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Der Gesang der Haut - Roman

Der Gesang der Haut - Roman

Titel: Der Gesang der Haut - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Picus-Verlag
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falsch unterwürfig, gar nicht so, als würde sie seinen Wünschen entsprechen wollen. In Viktors Kopf duellierten die Gedanken aber immer dumpfer. Moiras warme Stimme, Moiras Blick, in dem er einen Ruf, eine Herausforderung oder auch nur eine Bitte las, was war es denn, was ihn da anzog, ein spöttischer und duldsamer Blick zugleich, ihre eigenartige Geschichte, alles machte ihn neugierig, nein, viel mehr, diese Frau riss ihn aus seiner Routine. Ach, warum sollte er nicht neue Freundschaften eingehen? Warum sollte er nicht ein kleines Risiko eingehen? Nervensägen kann man ja rauswerfen. Im Hintergrund dazu Klaras genervte Stimme: Du kannst nie Nein sagen, Viktor! Ach, sagte er, da kann ich nicht Nein sagen, dann gehen wir heute Nachmittag Kaffeetrinken. Kennen Sie in diesem Ort ein schönes Café?
    Cafés sind teuer und selten gut, sagte sie, ich komme zu Ihnen, Sie kochen den Kaffee und ich backe einen schnellen Kuchen. Viktor kratzte sich an den Nasenflügeln. Frau Sanderia, meine Freundin Klara … ich möchte sie nicht eifersüchtig machen.
    Ich doch auch nicht! Ich hoffe, ich lerne sie auch kennen.
    Ich bin, begann er …
    Ich auch.

15
    G enau um vier klingelte Moira. Schließlich könnte sie auch für Klara eine Freundin werden, dachte er. Du Heuchler, lachte seine Schwester, du hast nur Lust auf Lust. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, grinste der Großvater.
    Er hatte schon den Tisch gedeckt. Sie lächelte: Sie sehen erstaunt aus, dass ich pünktlich bin. Hallo, Herr Weber, ich habe Ihnen einen Nusskuchen aus einer Fertigmischung gebacken, die schmecken ganz lecker. Und Schlagsahne bringe ich auch mit. Der Kuchen ist angeschnitten, weil ich meiner Schwiegermutti ein Stück dagelassen habe. Das nächste Mal, wenn ich mehr Zeit habe, bringe ich Ihnen einen echt selbstgebackenen Ananaskuchen nach einem Rezept meiner Mutter. Der gelingt mir fast immer. Finden Sie, dass ich Sie überfalle?, fragte sie.
    Ich werde zurzeit ganz gern überfallen, war seine dumme Antwort.
    Das habe ich mir gedacht, war ihre, wie er fand, freche Erwiderung. Schnell eine banalere, auf sie bestimmt abgedroschen wirkende Frage: Wo haben Sie so gut Deutsch gelernt?
    Meine Eltern sind aus Tansania. Mein Vater hat Mathematik und Physik in Deutschland studiert, ist anschließend nach Tansania zurückgekehrt, er unterrichtet an der Universität in Daressalam. Ich habe in der Kindheit deutsche Kindermädchen gehabt, jedes Jahr ein neues. Sie gucken so erstaunt. Tansania ist zwar ein armes Land, aber es gibt auch dort eine Schicht besser situierter Leute, und in Deutschland findet man Studentinnen und Studenten, die sich ein Abenteuerjahr in Tansania wünschen.
    Aus Tansania ragte in einer Schneekrone der Kilimandscharo hervor. Sobald die Praxis gut lief und genügend Geld da war, wollte er mit Leo auf diesen Gipfel steigen, und zwar bevor der ewige Schnee wegen der Klimaerwärmung eine Legende würde. Bergsteigen war nicht gerade Klaras Lieblingssport, sie würde aber mitfliegen können, an einem Strand ausruhen, und später würden sie zusammen eine Fotosafari machen. Ich kenne Ihr Land nicht, sagte er, aber mit einem Freund wollte ich immer den Kilimandscharo besteigen.
    Na, dann warten Sie nicht ab, bis Sie achtzig werden. Fünftausendachthundertfünfundneunzig Meter sind kein Pappenstiel.
    Und Sie, waren Sie schon da oben?
    Auf dem Kilimandscharo? Nur in Gedanken.
    Er goss den Kaffee ein, sie schnitt den Kuchen. Als sie ihre Gabel zum Mund führte, prustete sie los: Wir trinken Kaffee wie zwei alte Menschen.
    Wieso zwei alte Menschen? Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Er dachte, er hätte vielleicht den Tisch nicht decken sollen. Sie hätten die Teller auf den Knien halten können wie Studenten ohne Möbel. Wir sind schön gesittet und brav, sagte Moira, und lassen uns jetzt auf einen biederen Dialog ein. Ich frage Sie, ob Sie Geschwister haben, und dann fragen Sie mich das Gleiche, wir stellen unsere Sippschaft vor mit Alter, Beruf, falls vorhanden, charakterisieren kurz unsere Beziehung zu ihnen. Oder sollen wir die braven und künstlichen Präliminarien auslassen und zum Wesentlichen übergehen?
    Hm … der Kuchen schmeckt prima, sagte er, vielleicht sollte ich auch mal probieren, mit Fertigmischungen zu backen, wie heißt er?
    Also doch Übergänge … Sollen wir einander die üblichen Fragen stellen?
    Hm … Was für Fragen?
    Harmlose. Wo-wann-wer-wie-Fragen. Ich fange an. Wer ist deine Verlobte?
    Klara ist nicht meine

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