte. Al-Munahid dagegen ließ sich von dieser
Maskerade nicht täuschen. Er konnte kaum lesen und schreiben, aber sein Verstand arbeitete genauso schnell und scharf wie der ibn-Marzuqs. Vielleicht sogar noch schneller und schärfer. Eine bestürzende Erfahrung, dem Sohn eines Beduinen aus der Syrischen Wüste in jeder Hinsicht unterlegen zu sein. Und schlimmer noch, al-Munahid wusste, wie sehr er ibn-Marzuq verunsicherte. Es schien ihn zu amüsieren.
    Nicht auszudenken, was geschieht, wenn er die Wahrheit erfährt, dachte der Wesir und strich das Pergament auf seinen Knien glatt, das sich immer wieder zusammenrollen wollte. Er nahm die Kerze auf und beleuchtete die Schrift, darauf bedacht, keinen Wachstropfen auf das Pergament fallen zu lassen.
    Ehrfürchtig betrachtete er die Abbildung, die in den Text eingefügt war. Eine kunstvolle Miniatur, rubinrot und golden.
    Der Stab des Antonius.
    Suleymans Zepter.

SIEBEN
     
     
    E r war geflogen, weit und hoch und ohne einen Gedanken, dass es je zu Ende sein könnte. Doch als er seine Augen öffnete, sah er über sich nicht den endlosen Himmel, sondern eine weiße, rissige Zimmerdecke. Und im Rücken spürte er Holz, dessen Härte von mehreren Lagen Decken abgemildert wurde.
    Raoul blinzelte, bis die Schleier vor seinen Augen verschwanden. Er erkannte seine Unterkunft in Cristoforo Battistas Haus wieder. Spärliches Licht fiel durch den Fensterschlitz. Während seiner Pilgerfahrt hatte er es sich zur Angewohnheit gemacht, gleich nach dem Aufwachen aufzustehen, um keine Zeit zu verlieren. Doch nun zwang ihn jäh einsetzender Schwindel, wieder auf die Pritsche zu sinken. Er griff zu seinen pochenden Schläfen und ertastete den rauen Stoff eines Verbands, der seinen Kopf umgab.
    Schreie. Schwerterklirren. Sterbende Männer … Raoul schloss die Augen, als die Bilder auf ihn einströmten. Drei Hiebe - mehr hatte der dürre Krieger mit den eisengrauen Augen nicht benötigt, um ihn … ja was? Raoul wusste nicht, was der Krieger mit ihm gemacht hatte, aber es kam ihm wie ein Wunder vor, dass er der wilden und unberechenbaren Klinge entgangen war.
    Was war mit den anderen? Mit Battista? Gaspare?
    Wie eine Antwort auf seinen Gedanken öffnete sich die Tür, und der Toskaner kam herein, unversehrt. Er grinste, als er sah, dass Raoul wach war. »Wie geht es Euch?«
    »Ich habe … Kopfschmerzen«, sagte Raoul mit belegter Stimme.
    Gaspare zog den Hocker ans Bett und setzte sich. Er bückte
sich nach dem Wasserkrug und reichte ihn Raoul, der sich trotz der Schmerzen aufsetzte und trank. Augenblicklich fühlte er sich besser.
    »Dankt dem Herrn, dass Euer Kopf überhaupt noch auf Eurem Hals sitzt«, sagte Gaspare. »Oder dass Ihr Euch nicht alle Knochen im Leib gebrochen

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